Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

Nachrichten

“Sie wurde nur drei Jahre alt”

“Sie wurde nur drei Jahre alt”
Mechernicher Hauptschüler reisten zum Holocaust-Gedenktag nach Köln, um an ermordete Kinder aus Kommern zu erinnern
Mechernich/Köln – Zum Holocaust-Gedenktag am Dienstag, 27. Januar, reisten zehn Zehntklässler der Hauptschule Mechernich zusammen mit ihrer Lehrerin Gisela Freier nach Köln. Sie nahmen aktiv an der Gedenkfeier an der Kinder-Gedenkstätte Löwenbrunnen teil. Dort sind die Namen von 1100 deportierten Juden an bronzenen Gedenktafeln zu lesen – darunter die Namen von drei Kindern aus Kommern.
In Köln erinnerten sie an die drei Kommerner Kinder, die am 19. Juli 1942 mit einem offenen Lastwagen abtransportiert wurden. Die Schüler hatten in Anlehnung an eine jüdische Tradition drei Steine aus dem Garten des ehemaligen “Judenhauses”, in dem die Nazis jüdische Mitbürger in Kommern einpferchten, mit nach Köln gebracht und legten sie an die Gedenkstätte. Dazu verlasen die Hauptschüler: “Mit diesem Stein erinnere ich an Hannah Eiffeler, geboren am 3. Mai 1936. Sie hatte die Transportnummer 167. Sie wurde nur drei Jahre alt.”
Ruth Eiffeler mit der Transportnummer 170, wie die Nazis akribisch dokumentierten, ermordeten die Nationalsozialisten im Alter von sieben Jahre. Jack Kaufmann mit der Transportnummer 521 wurde vier Jahre alt, er in der Nähe von Minsk sein Leben lassen musste. “Ihre Namen und ihr Schicksal sollen nicht vergessen werden”, mahnten die zehn Hauptschüler.
Gisela Freier hatte mit ihren Hauptschülern bereits verschiedene Aktionen in Kommern und Mechernich gestartet, um gegen das Vergessen der Nazi-Verbrechen an den jüdischen Mitbürger zu kämpfen. So verlegten die Schüler Stolpersteine, auf denen die Namen ermordeten Juden eingraviert sind, oder setzten dem Kommerner Juden Eduard Levano einen Grabstein, der in der Nazizeit verwehrt wurde.
Die Gedenkstunde veranstalteten der Evangelische Kirchenverband Köln und Region, die Synagogen-Gemeinde Köln und der Katholische Stadtdekanat zusammen mit dem Arbeitskreis “Lern- und Gedenkort Jawne”. Die Jawne in Köln war das einzige jüdische Gymnasium im Rheinland. Wo seit 1997 das Mahnmal Löwenbrunnen auf dem Erich-Klibansky-Platz steht, standen früher eine Synagoge, ein Lehrerseminar mit einer jüdischen Volksschule sowie das Reformrealgymnasium “Jawne”.
Studiendirektor Dr. Erich Klibansky war der Leiter der “Jawne”, die zeitweise von über 400 jüdischen Schülern besucht wurde. Bereist 1933 sagte Klibansky: “Der Ausgliederungsprozess des deutschen Volkes gegenüber uns Juden ist in vollem Gange.” Er versuchte nach der Reichspogromnacht 1938, möglichst viele Schüler und Lehrer nach England zu schleusen. 130 jüdische Kinder aus Köln überlebten, er selbst, seine Familie und die verbliebenen Schüler wurden 1942 ermordet.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

04.02.2009