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Sägen, schwitzen, siegen

Sägen, schwitzen, siegen
Erste Rheinische Holzhauermeisterschaft im LVR-Freilichtmuseum Kommern ausgetragen – Altförster Horst Pankatz moderierte – Brabanter, Noriker und Ardenner “rückten” Holz aus dem Wald – Zahlreiche Aktionen rund um die Forstwirtschaft
Mechernich-Kommern – Lange bevor die Motorsäge Einzug in die Forstwirtschaft hielt, wurde die Arbeit im Wald überwiegend durch Muskelkraft und mit Hilfe von Pferden erledigt. Wie das vonstatten ging, konnte man am Wochenende im LVR-Freilichtmuseum Kommern aus nächster Nähe erleben. Mehr noch: Zahlreiche Zeitgenossen, die sich zur Ersten Rheinischen Holzhauermeisterschaft angemeldet hatten, erlebten am eigenen Leib, dass das Sägen mit der großen Drumsäge keinesfalls nur romantisch, sondern auch knochenhart war. Zwar sieht die große Hobelzahnsäge, die von zwei Arbeitern gleichzeitig geführt wird, so aus, als würde sie sich in Windeseile durch einen Baumstamm fressen, doch ganz so einfach ist die Angelegenheit dann doch nicht.
So mancher Wettbewerbsteilnehmer geriet beim Sägen mächtig ins Schwitzen. Dabei sollten nur zwei Scheibchen von einem Baumstamm abgesägt werden. Schnell war klar, es ging dabei nicht nur um Kraft, sondern auch um Technik. Denn die Drumsäge sägt anders als normale europäische Sägen auf Zug und nicht auf Druck. Sie funktioniert also wie eine japanische Säge, und so muss man für diese Schnitttechnik erst einmal das richtige Gefühl entwickeln.
Neben dem Sägen war auch das Baumfällen ein Teil des Wettbewerbs. Hier ging es darum, so schnell wie möglich, einen sogenannten Fallkerb zu erstellen. Während die “Sohle” – ein waagerechter Schnitt – mit der Drumsäge geschnitten wurde, ging es anschließend mit der Axt weiter, um die Kerbe in den Baum zu schlagen. Die Oberaufsicht über den Wettbewerb hatte der Leiter des WaldPädagogikZentrums Eifel, Ingo Esser. Moderiert wurde die Veranstaltung von Horst Pankatz, der nicht nur als Förster des Altkreises Schleiden, sondern auch als Kreisvorsitzender der Liberalen und als Vorsitzender der Kreisjägerschaft seine kapitalen Trittsigel in der Region hinterlassen hat. Pankatz führte mit viel Humor und zahlreichen Tipps durch den Wettbewerb.
Eine besonders gute Zeit in beiden Disziplinen legten Walter Dietrich und Heiko Zöll hin. Sie landeten folglich auf dem ersten Platz und bekamen dafür eine Axt, mit der sie bis zur Zweiten Rheinischen Holzhauermeisterschaft weiter kräftig üben können. Auf Platz zwei landeten Peter Löhr und Jaß Marian, die eine Holzschale gewannen. Platz drei schließlich ging an Klaus Lange und Dirk Bogedein. Sie erhielten ein paar handgesägte Frühstücksbrettchen.
Schwere Rundhölzer gerückt
Doch neben dem Wettbewerb für Amateure gab es für die Besucher auch professionelle Waldarbeiter zu sehen. So zeigten zahlreiche Pferdeführer, wie sie mit ihren Kaltblütern Holz “rückten”. Dazu benötigten sie extra ausgebildete und besonders starke Pferde wie Brabanter, Noriker und Ardenner. Die zahlreichen Zuschauer waren verblüfft, welche schweren Rundholzstämme die Tiere scheinbar ganz mühelos aus dem Wald zogen. Doch was aussah wie Forstwirtschaft von anno dazumal erwies sich als durchaus noch praktikabel. Denn anders als die Harvester und Schwerlastfahrzeuge wird von den Kaltblütern der Waldboden nicht verdichtet, und sie kommen an Stellen ran, wo man mit Fahrzeugen keine Chance hätte.
Der Pferdeeinsatz war jedoch nur einer von vielen Programmpunkten der Veranstaltung “Rückepferde und Unimogs”, die vom WaldPädagogikZentrum Eifel des Landesbetriebs Wald und Holz NRW im LVR-Freilichtmuseum Kommern organisiert wurde.
Zu sehen waren beispielsweise auch historische Traktoren mit Seilwinde und Holztransporter. Wie universal sich vor allem in früheren Zeiten der Traktor einsetzen ließ, wurde an einem mobilen Sägewerk demonstriert. Direkt vor Ort wurden Baumstämme zu Brettern verarbeitet, wobei die Riemenscheibe des 45er Lanz-Bulldogs über komplexe Bandschlaufen und Zahnräder die Säge in Bewegung hielt.
Brennholz wurde derweil mit der Axt oder mit einem modernen Spalter gefertigt. Man bekam Einblicke in die Entwicklung der Waldarbeitskleidung, die heute keinesfalls mehr aus einem schlichten Blaumann besteht, sondern aus hochmoderner Sicherheitskleidung, die Unfälle verhüten hilft.
Darüber hinaus wurden mit Weidenruten Schanzen zum Anheizen der Backöfen gebunden, Kinder durften Ponyreiten oder mit dem Schleidener Schreinermeister Devid Hörnchen Bogen schießen. Schließlich wurde auch der alte Beruf des Stellmachers vorgestellt. Vom Besenstiel bis zum Wagenrad wurde von dieser Zunft früher alles hergestellt und repariert. Die letzten Stellmacher sind heute jedoch bereits 70 bis 80 Jahre alt. Ohne Einrichtungen wie das LVR-Freilichtmuseum würde das Wissen um deren Techniken wohl in den nächsten 20 Jahren verschwunden sein.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

04.05.2010