Rotkreuzler verabschieden Erwin Doppelfeld mit Standing Ovations
Karl-Werner Zimmermann führt jetzt den Rotkreuz-Kreisverband Euskirchen – Knapp 120 Delegierte aus elf Ortsvereinen kamen zur Kreisversammlung nach Dahlem
Dahlem/Kreis Euskirchen – „Standing Ovations“ für einen scheidenden Vorsitzenden gibt es nicht alle Tage. Erwin Doppelfeld, der fast auf den Tag genau nach zehn Jahren als Vorsitzender des Rotkreuz-Kreisverbandes Euskirchen aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, wurde diese ganz besondere Ehre zuteil – und das sogar gleich mehrmals im Laufe der knapp vierstündigen Kreisversammlung im Vereinshaus in Dahlem. Damit geht beim Roten Kreuz eine Ära zu Ende, die mit der Überlegung begann: „Ich kann ja ens luure. Wenn et mir nit jefällt, dann hüer ich eben wieder auf.“ Gefallen hat es ihm. „Es war eine schöne Zeit, ich habe das sehr gerne gemacht“, versicherte der 76-Jährige und versprach den knapp 120 Delegierten, „seinen Kreisverband“ weiterhin zu unterstützen.
Mit 82 von 102 gültigen Stimmen ernannte die Versammlung in geheimer Abstimmung Karl-Werner Zimmermann zu seinem Nachfolger. Der 55-jährige Beamte, der 1976 dem Zülpicher Jugendrotkreuz beitrat und der seit 1991 stellvertretender Kreisvorsitzender war, sagte nach seiner Wahl, er werde der guten Tradition seiner Vorgänger folgen und den Kreisverband „nicht von oben herab“ dirigieren. Als seine erste Amtshandlung in der neuen Position änderte er spontan die Tagesordnung ab und ernannte Erwin Doppelfeld zum Ehrenvorsitzenden des Kreisverbandes. Dann erst ging es mit der Wahl unter Leitung des Bundestagsabgeordneten Detlef Seif weiter. Zur ersten stellvertretenden Vorsitzenden ernannten die Rotkreuzler die Blutspendebeauftragte Edeltraud Engelen, zum Kreisverbandsarzt wurde Frank Gummel gewählt, der Frau Dr. Gerda Hirth ablöst. Für ihre langjährigen Verdienste – Gerda Hirth engagiert sich seit fast 40 Jahren im Roten Kreuz – wurde sie zum Ehrenmitglied ernannt. Ansonsten blieb es bei der bewährten Mannschaft mit Schatzmeister Gerd Fink, Justiziar Werner Eicks, Kreisbereitschaftsleiter Jürgen Houbé und Beisitzer Herbert Schmitz. Ein zweiter stellvertretender Vorsitzender soll zu einem späteren Zeitpunkt gewählt werden. Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker gehört dem Kreisvorstand qua Amtes an.
Mit den Worten „Sie sind alle Dienstleister für das Leben“ hatte Dahlems Bürgermeister Jan Lembach als Erster das Grußwort an die Delegierten aus insgesamt elf Ortsvereinen eröffnet. Er verwies auf die vergleichsweise hohe Zahl aktiver Rotkreuzler in der kleinsten Gemeinde des Kreises Euskirchen und hob die Bedeutung der Organisation für die Gesellschaft hervor: „Ohne dem Roten Kreuz würde den Menschen etwas fehlen.“
Bundestagsabgeordneter Detlef Seif lobte die fortschrittliche Arbeit des Vorstandes und der Geschäftsführung. „Sie haben die richtigen Schritte unternommen, um den Kreisverband zukunftsfähig zu machen, indem Bereiche geschaffen wurden, in denen Überschüsse erwirtschaftet werden.“ Tatsächlich hat der Ausbau Kindertagesbetreuung dafür gesorgt, dass der Kreisverband das Jahr 2013 mit äußerst positiven Ergebnis abschließen konnte – obwohl fast eine Million Euro investiert wurde. „2013 war ein gutes Jahr, unsere Erwartungen wurden übertroffen“, sagte Schatzmeister Gerd Fink, dem Kassenprüfer Ralf Klinkhammer „gute Arbeit“ attestierte. Auch für 2014 und 2015 prognostizierte Fink eine weiterhin positive Entwicklung bei „sehr, sehr konservativer Finanzpolitik“.
„Was erwirtschaftet wird, kommt dem Gemeinwesen zugute“, sagte Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker. Er gab einen umfangreichen Überblick über die vom Kreisverband geleistete Wohlfahrtspflege, die mittlerweile 30 Kindertagesstätten, fünf Standorte der Offenen Ganztagsschule (Blankenheim, Mechernich, Zülpich, Ülpenich, Füssenich), drei qualifizierte Übermittagsbetreuungen (Realschulen Blankenheim und Schleiden, Gymnasium Schleiden), fünf Familienzentren und drei integrative Einrichtungen sowie die offene Jugendarbeit in Blankenheim umfasst. Darüber hinaus ist der DRK-Kreisverband Mitgesellschafter am Vivant-Pflegedienst, bietet soziale Fahrdienste, jährlich rund 500 Kurse in der Familienbildung und eine Migrationsberatung an. Darüber hinaus verwalte man 560 Hausnotruf-Anschlüsse im Kreisgebiet, leiste mit der Integrationsagentur wichtige Arbeit, zudem komme dem nach dem Zweiten Weltkrieg ins Leben gerufenen Suchdienst wieder wachsende Bedeutung bei. Neben den 834 Ehrenamtlern sind 450 hauptamtliche Mitarbeiter sowie 100 Honorarkräfte für das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen tätig.
Bilanz zog auch Kreisbereitschaftsleiter Jürgen Houbé: Insgesamt 12.000 Einsatzstunden leisteten die aktiven Rotkreuzler bei insgesamt 350 Sanitätswachdiensten. Großeinsätze wie beim zweimaligen Bombenfund auf dem Gebiet der Riehler Heimstätten in Köln, nach dem Sturm in Essen und dem Hochwasser in Bad Münstereifel meisterten die Helfer mit Bravour. Auf zahlreiche erfolgreiche Einsätze blickt auch die Rettungshundestaffel zurück, deren Hilfe oftmals weit über die Kreisgrenzen hinaus angefordert wird.
Eine „haarscharfe“ Angelegenheit sei der Zuschlag für die DRK-Rettungswachen in Rescheid und Zülpich bei der europaweiten Ausschreibung des Rettungsdienstes gewesen, blickte Detlef Seif zurück. Damit ist das Rote Kreuz noch die nächsten vier Jahre in den Rettungsdienst des Kreises Euskirchen integriert. „Künftig will ich nicht auf Glück setzten, die gesetzlichen Grundlagen müssen sich ändern“, forderte Seif und versprach, sich dafür einzusetzen.
„Respekt und Anerkennung für alles, was sie in der Gesellschaft leisten“, zollte Kreisbrandmeister und Leiter der Abteilung Gefahrenabwehr Udo Crespin den Rotkreuzlern. Als „Blaulicht-orientierter“ Vertreter des Rettungsdienstes sei ihm und vielen anderen Rettern gar nicht bewusst gewesen, was das Rote Kreuz für die Wohlfahrtspflege leiste. Er sprach unter anderem die Herausforderungen an, die mit der gesetzlich vorgeschriebenen Qualifikation zum Notfallsanitäter, der Digitalisierung im Rettungswesen und weitere Gesetzesänderungen mit sich bringen. Um die Kollegen vom DRK-Kreisverband war ihm dabei nicht bange. „Warum schafft ihr das? Weil ihr gut seid. Weil ihr zuverlässig seid“, schloss Crespin seine dynamische Rede.
pp/Agentur ProfiPress