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Relikt des Kalten Krieges

Seit Samstag kann der Bunker in Satzvey besichtigt werden – Im Falle eines atomaren Angriffs sollte die Anlage über 100 Menschen Schutz bieten

Jörg Diester von der Organisation „Bunker-Dokumentationstätten“ begrüßte die ersten Besucher in der Bunker-Küche. Foto: Paul Düster/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich-Satzvey – Dass es im Mechernicher Ortsteil Satzvey nicht nur eine malerische Wasserburg, sondern auch einen Atombunker gibt, wussten schon einige Bewohner des Dorfes. Aber welchem Zweck er diente, war kaum jemandem bekannt. Seit Samstag kann das Relikt des Kalten Krieges besichtigt werden.

Hans-Peter Kern, Teamleiter Ordnungswesen bei der Stadt Mechernich,  und einige seiner Kollegen machten vor einigen Jahren einen Ausflug zum ehemaligen Regierungsbunker in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Dabei kamen sie mit den Führern Jörg Diester und Michaela Kahle ins Gespräch. „Jörg Diester und seine Gruppe waren an dem Bunker in Satzvey enorm interessiert. So entwickelte sich ein enger Kontakt. Nach einer ersten Besichtigung hier in Satzvey haben wir uns dann gemeinsam ans Werk gemacht um den Bunker zur Attraktion zu machen“, erklärt Hans-Peter Kern vor der ersten offiziellen Führung durch das Team der Gruppe „Bunker-Doku“ am vergangen Samstag, an der auch der stellvertretende Mechernicher Bürgermeister Peter Wassong teilnahm. 

„Als wir im Dezember vergangenen Jahres in das Gebäude gingen, stand 20 Zentimeter Wasser im Bunker, alles war verwüstet. Einen Raum haben wir so gelassen wie er war“, erinnert sich Peter Kern an den Zustand des einstigen Bunkers für die Führungsriege der Landeszentralbank Nordrhein-Westfalen. „Die Zusammenarbeit mit Hans-Peter Kern und seinem Team war hervorragend. 2009 haben wir die erste Begehung gemacht. Wir wissen jetzt mehr über die Geschichte der Anlage und ihren damaligen Zweck“, erklärt Jörg Diester von der Gruppe „Bunker-Doku“ aus Ahrweiler.

Details kommen erst nach und nach ans Licht. Unter strengster Geheimhaltung war die Anlage während der Zeit des kalten Krieges geplant und zwischen 1966 und 1969 gebaut worden. Dabei wurden 630 Tonnen Stahl und 4500 Tonnen Beton verbaut. Beim Bau des Schulschwimmbades der Satzveyer Schule war die atomwaffensichere Anlage als Heizungskeller getarnt. Im Falle eines atomaren Angriffes sollte die Anlage rund 120 Menschen Schutz geben. Neben der Führungsriege der LZB wären auch Techniker, Stenotypistinnen, ein Arzt und Krankenschwestern in der Anlage untergekommen. Zwei Mal wurden nach Fertigstellung der Anlage Übungen im 2000 Quadratmeter großen Bunker abgehalten.

Hinter der Rückwand des Schulhof-Basketballfeldes befinden sich bis heute die Versorgungsschächte der Bunkeranlage zur Be- und Entlüftung. Der geheime Ausgang in den Schultrakt war hinter einer Pinnwand verborgen. Um die Tarnung perfekt zu machen, erhielt der Bunker den Decknamen „Sonderbauwerk Steinfurt“.

Die Baukosten beliefen sich laut gefunden Unterlagen auf rund acht Millionen D-Mark. Im Inneren ist jeder Gegenstand auf Federn gelagert, um  der Druckwelle eines Bombenangriffes stand zu halten. Lebensmittel für 40 Tage waren  bevorratet. Ein Rätsel gibt den Mitarbeiter der Gruppe „Bunker-Doku“ der  Tresorraum auf, der bis heute nicht geöffnet werden konnte. Die Stahltüre mit Drehkombinations-Schloss lässt 100 Millionen Kombinationsmöglichkeiten zu. „Für rund 30.000 Euro würde der Hersteller Pohlschröder den Tresor öffnen. Ein Betrag, der die finanziellen Möglichkeiten der Stadt Mechernich derzeit wohl sprengt“, erklärt Hans-Peter Kern.

Weitere Führungen durch die Anlage sind von der Organisation „Bunker-Dokumentationsstätten“ geplant. Informationen dazu gibt es im Internet unter: www.bunker-doku.de

pp/Agentur ProfiPress