Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

Nachrichten

Postkarte aus dem Ghetto

Postkarte aus dem Ghetto
“Zug der Erinnerung” dokumentiert letztes Lebenszeichen der Kommerner Familie Eiffeler – Mechernicher Schüler-AG der Hauptschule zeigt Plakatausstellung – Zeitzeugin Christine Hiller präsentiert Beweisstück
Mechernich/Schleiden – Die rollende Ausstellung “Zug der Erinnerung” macht Station in der Eifel. Der Sonderzug erinnert bundesweit an die Bahntransporte jüdischer Kinder in die Vernichtungslager der Nazis. Schüler der Hauptschule Mechernich haben im Rahmen des regionalen Eifeler Projektes von Peter Schongen (Büro der Regionaldekane Düren) die Möglichkeit bekommen, in einem eigenen Zugabteil an die Geschichte zweier Kinder aus Kommern zu erinnern, so der Regionalteil Eifel der KirchenZeitung für das Bistum Aachen in seiner jüngsten Ausgabe.
Die Schüler-AG “Forschen, Entdecken, Erinnern” zeigt in einer Plakatausstellung das Schicksal des Kommerner Geschwisterpaares Hannah und Ruth Eiffeler. Die drei und sechs Jahre alten Kinder wurden am 20. Juli 1942 zusammen mit ihren Eltern Helene und Alfred deportiert. Vier Tage später, am 24. Juli 1942, kamen sie in Minsk ums Leben, so das Ergebnis der Recherchen der Mechernicher Schüler-AG.
Damit aber nicht genug: Die Kommerner Zeitzeugin Christine Hiller (85) kann mit einem einzigartigen Dokument, einer Postkarte, die am 22. Juli 1942 in Warschau abgestempelt wurde, das letzte Lebenszeichen der Eiffelers aufzeigen. Die Karte, die von Helene Eiffeler geschrieben wurde und an Christine Hillers Eltern Elisabeth und Peter Hein adressiert war, ist ebenfalls im “Zug der Erinnerung” zu sehen. “Lenchen” Eiffeler, wie sie von Christine Hiller noch heute genannt wird, bedankt sich für alles, was die Familie Hein für sie getan hat und schreibt weiter, dass ihre Kinder Hannah und Ruth viel lieber im heimischen Kommern im eigenen Bett schlafen würden.
Auch in das zweite Projekt der Schüler-AG, die von der Lehrerin Gisela Freier (61) betreut wird, ist Christine Hiller involviert. Dabei geht es um den Siebenarmigen Leuchter aus der geschändeten Kommerner Synagoge. Nach der Pogromnacht 1938 hatte die damals zwölfjährige Kommenerin Maria Klee den Leuchter im Schutt gefunden. Sie barg das Schmuckstück und versteckte es im Strohsack ihres Bettes.
Als hochbetagte Frau stellte sich Maria Klee 2007 der Schüler-AG als Zeitzeugin zur Verfügung, und bat darum, dass dieser Leuchter wieder in die richtigen Hände kommt. Per Zufall stieß Gisela Freier auf die in London lebende Exil-Kommenerin Emmy Golding, geborene Kaufmann.
Zusammen mit Christine Hiller, der ehemaligen Nachbarin von Emmy Golding, überbrachte Gisela Hiller ihr den Leuchter. Auch das wird Donnerstag, 7. April, und Freitag, 8. April, jeweils von 8.30 bis 20 Uhr im “Zug der Erinnerung” in Schleiden und Hellenthal zu sehen sein.
Insgesamt sind 22 Stellen daran beteiligt, dass der “Zug in der Erinnerung” auch in die Eifel rollen kann. Treibende Kraft war dabei das Bistum Aachen.
Rahmenveranstaltungen begleiten den Zug: Am Montag, 11. April, um 19 Uhr, gibt es im Schleidener Rathaus einen Vortrag “Vom Rechtsrock zum Nazi-Hip-Hop”; am Dienstag, 12. April, 19 Uhr, zeigt Dietrich Schubert seinen Film “Nicht verzeichnete Fluchtbewegungen”. Am Sonntag, 17. April, um 16 Uhr, wird im evangelischen Gemeindehaus Hellenthal der Film “Mathi Schenks letzte Reise nach Polen” gezeigt. Der “Zug der Erinnerung” wird mit einer Eröffnungsveranstaltung am Donnerstag, 7. April, ab 17 Uhr in der Mensa der Realschule Schleiden offiziell begrüßt. Von dort zieht ein Gedenkgang zum Franziskushaus, wo der Film “Zug des Lebens” gezeigt wird.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

06.04.2011