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Politiker begrüßen Pläne für Heilpädagogisches Traumazentrum

Stadtentwicklungsausschuss beschloss die Änderung des Flächennutzungsplanes – Offenen Dialog mit der Bevölkerung angekündigt – Bürgerversammlung mit Verantwortlichen und Experten geplant

Mechernich – CDU, SPD, UWV, FDP und Die Linke haben sich in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses der Stadt Mechernich einstimmig für die Änderung des Flächennutzungsplanes und damit für den Bau des Heilpädagogischen Traumazentrums (HTZ) ausgesprochen. Zuvor hatten Initiator Hans-Günther Giesen und Architektin Bettina Scheer vom Kaller Planungsbüro Becker das Vorhaben ausführlich vorgestellt. Lediglich die Vertreter der Grünen enthielten sich bei der Abstimmung.

Initiator Hans-Günther Giesen (l.) und Stadtentwickler Thomas Schiefer beantworteten in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses der Stadt Mechernich zahlreiche Fragen zum geplanten Traumazentrum. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress
Initiator Hans-Günther Giesen (l.) und Stadtentwickler Thomas Schiefer beantworteten in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses der Stadt Mechernich zahlreiche Fragen zum geplanten Traumazentrum. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

„Es ist wirklich toll, was sie leisten“, zollte Michael Averbeck (CDU) Giesen seinen Respekt, nachdem dieser erläutert hatte, dass schwer traumatisierte Kinder und Jugendliche im HTZ so therapiert werden sollen, dass sie in der Lage sind, ihr Leben selbständig zu bewältigen. Er frage sich, so Averbeck weiter, wie man dem Vorhaben skeptisch gegenüberstehen könne. „Bewundernswert“ nannte Peter von Mayerhofen (FDP) Giesens Arbeit und wünschte ihm „viel Erfolg für sein ambitioniertes Vorhaben“. Den positiven Worten seiner Vorredner schloss sich Egbert Kramp (SPD) an. Lediglich Nathalie Konias (Grüne) hätte vorherige Beratungen in anderen Fachausschüssen erwartet.

Abschließend hatte sich auch Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick für die Verwaltung klar für das HTZ ausgesprochen. Er betonte, dass möglichen Ängsten und Bedenken in der Bevölkerung im offenen Dialog und mit einer breiten Bürgerbeteiligung begegnet werden soll. Gleichzeitig warnte er aber auch davor, Ängste bewusst zu schüren, um eigene Interessen durchzusetzen. Dass diese Ängste zudem oft unbegründet seien, betonte er vor dem Hintergrund, dass es im Stadtgebiet Mechernich seit Jahren Außenwohngruppen des Hermann-Josef-Hauses Urft gebe. Mit den jungen Bewohnern der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung habe „es noch nie Probleme gegeben“, so der Bürgermeister. „Wir stehen am Anfang eines komplexen Verfahrens und es ist noch sehr viel Arbeit zur weiteren Konkretisierung des Projektes erforderlich.“

Hans-Günther Giesen stellte im Sitzungssaal des Mechernicher Rathauses ausführlich das Heilpädagogische Traumazentrum Mechernich vor, eine vollstationäre Einrichtung in der gesetzlichen Kinder- und Jugendhilfe. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Hans-Günther Giesen stellte im Sitzungssaal des Mechernicher Rathauses ausführlich das Heilpädagogische Traumazentrum Mechernich vor, eine vollstationäre Einrichtung in der gesetzlichen Kinder- und Jugendhilfe. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Um die Bürger zu Wort kommen zu lassen, die als Anwohner des angrenzenden Wohngebietes Vierwege zukünftige Nachbarn des geplanten HTZ werden, wurde die Sitzung zeitweise unterbrochen. Unter den rund 40 Zuhörern waren lediglich zwei Hausbesitzer, die sich vehement gegen eine Errichtung des HTZ in Sichtweite ihrer Eigenheime aussprachen und ihre subjektiven Bedenken in Bezug auf die junge Klientel des HTZ äußerten. Dass sich einer der beiden Gegner ausgerechnet als Kinderarzt zu erkennen gab, sorgte bei vielen Zuhörern zumindest für Erstaunen. Er argumentierte nicht nur mit der Beeinträchtigung des Fernblickes von seinem Grundstück aus, sondern unterstellte traumatisierten Kindern und Jugendlichen eine gewisse Gewaltbereitschaft.

Dass dies keinesfalls so sei, hatte Hans-Günther Giesen vorab mehrfach betont. Generell nicht ins HTZ aufgenommen würden Kinder und Jugendliche mit Affektregulationsstörungen, mit Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie „Systemsprenger“ und Kinder und Jugendliche, die straffällig geworden seien. „Die Kinder, die im HTZ therapiert werden, sind nicht fremdgefährdend“, stellte er klar. Vielmehr würden diese an den Folgen schwerer Traumata leiden, wie sie durch emotionale Vernachlässigung, Misshandlung, Missbrauch, psychische Gewalt und pränatalen Stress, beispielsweise durch Alkoholmissbrauch in der Schwangerschaft, ausgelöst würden.

Zahlreiche Anwohner des Wohngebietes „Vierwege“ verfolgten die Diskussion im Stadtentwicklungsausschuss zum geplanten Heilpädagogischen Traumazentrum. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress
Zahlreiche Anwohner des Wohngebietes „Vierwege“ verfolgten die Diskussion im Stadtentwicklungsausschuss zum geplanten Heilpädagogischen Traumazentrum. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

Stadtentwickler Thomas Schiefer sagte, der Standort unterhalb von Breitenbenden im Bereich „Auf der Wäsche“ sei ideal. „Die Entwicklung einer Stadt ist ein dynamischer Prozess, auf den die Planung reagieren muss“, befürwortete er die Änderung des Flächennutzungsplanes. Im Rahmen der Bauleitplanung gelte zwar das Gebot der Konfliktbewältigung, doch, so Schiefer, sei es der Lauf der Dinge, dass sich Pläne änderten.

Wie Architektin Barbara Scheer eingangs ausgeführt hatte, betrage die kürzeste Distanz zum knapp 29.000 Quadratmeter großen HTZ-Gelände etwa 30 Meter. Die meisten Grundstücke im Bereich „Vierwege“ sind jedoch deutlich weiter entfernt. Umgeben sei das Gelände von Grünwällen.

Im Rahmen des angekündigten offenen Dialogs mit der Bevölkerung wird es eine Bürgerversammlung geben, an der neben Hans-Günther Giesen, dem Planungsbüro Becker und den Verantwortlichen der Stadt Mechernich auch Wilhelm Schomaker, Leiter des Hermann-Josef-Hauses in Urft sowie Erdmann Bierdel, Leiter des Kreisjugendamtes teilnehmen.

pp/Agentur ProfiPress