Plädoyer für Region und Mittelstand
Lebendige Podiumsdiskussion zwischen Genossenschaftsbankern und Europaparlamentariern vor 500 Besuchern beim VR-Bank-Nordeifel-Forum „Werte schaffen Werte“ – Vize-Europaparlamentspräsident Graf Lambsdorff und der stellvertretende EU-Finanzausschussvorsitzende Peter Simon versprachen in Gemünd: „Die Eifel und die VR-Bank Nordeifel kommen in Europa nicht unter die Räder“ – MdB Detlef Seif: „Eifeler halten zusammen“ – RWGV-Chef Barkey: „Europa braucht Genossenschaften“ – Bernd Altgen: „In einem Europa der Regionen unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen“
Gemünd/Eifel – Nach einem offenen Schlagabtausch doch ziemlich versöhnt gingen die Teilnehmer einer lebendigen Podiumsdiskussion beim jüngsten Forum „Werte schaffen Werte“ der VR-Bank Nordeifel am Donnerstagabend im Gemünder Kursaal auseinander.
Vertreter von Bank und Politik hatten dort vor 500 Besuchern verbal die Klingen gekreuzt. Es ging um die Frage, ob die europäische Politik einseitig die Interessen der Großkonzerne und Großbanken fördert – und damit den Mittelstand und die Regionen schwächt. Die Kernfrage lautete: Wo bleibt in Zukunft die Eifel, wo bleibt die VR-Bank Nordeifel, die die Eifelregion wie keine andere Institution verkörpert?
Das Thema war heißer als das Sommerwetter draußen und hatte über 500 Zuhörer, größtenteils Mitglieder der VR-Bank Nordeifel, angelockt. Auch Landrat Günter Rosenke, sein Vertreter Manfred Poth, IHK-Geschäftsführer Fritz Rötting und der frühere Kreissparkassen-Vorstandsvorsitzende Hans Bösch waren gekommen. Der prall gefüllte Kursaal rang den Europaabgeordneten Alexander Graf Lambsdorff und Peter Simon Respekt ab: „Sagenhaft, dass Sie an so einem wunderschönen Abend in einer so wunderschönen Gegend hier her gekommen sind!“
Wichtiger als der Mobilisierungsgrad, den die VR-Bank Nordeifel mit ihren Werteforen seit Jahren erreicht, war am Donnerstag das Ergebnis: Vize-Europaparlamentspräsident Graf Lambsdorff und Finanzausschussparlamentarier Simon gaben den Eifelern das Versprechen ab, dass weder der deutsche Mittelstand noch die Genossenschaftsbanken und Sparkassen bei der Finanzmarktgesetzgebung der EU unter die Räder kommen.
Im Gegenteil: Handelsausschussmitglied Lambsdorff und Peter Simon, der stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft und Währung, der federführend bei der Reform der Finanzmarktgesetzgebung ist, versprachen Bernd Altgen und Ralf W. Barkey, dem Vorstandsvorsitzenden des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbandes (RWGV), dass sie sich bei der Risikovorsorge und bei der Regulatorik gegen eine Gleichbehandlung und damit Benachteiligung der kleinen deutschen Genossenschaftsinstitute gegenüber europäischen Großbanken einsetzen. Simon: „Eine Bank mit 50 Beschäftigten kann nicht den gleichen Wust an Regulatorik abarbeiten wie die Deutsche Bank.“
Bernd Altgen: „Regulatorik kostet uns jährlich eine halbe Million“
„Wir werden den Steuerzahler aber umgekehrt davor schützen, dass er nochmal geradestehen muss für ein Finanzdesaster wie 2007“, versprach MdEP Simon: „Es ist also nicht die Frage, ob sich Verbände wie der Deutsche Genossenschaftsverband am Europäischen Bankenabwicklungsfonds beteiligen müssen.“ Aber über die Höhe der Zahlungen müsse man reden, so der SPD-Mann.
Barkey und Altgen betonten mehrfach, dass Genossenschaftsbanken und Sparkassen weder zur Finanzkrise beigetragen hätten, noch den Steuerzahler einen Cent an staatlicher Beihilfe gekostet hätten. Folglich dürften sie auch nicht überproportional durch die aus der Finanzkrise erwachsene Regulatorik bestraft werden.
Bernd Altgen hatte den Abend mit einem Rückblick auf die ersten vier VR-Bank-Foren „Werte schaffen Werte“ mit Heiner Geißler, Roman Herzog, Ulrich Wickert und Margot Käßmann eröffnet. Er unterstrich die Bedeutung der sozialen Marktwirtschaft für das solide und solidarische Geschäftsmodell der VR-Bank Nordeifel, das in der Eifel seit fast 150 Jahren funktioniert. Bundestagsabgeordneter Detlef Seif sagte: „Die Eifeler sind fleißig, zielstrebig und halten zusammen. Deshalb sind Genossenschaften hier auch so erfolgreich.“
Bernd Altgen hatte den Abend mit einem Rückblick auf die ersten vier VR-Bank-Foren „Werte schaffen Werte“ mit Heiner Geißler, Roman Herzog, Ulrich Wickert und Margot Käßmann eröffnet. Er unterstrich die Bedeutung der sozialen Marktwirtschaft für das solide und solidarische Geschäftsmodell der VR-Bank Nordeifel, das in der Eifel seit fast 150 Jahren funktioniert. Bundestagsabgeordneter Detlef Seif sagte: „Die Eifeler sind fleißig, zielstrebig und halten zusammen. Deshalb sind Genossenschaften hier auch so erfolgreich.“
VR-Bank mitgliederstärkste Bank Deutschlands
60 Prozent der Bevölkerung seien Kunden, 80 Prozent davon auch Mitglieder, d.h. Miteigentümer der VR-Bank Nordeifel, so Bernd Altgen: „Wir sind die größte Personengemeinschaft der Region Nordeifel. Wir haben die Menschen mitgenommen und zu gemeinsamem Tun und Handeln motiviert.“ Dafür war die VR-Bank Nordeifel Ende April in Berlin als mitgliederstärkste Bank Deutschlands ausgezeichnet worden.
Verbandsvorsitzender Ralf W. Barkey unterstrich die Bedeutung von Werten für die Wirtschaft und für die Gesellschaft: „In so genannten Sozialen Medien werden Menschen gemobbt wie man es sich kaum vorstellen mag. Werte, wie wir sie verstehen, müssen dringend vermittelt werden.“
Aus Sorge um die Schwächung des Mittelstandes hatte die VR-Bank Nordeifel zu der Podiumsveranstaltung in Gemünd eingeladen. Verbandsvorsitzender Barkey gab deshalb auch seinem Misstrauen gegen den britischen EU-Finanzmarktkommissar Jonathan Hill Ausdruck. Er befürchte, dass Hill einseitig Großbanken protegiere – und, wie er in einem Interview in den USA zugegeben habe, den Mittelstand als angeblichen Nutznießer der geplanten Kapitalmarktunion nur aus taktischen Gründen verbal mit anführe.
Peter Simon attestierte Barkey, Altgen und auch dem versierten Moderator, RWGV-Pressesprecher Asmus Schütt, dass sie für die Interessen ihrer Genossenschaftsbanken und deren Mitglieder sehr professionell die Werbetrommel rühren. Wie im Übrigen auch die Genossenschaftsbanken und Sparkassen in Brüssel den meisten Lobbyismus betrieben und zumindest unter den deutschen Abgeordneten auch die größte Lobby hätten, und nicht die Großbanken.
„Eifel braucht Genossenschaft für Infrastruktur“
Am Schluss wollte Asmus Schütt von jedem Podiumsteilnehmer wissen, mit wem aus der Runde er am liebsten welche Genossenschaft gründen wolle. Verbandsvorsitzender Ralf W. Barkey hatte den mutigsten Vorschlag: „Ich nehme Graf Lambsdorff und Herrn Simon und Bernd Altgen mit nach England, in das Mutterland der Großbanken, und wir gründen dort eine Genossenschaftsbank.“
Bernd Altgen musste erst gar nicht seine Phantasie bemühen: Die VR-Bank Nordeifel habe gerade im Verein mit einigen Dutzend weiterer Eifeler Firmen, Institutionen und Behörden die Familiengenossenschaft gegründet – und die Bildung einer Seniorengenossenschaft sei schon terminiert.
Für die Zukunft müsse man für die Eifel eine Genossenschaft bilden, die die infrastrukturelle Entwicklung des Landstrichs voranbringt. „Und das gemeinsam. Wir brauchen ein Europa der Regionen, in dem die Eifeler zusammenstehen und ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen können“, sagte Bernd Altgen.
pp/Agentur ProfiPress