Ort der Stille im Schultrubel
Im Hermann-Josef-Kolleg in Steinfeld wurde ein Meditationsraum eröffnet und eingesegnet – Die Idee stammt von Salvatorianer-Provinzial Pater Hubert Veeser
Kall-Steinfeld – Die Welt wird immer schneller. Wir sind ständig erreichbar, die Digitalisierung hat uns fest im Griff, das Smartphone ist der treueste Begleiter. Orte der Stille, der Ruhe, der Einkehr gibt es nur noch selten. Nun ist das Hermann-Josef-Kolleg als Gymnasium inmitten des Klosters Steinfeld schon ein besonderer Ort. Aber auch in der Hektik des Schulbetriebs kommt das Innehalten oft zu kurz.
Das wird sich jetzt ändern. Im Hermann-Josef-Kolleg ist ein Raum nur zur Meditation, zum Gebet, zum Stärken des Glaubens eingerichtet worden. Aber der Raum eignet sich auch als Ort für ernste Gespräche, als Ort, an dem man Gott ansprechen kann oder einfach als Ort zum Nachdenken. Im Rahmen einer kleinen, von Kloster-Geschäftsführer Pater Lambertus Schildt geleiteten Feierstunde und mit Unterstützung der schulischen Folk-AG wurde der Raum nun eingesegnet. „Das ist in fast 100 Jahren des Bestehens der Schule eine Premiere“, sagte Pater Lambertus.
Als vor anderthalb Jahren der Salvatorianer-Provinzial Pater Hubert Veeser auf Visitation in Steinfeld war, wurde die Idee gemeinsam mit Heinrich Latz, damals Direktor des Hermann-Josef-Kollegs, und Schulseelsorger Pater Heinrich Mühlbauer entwickelt. Es stellte sich aber nicht nur die Frage der Finanzierung, sondern zunächst, ob es einen geeigneten Raum gebe oder ob sogar angebaut werden müsse.
Ein Kursraum mit Blick auf die Sportanlagen und den Wald wurde schließlich auserkoren. Der Salvatorianer-Orden als Schulträger und der Förderverein der Schule kamen für den Umbau auf, dessen Kosten im fünfstelligen Bereich liegen. „Eigentlich haben wir keine Räume zu verschenken, aber das war es uns wert“, berichtet Schulleiter Thomas Frauenkron. Der Meditationsraum sei schon Teil der Führungen geworden und auf sehr positive Resonanz gestoßen, so Frauenkron voller Stolz weiter.
Ehemalige Schüler als Designer
Der Meditationsraum kann sich wirklich sehen lassen. Blickfang ist natürlich die gebogene Wand am Kopfende mit in der Mauer ausgespartem Lichtkreuz. „Durch die Krümmung entsteht hier beinahe eine Apsis“, meint Pater Lambertus. Das Kreuz, das frei im Raum stehe, sei ein Zeichen für die Verbundenheit zu Jesus Christus.
Verantwortlich für die Gestaltung des Raumes ist die Designerin Verena Lenzen-Glorius aus Sistig, eine ehemalige Schülerin des Hermann-Josef-Kollegs. „Ich habe bei einer Reise nach Süddeutschland eine gebogene Wand in einem Raum der Stille gesehen“, erzählt sie über ihre Inspiration. Ihre Tochter Katharina Glorius, eine angehende Architektin und ebenfalls früher im Hermann-Josef-Kolleg Schülerin, hatte die Idee, das mit einem Lichtkreuz zu verbinden. „Das Wandelement bringt den Raum in Schwingung und soll einladen. Zusammen mit Altar und Ambo steht das Kreuz für die Dreifaltigkeit“, erklärt Lenzen-Glorius.
Altar und Ambo, ebenso wie die Wand in Weiß gehalten, wurden eigens von den Salvatorianern angefertigt – designt hat beides Katharina Glorius. An einer Wand hängt außerdem ein Fensterbild, das durch seine Symbolik – drei Rosen und ein Apfel – an den heiligen Hermann-Josef erinnert und das von Anne Müller aus Kall, Schülerin der Glasfachschule Rheinbach und auch ehemalige Schülerin in Steinfeld, gestaltet wurde. Und auch modernste Technik ist enthalten: Eine Leinwand und ein Beamer fahren auf Knopfdruck aus der Decke.
„Es ist ein wertvoller Raum, füllen Sie ihn mit Leben“, forderte Pater Lambertus die anwesenden Schüler und Lehrer auf. „Für unsere Schule eröffnen sich nun ganz neue Möglichkeiten“, resümiert Thomas Frauenkron. Mit dem Meditationsraum soll das katholische Profil des Hermann-Josef-Kollegs weiter geschärft werden.
Frauenkron verweist auf die besondere Situation als „Klosterschule“, die sich Tür an Tür mit dem Träger befindet. Religion ist im Hermann-Josef-Kolleg ein Pflichtfach und kann nicht, wie bei vielen anderen Gymnasien, abgewählt werden. „Nutzen Sie auch weiterhin die Räumlichkeiten wie die Basilika und die Klosterkapelle für Ihre Schulgottesdienste und führen Sie die gute Verbindung zwischen Kloster und Schule fort“, bat Pater Lambertus.
pp/Agentur ProfiPress