„One Night Stand“ hinter Hecken
Tourismus NRW stellte auf der ITB in Berlin eine provokante Kampagne vor – „Wo willst Du es machen?“ – Minister Dr. Andreas Pinkwart: „Wir müssen uns modern und jung aufstellen“
Berlin/Eifel – Die vielen Touristiker und Fachbesucher, die bei der Internationalen Tourismusbörse in Berlin die nordrhein-westfälischen Stände besuchten, rätselten im Stillen, was das Logo „One Night Stand“ mit der kleinen Unterzeile „Eine Nacht in NRW“ wohl bedeuten solle. Und auch das dazugehörige Plumeau nahe dem Stand der Eifel Tourismus GmbH schaffte bei den Messebesuchern ebenso Raum für Spekulationen wie die Hinweise „Es liegt an Dir“ oder „Wo willst Du es machen?“
„Heimlich im Burgzimmer“, „wild auf der Wiese“ oder „kuschelig im Märchenschloss“ waren einige Vorschläge für „eine Nacht in NRW“, die bei den Betrachtern Kopfkino auslösten. Für die Eifel lautete der Tipp „innig hinter Hecken“.
Insider des NRW-Tourismus, darunter auch Professor Dr. Andreas Pinkwart, NRW-Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie, wussten, was sich hinter dem rätselhaften Hinweis „One Night Stand – Eine Nacht mit NRW“ versteckte. Es ist eine neue Aktivkampagne, die der Verein Tourismus NRW anlässlich der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin der Öffentlichkeit vorstellte. Im Mittelpunkt dieser Aktion stehen Rad- und Wanderwege aus zwölf touristischen Regionen des Landes.
Mit „One Night Stand“ setzt Dr. Heike Döll-König, Geschäftsführerin des Vereins Tourismus NRW, auf eine provokant-auffordernde Erzählweise, auf eine moderne Bildsprache und kurze aktivierende Videos sowie auf eine gänzlich digitale Darstellung. Im Slogan steckt der Grundgedanke, Nordrhein-Westfalens Stärke als Kurzreiseziel zu betonen. „Aus einer Nacht soll sehr schnell mehr werden“, so Dr. Döll-König.
Ansprache per Internet
Neuartig an „One Night Stand“ ist auch die einheitliche Ansprache von potenziellen neuen Gästen über die Internetseite des Landesverbands sowie über die Webpräsenzen der einzelnen Partner in den touristischen Regionen: Erstmals werden sämtliche Kampagneninhalte sowohl auf Landes- als auch auf Regionsebene dargestellt. Nutzer können sich auf der Webseite von Tourismus NRW so über eine bestimmte Region grob informieren, auf den Seiten der Partner können dann die Buchung einer Urlaubspauschale inklusive Übernachtungen sowie eine detailliertere Information erfolgen.
Die Kampagne wird innerhalb des von der EU geförderten Projektes „Landesweite touristische Innovationswerkstatt“ umgesetzt, das Tourismus NRW gemeinsam mit den Projektpartnern der Regionen Bergisches Land, Bergische Drei, Bonn, Eifel, Neanderland, Ruhrgebiet, Münsterland, Niederrhein, Sauerland, Siegerland, Teutoburger Wald sowie der IHK Köln umsetzt.
Während der Vorstellung der neuen Kampagne durch Minister Pinkwart, der Geschäftsführerin des Tourismus NRW, Dr. Heike Döll-König, und dem Geschäftsführer der dwif Consulting, Dr. Mathias Feige, wurden in der NRW-Lounge auch Eckpunkte der neuen Landestourismus-Strategie erstmals öffentlich präsentiert.
Die neue Strategie definiert fünf Erfolgsfaktoren, die den Tourismus in NRW stärken sollen. Man werde den Tourismus in die neue Welt der Digitalisierung führen, kündigte Minister Andreas Pinkwart an: „Wir können alles gut, aber wir können Vieles besser.“ Man müsse die Chancen der digitalen Welt nutzen und die analogen Reiseerlebnisse durch neue Formate attraktiver machen. „Gleichzeitig verändert die Digitalisierung auch Strukturen und Organisationsformen in der Tourismuswirtschaft, für die wir gemeinsam Lösungen entwickeln“, erklärte Pinkwart.
Profil des Landes stärken
Der Tourismus in NRW müsse individueller und profilierter werden. „NRW ist noch keine Marke“, so der Minister. Das Herausstellen touristischer Leuchttürme soll das Profil des Landes stärken, zugleich sollen Gäste mit maßgeschneiderten, qualitativ hochwertigen touristischen Inhalten auf allen verfügbaren Wegen inspiriert und informiert werden. Pinkwart: „Dabei müssen wir uns fragen, was wir besser können als andere Regionen.“
Weitere Ziele seien die Erschließung neuer ausländischer Quellmärkte. Zugleich müssten aber auch die regionalen Stärken noch intensiver und zielgerichteter in den Vordergrund gerückt werden.
Innovationen sollen nicht mit guten Ideen enden; vielmehr sollen Umsetzung und Transfer im Mittelpunkt stehen, auch mithilfe neuer Allianzen über die Grenzen der Tourismusbranche hinaus. Ziel ist eine integrierte Tourismus- und Standortentwicklung.
Die Marktforschungsaktivitäten sollen weiter ausgebaut werden, um eine noch bessere Grundlage für strategische Entscheidungen zu schaffen. Pinkwart wünschte sich auch die Weiterentwicklung der Sportstätten, weil sich das Land 2032 gern als Olympiaregion präsentieren wolle. NRW sei eine spannende Region in Europa. Jetzt sei der Zeitpunkt gekommen, das Land neu zu positionieren. Viele Möglichkeiten des Innovationsstandortes NRW seien noch nicht ausgeschöpft. „Wir können modernen Tourismus“, so Pinkwart. Diesen gelte es jetzt mit Hilfe der Digitalisierung auszubauen. Der Tourismus müsse sich „modern und Jugendlich“ aufstellen.
Allianzen schmieden
Es gelte, Allianzen zu schmieden. Alle Tourismusorganisationen im Land sollten sich noch besser vernetzen, weil sie die von Veränderungsdynamik geprägte Zukunft am besten miteinander gestalten können. Pinkwart: „Es bringt nichts, wenn jeder sein eigenes Ding macht.“
Die Menschen müssten emotional erfasst werden, erklärte Dr. Mathias Feige. NRW liege mitten in Europa, wo es noch mentale Grenzen gebe. Man müsse deshalb Mut und Kraft bewusster nutzen und bei der Entwicklung neuer Strategien die große Weite sehen. Dr. Feige: „Wir müssen schauen, wie die Menschen ticken.“
Dr. Heike Döll-König, Geschäftsführerin des Tourismus NRW, unterstrich den Wert, der dem Tourismus durch die neue Landestourismusstrategie zugemessen werde. Man müsse junge Zielgruppen als neue Gäste erreichen. Hier rechne man mit einer positiven Resonanz auf die Kampagne „One Night Stand“. Um junge Leute zu erreichen, sei der Ausbau der Digitalisierung unverzichtbar. Man müsse sich um Gäste bemühen, die etwas Neues ausprobieren wollen. „Und da brauchen wir keinesfalls bei null anfangen“, so Dr. Heike Döll-König.
Die Kernbotschaften der Landestourismusstrategie werde er am 19. Juni auf dem NRW-Tourismustag in Mülheim an der Ruhr vorstellen, kündigte Minister Pinkwart in Berlin an. Damit starte dann auch die Umsetzungsphase, in der komplexe Anforderungen zu bewältigen seien. Aber nichts werde unter Zeitdruck geschehen, versicherte Minister Pinkwart: „Wir wollen schließlich die beste Strategie entwickeln.“
pp/Agentur ProfiPress