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Noch mit 90 Jahren gemeinsam zittern

In Sistig hat sich das Gruppennetzwerk „55+“ gegründet – Besucher entwickelten bereits zum Auftakt erste Projektideen – Nächstes Treffen am Dienstag, 21. März, 18.30 Uhr, im Lichtblick

Kall-Sistig – Die Ideen sprudelten und am Ende der Gründungsversammlung des Gruppennetzwerks „55+“ im Sistiger Bürgerhaus standen auch schon die ersten Projekte fest, die die Sistiger angehen wollen. „Ich bin ein Workaholic, will aber jetzt öfter abschalten. Das funktioniert wunderbar beim Wandern. Will jemand mitkommen?“, fragte etwa Ortsvorsteher Karl Vermöhlen und freute sich, dass spontan zehn Hände hochgingen. Auch bei anderen Themen ging es schnell. Der eine, ein Flüchtling aus dem Zweiten Weltkrieg, will anhand von Fotos seines Vaters dessen Geschichte erzählen, ein anderer interessiert sich für Ahnenforschung, da ergab sich ein Verknüpfungspunkt – auch zum Netzwerk an Urft und Olef, das ebenfalls einen Ahnenforscher in seinen Reihen hat. Weitere Interessen wurden geäußert: etwa eine Fahrt ins Seniorenkino im belgischen Büllingen oder gemeinsames Kochen (und viel wichtiger: gemeinsames Essen).

Karl Vermöhlen unterschreibt als Ortsvorsteher den Vertrag zur Gründung des Gruppennetzwerks 55+. Überwacht wird er (v.l.) von Bürgermeister Herbert Radermacher, Malte Duisberg (Stiftung Eva), Manfred Poth (Kreis Euskirchen), Paul Stanjek (Verband Zwar) und Corinne Rasky (Netzwerk von Urft und Olef). Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Karl Vermöhlen unterschreibt als Ortsvorsteher den Vertrag zur Gründung des Gruppennetzwerks 55+. Überwacht wird er (v.l.) von Bürgermeister Herbert Radermacher, Malte Duisberg (Stiftung Eva), Manfred Poth (Kreis Euskirchen), Paul Stanjek (Verband Zwar) und Corinne Rasky (Netzwerk von Urft und Olef). Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Paul Stanjek vom Verband „Zwar – Zwischen Arbeit und Ruhestand“ in Nordrhein-Westfalen, der selbstorganisierte Netzwerke bei deren Aufbau unterstützt, und Friederike Büttner als Quartiersmanagerin im Kreis Euskirchen dürften zufrieden gewesen sein mit der Gründung des Gruppennetzwerks. Zwar hätte die Resonanz auf die Startveranstaltung besser sein können – aber weil die gut 20 Teilnehmer offen über Themen wie verpasste Wünsche im Leben und über Erwartungen ihres (zum Teil noch bevorstehenden) Ruhestands sprachen, war der Abend in Sistig dennoch erfolgreich. So kam auch das ein oder andere Geheimnis auf den Tisch. „Ich wollte mal Pastor werden“, gestand einer. Und eine Besucherin gab zu: „Ich stelle fest, dass ich bislang ein schönes Leben hatte.“

Friederike Büttner, Quartiersmanagerin beim Kreis Euskirchen, begrüßte die Besucher der ersten Netzwerkssitzung. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Friederike Büttner, Quartiersmanagerin beim Kreis Euskirchen, begrüßte die Besucher der ersten Netzwerkssitzung. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Durch die Entwicklung erster Projektideen legten die Sistiger den Grundstein für ein Gelingen des Gruppennetzwerks. Warum eine solche Einrichtung überhaupt nötig ist, erklärte Manfred Poth, allgemeiner Vertreter des Landrats: „Die Pflegebedarfsplanung hat ergeben, dass im Jahr 2040 1700 Plätze in Pflegeeinrichtungen fehlen. Deshalb müssen wir darstellen, wie wir in Zukunft zusammenleben.“ Zwar zielt das Gruppennetzwerk auf die sogenannten „Best Ager“ ab 55 Jahren – doch offen ist es für alle Generationen. Gleich mehrere Partner machen gemeinsame Sache: Neben dem Kreis Euskirchen und der Gemeinde Kall sind das der Verband Zwar, das Netzwerk an Urft und Olef sowie die Stiftung evangelisches Alten- und Pflegeheim Gemünd (Eva).

Gemeinde stellte vor zehn Jahren die Weichen

Die Gemeinde Kall habe bereits vor zehn Jahren durch die Entwicklung einer Energieleitlinie erste Weichen gestellt, berichtete Bürgermeister Herbert Radermacher. Mit einer Mobilitätsoffensive der RVK wurde diese Arbeit fortgesetzt. Das Projekt wurde ergänzt durch das Thema „Mobilitätssicherung und sichere Mobilität älterer Menschen“. „In den vergangenen zwei Jahren haben wir intensiv gearbeitet“, sagte Radermacher und ergänzte: „Jetzt findet sich alles wie in einem Mosaik zusammen.“ Das Gruppennetzwerk sei ein zukunftsweisendes Projekt für die Gemeinde Kall.

Wie Kalls Bürgermeister Herbert Radermacher berichtete, hat die Gemeinde Kall bereits vor zehn Jahren die Weichen für die generationenübergreifende Arbeit gestellt. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Wie Kalls Bürgermeister Herbert Radermacher berichtete, hat die Gemeinde Kall bereits vor zehn Jahren die Weichen für die generationenübergreifende Arbeit gestellt. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Karl Vermöhlen erklärte, dass das Gruppennetzwerk nicht zwangsläufig etwas mit Altwerden zu tun habe, sondern das Jungbleiben und Spaß haben im Vordergrund stünden – und das alles vor der entscheidenden Frage: Was machen wir aus unseren Möglichkeiten? „Wir wollen mit Spaß altern und mit 90 noch synchron zittern“, sagte der Sistiger Ortsvorsteher.

Die Besucher gaben während der ersten Sitzung doch private Details preis. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Die Besucher gaben während der ersten Sitzung doch private Details preis. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

„Dass Menschen im Ruhestand nicht wissen, was sie tun sollen, ist nur ein Punkt“, berichtete Malte Duisberg, Leiter der Stiftung Eva. Ein weiterer ist die Bekämpfung der Alterseinsamkeit. „Menschen, die alleine zu Hause sind, müssen in Kontakt mit anderen kommen. Wer nicht einsam ist, ist länger gesund“, sagte er.

Die Partner (v.l.) im Überblick: Friederike Büttner (Kreis Euskirchen), Paul Stanjek (Verband Zwar), Corinne Rasky (Netzwerk an Urft und Olef), Herbert Radermacher (Gemeinde Kall), Malte Duisberg (Stiftung Eva), Manfred Poth (Kreis Euskirchen) und Karl Vermöhlen (Ortsvorsteher Sistig). Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Die Partner (v.l.) im Überblick: Friederike Büttner (Kreis Euskirchen), Paul Stanjek (Verband Zwar), Corinne Rasky (Netzwerk an Urft und Olef), Herbert Radermacher (Gemeinde Kall), Malte Duisberg (Stiftung Eva), Manfred Poth (Kreis Euskirchen) und Karl Vermöhlen (Ortsvorsteher Sistig). Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Mit dem Netzwerk an Urft und Olef gibt es seit 2010 ein kommunenübergreifendes Netzwerk im südlichen Kreis Euskirchen. 550 Mitglieder hat es, 120 kommen aus Kall. Koordinatorin ist Corinne Rasky, die die vier Säulen des Netzwerks formuliert: etwas für mich tun, mit anderen etwas für mich tun, mit anderen für andere etwas tun und aufeinander aufpassen. „Jedes Mitglied bringt seine Individualität und Erfahrung ein. Das Netzwerk endet, wo Visionen enden. Wir freuen uns auf jeden Fall über den neuen Standort des Netzwerks in Sistig“, sagte Rasky.

Bereits während der Gründungsversammlung fand die erste Netzwerks-Runde statt, in der erste Projektideen formuliert wurden. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Bereits während der Gründungsversammlung fand die erste Netzwerks-Runde statt, in der erste Projektideen formuliert wurden. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Das Gruppennetzwerk „55+“ trifft sich alle zwei Wochen. Nächster Termin ist am Dienstag, 21. März, 18.30 Uhr, im Lichtblick neben der Kirche. Dabei soll weit über Projektideen gesprochen und bereits bestehende konkretisiert werden.

pp/Agentur ProfiPress