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“Morro, mir john heem”

“Morro, mir john heem”
Wie ein braves Untertage-Arbeitspferd einen Trupp Bergleute rettete – Erzählungen und Anekdoten am Rande der Jubelfeier zum 50jährigen Bestehen der Mechernicher St-Barbara-Bruderschaft
Mechernich – Am 31. Dezember des Jahres 1957 ging in Mechernich das Licht aus: Ende auf Spandau, das wirtschaftliche Aus für die letzten 1000 Bergleute und ihre Familien. Bereits ein Jahr nach der Bergwerksschließung wurde in Mechernich die St.-Barbara-Bruderschaft gegründet, die es sich zum Ziel setzte, bergmännische Tradition und Brauchtum aufrechtzuerhalten und die Kameradschaft unter den Bergleuten aus Mechernich und Umgebung zu fördern.
Der Journalist Jürgen Feibig berichtet jetzt im “Kölner Stadt-Anzeiger” über das “goldene” Jubiläum dieser Bruderschaft, das traditionsgemäß am Samstag nach dem Festtag der Heiligen Barbara am 4. Dezember gefeiert wird. Zwischen der Bergwerksschließung und heute ist ein halbes Jahrhundert ins Land gegangen, schreibt Feibig, und obwohl der Bergbau in der Region keine Rolle mehr spielt, existiert die Bruderschaft noch immer.
Bürgermeister Hans-Peter Schick: “Bergbau und
Mechernich werden immer zusammen gehören”
Mit einem Festkommers im Beisein des Mechernicher Bürgermeisters Dr. Hans-Peter Schick in der St.-Barbara-Schule feierte man mit rund 60 Gästen die Gründung vor 50 Jahren. Für den musikalischen Rahmen sorgte die Bergkapelle unter der Leitung von Ulli Poth.
Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und Landrat Günter Rosenke erinnerten an den gewaltigen Strukturwandel, den die heutige Stadt Mechernich und das ganze Eifeler und Börden-Umland mit dem Ende des Bergbaus vollziehen mussten. Blei- und Eisenerzabbau und Verhüttung hatten den ganzen Landstrich über zwei Jahrtausende geprägt. Und Mechernich war das unbestrittene Zentrum mit 4500 Bergbaubeschäftigten zur Blütezeit Ende des 19. Jahrhunderts.
Noch in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts war “Spandau” mit Millionenaufwand zur modernsten Bleimine Europas ausgebaut worden. Doch dann verfiel der Weltmarktpreis für Blei, Spandau kriselte, Ende 1957 kam das Aus. In dieser schwierigen Zeit habe die Barbara-Bruderschaft im sozialen und gesellschaftlichen Bereich eine enorme Bedeutung für die Bergleute und ihre Familien gehabt, so Landrat und Bürgermeister.
Hans-Peter Schick sagte, Mechernich und Bergbau würden immer in Zusammenhang stehen. Die St. Barbara-Bruderschaft habe es sich zur Aufgabe gemacht, diesen wichtigen Teil der Geschichte Mechernichs über das Ende auf Spandau hinaus weiterleben zu lassen. Mit dem Bau der St.-Barbara-Kapelle habe die Bruderschaft der Stadt am Bleiberg ein markantes Wahrzeichen gegeben und mit ihren zahlreichen Veranstaltungen sei sie ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens.
Heute sind 320 Menschen Bruderschaftsmitglied
unter der Führung von Ratsherr Peter Kronenberg
Im Jubiläumsjahr gehören der Bruderschaft 320 Mitglieder an, Vorsitzender ist der Mechernicher Ratsherr Peter Kronenberg. Zu den Aufgaben des Vereins gehört auch die Pflege und Erhaltung der St.-Barbara-Kapelle, die 1962 errichtet wurde. Sie erinnert an die Menschen, die beim Bergbau ihr Leben verloren. Wie viele Personen unter Tage zu Tode kamen, lässt sich heute nicht mehr genau feststellen. Der Autor der Festschrift, Anton Könen, war dieser Frage nachgegangen und zählte in einem Zeitraum von vier Jahrzehnten rund 140 Tote, die zu früherer Zeit noch in einem Amtsblatt bekannt gemacht wurden.
Nach der Übernahme der Bergwerksbesitzungen durch die Gebrüder Kreuser im Jahr 1852 – sie hatten das gesamte Gebiet für 600 000 Taler vom Grafen Julius zur Lippe käuflich erworben – fehlen weitere Hinweise auf tödlich verunglückte Bergleute.
Zur Schicksalsgemeinschaft unter Tage zählten auch Pferde, die dort bis ungefähr 1930 eingesetzt wurden. Die Vierbeiner halfen den Bergleuten manchmal sogar aus brenzligen Situationen. Wie etwa das Pferd “Morro” des Bergmanns Salomon, das seine zweibeinigen Arbeitskollegen rettete, als die Füllung der Karbidlampe nicht mehr für den Rückweg ausreichte. Nach Salomons Kommando “Morro, mir john heem” hielt man sich an Mähne und Pferdeschweif fest. Der brave Gaul führte die Arbeiter sicher aus dem Dunkel.
Mit Heinz Neumann und Matthias Metternich
wurden zwei Gründungsmitglieder geehrt
Beim Festkommers wurden auch Jubilare geehrt. Mit Heinz Neumann und Matthias Metternich waren zwei Gründungsmitglieder zur Feierstunde gekommen. Peter Schumacher ist seit 40 Jahren mit von der Partei, für 25-jährige Mitgliedschaft wurden Mathilde Zingsheim, Peter Dederichs, Siegfried Sadowski und Kurt Sadowski ausgezeichnet. Die an diesem Abend verhinderten Mitglieder Frank Traber und Günter Kersten werden nachträglich geehrt.”
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

15.12.2008