Aktuelles

Meisterschülerin Bärbel Schulte Kellinghaus in der Zikkurat

Ideales Refugium für Kreativität
Meisterschülerin Bärbel Schulte Kellinghaus in der Zikkurat
Sie hat Ton an den Händen, Tonstaub auf der Kleidung. Sie scheint in ihre Modellierarbeit versunken. Es ist Bärbel Schulte Kellinghaus, eine freischaffende Künstlerin aus Berlin. Die Wärme erfüllt den Fabrikraum der Wolf-Keramikmanufaktur. Gerade haben die Arbeiter den Brennofen geöffnet, der Brennvorgang der Keramikteile im Innern ist abgeschlossen. Jetzt soll der Ofen auskühlen. An einem großflächigen Holztisch etwas abseits der Brennkammer arbeitet Schulte Kellinghaus an einer Keramikskulptur.
Die 1965 in Stuttgart geborene Meisterschülerin an der Kunstakademie Düsseldorf ist zu Besuch in der Zikkurat. Es ist ein rund zehntägiger Arbeitsbesuch. Seit sie 1995 erstmals das Equipment der Wolf-Keramikmanufaktur nutzte, kommt sie immer wieder.
“Ich arbeite gerade an runden Formen. Sie sind in sich abgeschlossen, haben eigentlich keinen Kontakt zu anderen”, sagt sie. Die fehlende Außenverbindung vom Kunstwerk zur Umwelt, erklärt die Künstlerin, schaffe sie, indem sie Körperteile mit Öffnungen an ihre Plastiken modelliere: Ohr, Nase, Mund – oder beispielsweise eine Brustwarze.
In Berlin widmet sich die vielseitige Künstlerin mehr der Malerei. In der Zikkurat hat Schulte Kellinghaus einen idealen Ort für ihr bildhauerisch-keramisches Schaffen gefunden. “Hier kann ich an einem Platz arbeiten und die Werke gleich brennen. So kann nichts beim Transport zerstört werden”, sagt die Wahl-Berlinerin. Die Wolf-Keramikmanufaktur kennt sie seit ihrem Studium in Düsseldorf. “An der Akademie hatten wir keine Keramikwerkstatt und vor allem keinen Brennofen für größere Plastiken”, berichtet sie. Fabrikbesitzer Johann Josef Wolf sprang bereits vor Jahren als Kunstförderer ein und stellte nicht nur das Grundmaterial, nämlich Ton, und die überdimensionalen Öfen der Manufaktur zur Verfügung. Er vermittelte den Studenten für die Zeit ihrer Arbeit auch gleich eine Bleibe in den zahlreichen Künstlerateliers der Zikkurat. Seit mehr als 15 Jahren arbeiten Kulturfabrik und Kunstakademie zusammen.
Werner Böling, Leiter der Wolf-Keramikmanufaktur, freut sich über das künstlerische Schaffen in der im Alltag eher handwerklich ausgerichteten Firma: “Manche der internationalen Studenten, die hier gearbeitet haben, halten bis heute den Kontakt zu uns.”
Die “Schnittstelle” zur Düsseldorfer Kunstakademie war der dort tätige Professor Toni Cragg. Es war im Rahmen eines seiner Seminare, dass Schulte Kellinghaus erstmals zur Wolf-Manufaktur nach Firmenich kam.
Die Arbeit mit und am Ton ist kompliziert und langwierig. Körnung und Zusammensetzung müssen beachtet werden, die Brenntemperatur hat Auswirkungen auf die Farbgebung im Zusammenspiel mit der Glasur. “Leider reißt immer wieder ein Stück beim Brennen. Die Keramikprofis hier in der Manufaktur geben mir aber manchen wertvollen Tipp zur Verarbeitung”, berichtet Schulte Kellinghaus. Die Künstlerin ist inzwischen wieder nach Berlin abgereist ist. Aber noch vor dem Sommer will sie in der Zikkurat ihre Werke vollenden.

Manfred Lang

24.04.2007