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Lob vom Staatssekretär

Pilotfeuerwehr Kall möchte Migranten als Mitglieder gewinnen – Bulgarin Maya Svechtarova gehört seit November der Löschgruppe Wahlen an – Wehrleiter Harald Heinen: „Integration ist nicht durch das Umlegen eines Schalters zu erreichen“ – Weg der kleinen Schritte

Kall – Das Thema Migration und Integration in der Feuerwehr sei eine Herausforderung, der sich auch die Feuerwehr Kall stellen werde, versicherte Wehrleiter Harald Heinen auf einer Pressekonferenz im Feuerwehrgerätehaus, an der auch der Staatssekretär Thorsten Klute aus dem NRW-Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales teilnahm. „Wenn nicht die Feuerwehren der Sache offen gegenüberstehen, wer denn sonst“, sagte Heinen. Das Retten und Schützen in Not geratener Menschen sei in der Feuerwehr oberstes Gebot – egal welcher Religion und Nationalität sie angehören.

An einem Arbeitstreffen zum Thema im Kaller Rathaus hatten zuvor Vertreter der NRW-Landesregierung, des Verbandes der Feuerwehren NRW, des Kreisfeuerwehrverbandes und der Gemeinde Kall teilgenommen. Staatssekretär Thomas Klute war nach Kall gekommen, um mit der Gemeinde Ideen zu entwickeln, wie die Pilotfeuerwehr Kall diese Zielsetzung erfüllen kann. Mit dabei war auch Branddirektor Stefan Neuhoff, ehemaliger Chef der Kölner Berufsfeuerwehr und Vize-Vorsitzender des Verbandes der Feuerwehren in NRW.

Die in Russland geborene Bulgarin Maya Svechtarova ist das erste aktive Feuerwehr-Mitglied mit Migrationshintergrund in der Gemeinde Kall. Die passionierte Puppenspielerin gehört seit November in der Löschgruppe Wahlen an. (Foto: Reiner Züll)
Die in Russland geborene Bulgarin Maya Svechtarova ist das erste aktive Feuerwehr-Mitglied mit Migrationshintergrund in der Gemeinde Kall. Die passionierte Puppenspielerin gehört seit November in der Löschgruppe Wahlen an. (Foto: Reiner Züll)

Es ging um die Förderung des Ehrenamtes in der Feuerwehr sowie um Inklusion und die Integration von Migranten innerhalb des Projektes „FeuerwEHRENsache“, das Innenministerium und der Verband der Feuerwehren NRW im vergangenen Jahr gemeinsam für einige Pilotfeuerwehren auf die Schiene gebracht haben, um den Folgen des demografischen Wandels entgegen zu wirken. Die Kaller Wehr ist eine von sieben Pilotfeuerwehren in NRW und befasst sich schon seit Monaten mit der Thematik. Man wolle versuchen, auch Menschen mit Behinderungen in das Konzept mit einzubeziehen, berichtete Bürgermeister Herbert Radermacher: „Auch für diese Menschen gibt es Aufgaben in der Feuerwehr.“ Für Gemeindewehrchef Heinen bedeutet vor allem der Wegfall der Altersgrenze von 63 Jahren eine längere Sicherung von Personal, Wissen und Kompetenz. Etwa 20 Feuerwehrmitglieder der starken Jahrgänge könnten in naher Zukunft durch den Wegfall der Altersgrenze ihren Dienst weiter verrichten, berichtete er: „Die gingen uns sonst verloren“.

Hauptthema beim Besuch des Staatssekretärs war die Integration von Migranten in der Kaller Feuerwehr. Hier konnte Harald Heinen dem Gast aus Düsseldorf mit der 50-jährigen Maya Svechtarova ein erstes Ergebnis vorweisen. Svechtarova ist seit November letzten Jahres Mitglied der Löschgruppe in Wahlen. Dem Staatssekretär berichtete die 50-Jährige, dass sie in Russland geboren wurde und in Bulgarien aufwuchs. In Sofia habe sie Kunst studiert und dort das Diplom als Handpuppenspielerin erlangt. Seit 24 Jahren lebe sie in Deutschland, sei inzwischen gelernte Krankenschwester und wohne seit in Wahlen. Auf eigene Initiative habe sie den Weg zur Feuerwehr in Wahlen gefunden und fühle sich dort wohl.

Sprachen über die Integration von Migranten in der Kaller Feuerwehr (v.l.): Sachbearbeiter Alois Poth, Christina Koss (Integrationsministerium), Bürgermeister Herbert Radermacher, Maraike Krull de Hawie (Innenministerium), Wehrleiter Harald Heinen, Staatssekretär Thorsten Klute, Vize-Kreisbrandmeister Walter Wolf, Vize-Gemeindebrandmeister Andreas Lang und der Vize-Vorsitzende des Verbandes der Feuerwehren in NRW, Branddirektor Stefan Neuhoff. Im Feuerwehrfahrzeug Maya Svechtarova, die der Löschgruppe Wahlen angehört. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress
Sprachen über die Integration von Migranten in der Kaller Feuerwehr (v.l.): Sachbearbeiter Alois Poth, Christina Koss (Integrationsministerium), Bürgermeister Herbert Radermacher, Maraike Krull de Hawie (Innenministerium), Wehrleiter Harald Heinen, Staatssekretär Thorsten Klute, Vize-Kreisbrandmeister Walter Wolf, Vize-Gemeindebrandmeister Andreas Lang und der Vize-Vorsitzende des Verbandes der Feuerwehren in NRW, Branddirektor Stefan Neuhoff. Im Feuerwehrfahrzeug Maya Svechtarova, die der Löschgruppe Wahlen angehört. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Diese Botschaft hörte Thorsten Klute gern: Das Integrationsministerium unterstütze das Projekt „FeuerwEHRENsache“, denn der Anteil von Menschen mit Behinderungen oder einem Migrationshintergrund in den Feuerwehren sei noch recht gering. Im Kreis Euskirchen, so Klute, habe jeder achte Einwohner mit mindestens einem nichtdeutschen Elternteil einen Migrationshintergrund. „Wir müssen diese Menschen mitnehmen“, so der Staatssekretär. Er sei der Kaller Feuerwehr dankbar, dass sie sich dieser Aufgabe stelle.

Klute erklärte, dass es in vielen Ländern anders sei als in Deutschland, wo die Feuerwehr ein großes Vertrauen genieße. Es gebe problematische Länder, in denen jede Uniform mit Militär in Verbindung gebracht werde und Angst verbreite. Es erfordere deshalb viel Überzeugungskraft, Migranten aus diesen Ländern für die freiwillige Feuerwehr zu begeistern, zumal sie deren Systematik nicht kennen.

Das bestätigte Maya Svechtarova: Dass sie in der freiwilligen Feuerwehr mitmache und eine Uniform habe, könnten ihre Landsleute in Bulgarien nicht verstehen. Aus ihrer eigenen Erfahrung könne sie sagen, dass Integration oft einen langen Atem brauche. Deshalb sei Geduld gefragt. Das Erlernen der deutschen Sprache, so die Wahlenerin, sei die wichtigste Voraussetzung einer funktionierenden Integration. Obwohl sie gut Deutsch spreche, habe sie immer noch Probleme, wenn es um feuerwehrtechnische Begriffe wie zum Beispiel um einen Hydranten gehe.

„Integration ist ein langwieriger Prozess“, so der Kaller Wehrleiter Harald Heinen. Das angestrebte Ziel sei nicht „durch Umlegen eines Schalters“ sondern nur über den Weg der kleinen Schritte zu erreichen. Heinen: „Das ist ein dickes Brett, das wir bohren müssen“. Deshalb forderte er auch von der Landesregierung, das das Projekt „FeuerwEHRENsache“ über den Projektzeitraum 2016 hinaus weitergeführt wird, weil sich ein Erfolg nur langfristig einstellen könne.

Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress