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“Lilly Clyne ist unsere älteste Zeitzeugin”

“Lilly Clyne ist unsere älteste Zeitzeugin”
Mechernicher Delegation besuchte gebürtige Kommerner Jüdin zu ihrem 100. Geburtstag in London, wohin sie in der Nazizeit fliehen konnte – Ihre Eltern wurden im Konzentrationslager Lodz ermordet
Mechernich – Eine kleine Abordnung aus Mechernich machte sich jetzt auf den Weg nach London, um dort Lilly Clyne, geb. Kaufmann aus Kommern, zu ihrem 100. Geburtstag zu gratulieren. Nach London konnte die gebürtige Kommerner Jüdin 1939 vor den Nazis fliehen. Hauptschullehrerin Gisela Freier, die zusammen mit ihrem Mann Wolfgang, dem Mechernicher Hauptschulleiter Heinz Wolfgarten und Christine Hiller in die englische Hauptstadt reiste, kämpft zusammen mit ihren Schülern seit Jahren gegen das Vergessen der Kommerner Juden.
Gisela Freier erklärte den Hintergrund ihres Besuches: “Lilly Clyne ist unsere älteste und wichtigste Zeitzeugin. Seit Jahren halten wir engen Kontakt mit ihr.” Mit dem Besuch wollten die Mechernicher nicht nur ihre besondere Wertschätzung und Verbundenheit zeigen: “Wir verstehen diesen Besuch auch als Teil unserer Versöhnungsarbeit.”
Wie Heinz Wolfgarten berichtete, war der Besuch für Lilly Clyne eine große Überraschung, über die sie sich sehr gefreut habe. Ihre Familie, die aus Baltimore angereist war, war in den Besuch eingeweiht gewesen, hatte aber “dichtgehalten”. Von Dr. Hans-Peter Schick, Bürgermeister der Stadt Mechernich, überbrachte der Besuch aus der Bleibergstadt neben Glückwünschen und Urkunde einen Bildband über Mechernich.
Lilly Clyne wuchs auf einem Bauernhof in Hostel auf, den ihre Eltern Gustav und Elvira Kaufmann, geborene Levano, bewirtschafteten. Nach ihrer Schulzeit begann sie eine Lehre in der Kommerner Firma Levano, wo sie später in der Geschäftsleitung tätig war. Von den schrecklichen Ereignissen der Pogromnacht schwer bestürzt, gelang ihr 1939 die Ausreise aus “Nazi-Deutschland”. Ihrer Schwester Eva war bereits 1938 die Flucht geglückt.
Es gelang den Schwestern allerdings nicht, auch ihre Eltern nach England zu holen. Gustav und Elvira wurden im Konzentrationslager Lodz ermordet. In England schlug sich Lilly Kaufmann zunächst als Hausmädchen durch. Nach dem Krieg heiratete sie Aron Clyne, dem sie eine Tochter schenkte. Lilly Clyne hat drei Enkelkinder und einige Urenkel.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

23.03.2010