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Laien lernen Exegese und Predigt

Seminar des Büros der Aachener Regionaldekane fand in der Alten Schule von Kallmuth und damit in der Stadt Mechernich statt – Auszug aus einem Bericht der KirchenZeitung für das Bistum Aachen

 

Die Pastoralreferenten Thomas Tönneßen (l.) vom Büro der Regionaldekane und Dr. Abraham Roelofsen, der Predigtlehrer und Homiletik-Experte des BistumsAachen, unterrichteten in der Stadt Mechernich so genannte Laien der katholischen Kirche. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich – Es ging um Jesus und sein ganz besonderes Verhältnis zu den Pharisäern, als sich unlängst 15 Katholikinnen und Christen, so genannte „Laien“, zu einer Fortbildung für Lektoren, Kommunionhelfer und Wortgottesdienstleiter im Kirchenraum des Dorfgemeinschaftshauses „Alte Schule“ in Mechernich-Kallmuth (Stadt Mechernich) trafen.

Als Hauptreferenten hatte Pastoralreferent Thomas Tönneßen vom Büro der Regionaldekane Erik Pühringer (Eifel) und Otto von Danwitz (Düren) keinen geringeren gewonnen als Dr. Abraham Roelofsen, den Predigtlehrer und Homiletik-Experten des Bistums Aachen. Unter den 15 Teilnehmern in der alten Kallmuther Schule befanden sich bereits in der Liturgie ihrer Heimatgemeinden eingebundene Christen wie auch solche, die aus persönlichem Interesse an theologischer Bildung gekommen waren.

Bei der Vorstellung entpuppte sich beispielsweise der Blankenheimer Werner Görgens als „Lkw“, wie er das scherzhaft nannte: „Das ist eine Abkürzung und bedeutet Lektor, Kommunionhelfer und Wortgottesdienstleiter“. „Das volle Programm“ konstatierten auch einige andere engagierte Leute im Kreis, darunter auch eine Handvoll aus der Gemeinschaft der Gemeinden St. Barbara Mechernich. Wieder andere gaben zu erkennen, dass man sie in ihren Gemeinden in  Verkündigung und Liturgie tatsächlich (noch) nicht braucht und einsetzt.

Die theologische und pastorale Fortbildung ehrenamtlich aktiver Laien liegt Thomas Tönneßen („Ich nenne sie lieber engagierte Menschen in unseren Gemeinden“) ebenso sehr am Herzen wie seinem Vorgänger Heinz-Leo Görtzen. Und die Resonanz ist Gott sei Dank groß. 2011 habe man bei sieben Fortbildungsveranstaltungen in den Regionen Düren und Eifel insgesamt 120 Teilnehmer gezählt.

Grundsätzlich gebe es „mehr Frauen als Männer“ in den Seminaren, die Durchschnittsteilnehmer seien älter als 50 und in aller Regel „bereits in den Gemeinden engagiert“. Da, wo es auch ums Predigen geht, so der Homilet und Sprechwissenschaftler Dr. Abraham Roelofsen, habe er die Erfahrung gemacht, dass sich Laien als Prediger „sehen und hören lassen können“: „Sie stehen nicht hinter dem zurück, was ich sonntags in den Eucharistiefeiern zu hören bekomme.“

Thomas Tönneßen unterstrich am Rande des Kallmuther Seminars die hohe Wertschätzung des Aachener Bischofs Dr. Heinrich Mussinghoff für die mitarbeitenden Ehrenamtlichen in den Gemeinden. Der Oberhirte stehe ganz eindeutig hinter dem Versammlungsgebot der Gemeinden am Sonntag, befürworte allerdings nicht die Integration von Kommunionfeiern in solche sonntägliche Gemeindegottesdienste.

Theologisch ließen sie sich durchaus begründen, meinte Dr. Abraham Roelofsen, denn das „Heimbringen der Eucharistie in die Teilgemeinde“ sei schon in der Gemeindegründungsphase durch Paulus und andere urchristenkirchliche Missionare gängige und segenstiftende Praxis geworden.

Pastoralreferent Thomas Tönneßen kann sich auch gut noch mehr Werktags-Wortgottesdienste als Alternative zu den in den Gemeinden des Bistums zur Neige gehenden Werktags-Messen vorstellen. Auch der Einsatz von noch mehr Laien in der Katechese, als Vorbeter, in der Telefonseelsorge, in der Sterbebegleitung (Hospiz), beim Beerdigungsdienst  und last but not least in der lebenspraktischen Begleitung von Menschen in Konflikt- und Trauersituationen werde mehr und mehr gelebte Praxis. Bistum und Büros der Regionaldekane begleiteten und unterstützten die Ehrenamtlichen nach Kräften.

Deshalb biete das Büro der Regionaldekane für Eifel und Düren auch solche Seminare wie das in Kallmuth an, das die Laien zum Beispiel fundierter und erfahrener im Umgang mit der Heiligen Schrift macht. Weitere Themen in Thomas Tönneßens Angebotspaket waren im Jahre 2011 Kurse zum Markusevangelium (Lesejahr B), zum exegetisch seriösen Umgang mit Bibelperikopen oder zur Rollenfindung des Einzelnen in der Gemeinde.

Das Büro der Regionaldekane (Tel.: 02421/ 28 020) bietet aber nicht nur Abend- oder Ganztags-Fortbildungen an, das Bistum schult seine Laien beispielsweise auch für den Beerdigungsdienst in längerfristigen Ausbildungseinheiten.

Das Kallmuther Seminar mit Dr. Abraham Roelofsen  über Jesus und die Pharisäer machte den 15 Teilnehmern jedenfalls erkennbar  Freude. Durften sie doch althergebrachte Vorurteile gegen die Pharisäer als „Feindbild“ des Neuen Testamentes mit Abraham Roelofsens Hilfe über Bord werfen.

Und zwar, in dem sie den exegetisch verantwortlichen Umgang mit entsprechenden Textperikopen lernten und feststellten, wie es eine Teilnehmerin formulierte: „Die Pharisäer in der Kirche, das sind doch eigentlich wir, die wir uns in der Kirche engagieren.“

Und die irgendwann anfällig dafür werden können, sich „aus klerikaler Position“, so Abraham Roelofsen, abfällig über jene „Sünder“ zu äußern, mit denen sich Jesus Christus vorzugsweise umgab und um deren Heil es ihm vor allem ging. Die Teilnehmer aus den Bistumsregionen Eifel und Düren gingen mit einem stark relativierten Bild von den Pharisäern nach Hause.

Abraham Roelofsen lehrt übrigens Laien auch das Predigen. Dafür  treffen sich die Teilnehmer vier Mal, darunter zwei ganze Tage und zwei Abende, um in möglichst freier Rede über die Evangelien und Lesungstexte reden zu lernen. Am meisten überraschte die Teilnehmer eines solchen Predigerseminares vor drei Jahren in Kall, wie viel Mut ihnen der Dozent machte, ihre eigenen  Glaubenserfahrungen mit denen der Gemeinde zu teilen.

Denn die exegetische, die Schrift auslegende Predigt sei keineswegs ein Monolog, dozierte Roelofsen, sondern „ein Dialog mit den Glaubenserfahrungen der Zuhörer“. So komme es, dass die Gemeindemitglieder nicht ein- und die gleiche Predigt „hören“, sondern die „Deutungsangebote des Predigers mit den ihren messen“ und so zu unterschiedlichen „Ergebnissen“ kommen.

Und zwar „in der Freiheit der Kinder Gottes“, wie Roleofsen nennt, was er selbst einst bei dem berühmten Rolf Zerfaß, Professor für Pastoraltheologie und Homiletik an der Universität Würzburg, gelernt hat. Es gehe beim Predigen nicht darum, abschließende Antworten zu geben, sondern sich mit einem Deutungsangebot auseinander zu setzen.

pp/Agentur ProfiPress