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Kruusch Hohr, kruusch Senn

Kruusch Hohr, kruusch Senn
“Beiss en Pläät wie jakenn Hohr”, sagt der Eifeler dem zum Trost, der nur über schütteres oder gar kein Haupthaar verfügt. Unser Dorffriseur in Bleibuir hatte für Haupthaarträger vier Frisuren im Angebot, darunter “Fassong”, gemeint war der Fassonschnitt, und “Mecki”, der Nachkriegs-Bürstenschnitt us-amerikanischer Gi’s, den auch die damals sehr beliebte Comicfigur “Mecki” trug.
Ich bekam immer den mit drei Mark preiswertesten Fasson verpasst, dabei hätte ich viel lieber mal einen Bürstenhaarschnitt a la Igel Mecki bekommen, aber der kostete fünf Mark. Von Pony oder Scheitel ganz zu schweigen.
Später trug ich “en Bietelsmähn”, also etwas längere Haare wie die Beatles. Und zwar mit ebensolcher Selbstverständlichkeit, wie vermutlich die Generation vor mir “Stiftekopp” mit “Pisspottschnett” getragen haben wird. Dabei wurde, was den Friseurtarif gen Null reduzierte, ein Topf aufs Haupt gesetzt und einfach alles an Haaren abgeschnitten, was unter dem Topfrand noch heraus schaute.
Ebenfalls unter die eher traditionellen Haarschnitte fällt der “Duts” (Dutt) oder “Knut” (Haarknoten) bei Frauen. Zöpfe wurden “Fläähte” genannt vom Tätigkeitswort flechten, aber auch “Zöpp”. Wem die Stirnhaare zum Pony geschnitten wurden, der trug früher “e Köbesje”. Menschen mit sehr dichter wollartiger Frisur hießen im Volksmund “Wöllesköpp”, solche mit krausem Haar “Kruuschköpp”, nicht zu verwechseln mit “Kruuschkühel”, also dem Gemüse Krauskohl.
Apropos “kruusch” (kraus): Menschen mit krausen Haaren sagte man auch krause Gedanken nach: “Kruusch Hoohr, kruusch Senn”. Auch Zeitgenossen mit roten Haaren mussten sich häufig foppen lassen. Wobei der Schmäh-Vers “Fuss, Fuss, komm eruss, drusse steht ne Omnibus” jüngeren Datums sein muss, denn der nicht schienengebundene Öffentliche Personennahverkehr dürfte in der Eifel im Wesentlichen eine Nachkriegserfindung gewesen sein.
Manfred Lang

Manfred Lang

23.03.2010