Krimispaß in der Kläranlage
Bei der Lesung mit Stephan Everling und Andreas Izquierdo ging es eher heiter zu
Mechernich-Burgfey – Der eine hat seiner Eifel-Heimat den Rücken gekehrt und lebt heute in Köln, der andere ist gebürtiger Bonner, hat in Köln gelebt und zog 2008 aus der Großstadt nach Schleiden. Nun trafen sich der Wahl-Kölner Andreas Izquierdo und der überzeugte Wahl-Eifeler Stephan Everling an einem merkwürdigen Ort, um aus ihren Büchern zu lesen: in der Kläranlage in Mechernich-Burgfey. Hier begrüßte Thomas Hambach, Erster Beigeordneter der Stadt Mechernich, rund 70 Gäste zur Lesung im Rahmen der „Nordeifel-Mordeifel“-Krimitage.
Schweine spielten eine Schlüsselrolle in den Geschichten der beiden Autoren. In Everlings Kurzkrimi „Luder“ ist es ein totes Wildschwein, das einen Förster eine grausige Entdeckung machen lässt. Bei seinem Schriftsteller-Kollegen Izquierdo handelte es sich um den von Arthritis geplagten Eber „Johnny“. In dem völlig abgefahrenen Roman „Schlaflos in Dörresheim“ verhilft der im Dorf argwöhnisch beobachtete „Föttchesföhler“ nicht nur dem Schwein mittels Handauflegen zu neuer Lebensfreude insbesondere hinsichtlich der Libido… „Es war die denkwürdigste und verstörendste Behandlung eines Schweins in der Geschichte der Veterinärmedizin“, las der Autor zum großen Vergnügen der anwesenden Krimifreunde.
„Ich hoffe, die jugendlichen Zuhörer haben jetzt keinen Schaden genommen“, sagte Stephan Everling, nachdem seine blutrünstige Kurzgeschichte mit tiefschwarzem Humor endete. Vorab hatten sich die beiden Autoren abgesprochen, dass Izquierdos Beitrag der heitere Part der Lesung und damit eindeutig eher geeignet sei, das Publikum anschließend belustigt auf den Heimweg zu entlassen.
Zuvor aber ermunterten sie ihre Zuhörer, Fragen zu stellen – ein Angebot, von dem rege Gebrauch gemacht wurde. Dabei war zu erfahren, dass Andreas Izquierdo auch erfolgreich Drehbücher für Fernsehserien wie „Cobra 11“ oder „Der „Bergdoktor“ schreibt. Am 8. Oktober erscheint sein neuer Roman „Der Club der Traumtänzer“ im Dumont-Verlag. Enttäuschen musste Izquierdo einen Zuhörer, der wissen wollte, ob es denn auch ein Wiedersehen mit Lokalreporter Jupp Schmitz, dem Protagonisten seiner mittlerweile schon älteren „Dörresheim“-Krimiserie, gebe. „Nee“, lautete die eindeutige Antwort. Geschrieben habe er die Bücher lange vor dem Beginn der Erfolgsgeschichte Eifel-Krimi. „Damals gab es den Trend noch nicht, ich wollte einfach ein Buch über meine Heimat schreiben“, so der Autor.
Beim Erörtern des „Phänomens Eifelkrimi“ machte Stephan Everling der Region ein großes Kompliment: „Wir leben in einer wunderschönen Landschaft mit einmaligen Bewohnern. Die Stadt habe ich nicht eine Sekunde vermisst.“ Land und Leuten wolle er daher etwas zurückgeben. Das tut er mit seinem in Kürze neu erscheinenden Buch, einem Reiseführer aus der „Geheime Orte“-Reihe des Nicolai-Verlags, der zu „ungehobenen Schätzen“ der Nordeifel führt.
Groß war das Interesse der Krimifans auch an der Führung durch die Kläranlage, die Betriebsleiter Udo Nelleßen und seine Mitarbeiter vor der Lesung anboten. „Dass ich mal mit einer Flockenfiltration konkurrieren muss, hätte ich auch nicht gedacht“, sagte Stephan Everling schmunzelnd, denn kaum einer 70 Gäste ließ sich die Gelegenheit entgehen, einmal hinter die Kulissen der Mechernicher Abwasserreinigung zu blicken – auch wenn die sorglose Atmung beim Betreten des Rechengebäudes erst einmal aussetzte. Dort laufen die stinkenden Abwässer zunächst durch einen Rechen, der grobe Stoffe aus dem Wasser fischt.
pp/Agentur Profipress