Kreuze als Zeichen des Friedens
Erstmals öffentlich präsentiert: 170 „EuropaKreuze“ im Rahmen eines europaweiten Kulturprojektes des Steinfelder Hermann-Josef-Kollegs eingesegnet – Zusammenarbeit mit Urfter Hermann-Josef-Haus – Salvatorianer-Superior Pater Peter Daubner mahnte zur Dialog-Bereitschaft – Kreuze sollen Station an ehemaligen Kriegsplätzen machen
Kall-Steinfeld – Einen beeindruckenden Anblick boten die 170 „EuropaKreuze“ in der Basilika des Klosters Steinfeld. Im Rahmen des gleichnamigen Projektes des Salvatorianer-Gymnasiums „Hermann-Josef-Kolleg“ hatten Bewohner des Urfter Hermann-Josef-Hauses die weißen Kreuze, die an Soldatengrabkreuze erinnern, hergestellt. Neunt- und Zehntklässler des Hermann-Josef-Kollegs hatten sie künstlerisch gestaltet. Jetzt wurden sie in einem Gottesdienst gesegnet, in der Karwoche sollen sie auf Reisen gehen und Station an wichtigen ehemaligen Kriegsschauplätzen in Deutschland, Belgien und Frankreich machen.
Anlässlich der feierlichen Einsegnung wurden die Kreuze nun erstmals öffentlich präsentiert. Die unterschiedlichen Gestaltungen zeigten, wie intensiv sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Thema beschäftigt hatten. Die Farben der deutschen Flagge, die Sterne der europäischen Flagge, Totenköpfe und Stacheldraht, Blumen und sehende Augen sind nur einige Beispiele für die aussagekräftigen Gestaltungen. Den höchst unterschiedlichen Kreuzen gemeinsam ist ihre mahnende Wirkung.
Bevor die Kreuze von allen Anwesenden zum Gottesdienst in die Basilika getragen wurden, erklärte Heinrich Latz, der Schulleiter des Hermann-Josef-Kollegs, dass die Aktion an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren erinnern soll. Deshalb waren die Kreuze zunächst auf dem Soldatenfriedhof für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs unmittelbar vor der Basilika aufgestellt worden. Dort wandte sich auch der Kaller Bürgermeister Herbert Radermacher an die Versammelten: „In der Diskussion um Europa steht das friedliche Miteinander oft im Hintergrund.“ Renate Hendricks, bildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, erklärte: „Die Kreuze sind Zeichen einer jungen Generation, die Brücken schlagen will. In Kürze wählen wir das Europaparlament.“ Vor 100 Jahren und auch vor 60 Jahren hätte man daran, ebenso wie an ein friedliches Europa, überhaupt nicht denken können, so Hendricks.
In seiner Predigt berichtete der Superior der Salvatorianer, Pater Peter Daubner, von seinem damaligen Steinfelder Geschichtslehrer. Dieser habe seinen Schülern von zahlreichen Kriegen berichtet und erklärt, dass der Mensch nichts aus der Geschichte zu lernen scheine. „Da haben wir unsere Geschichtsbücher zugeklappt, weil wir dachten, es gibt in diesem Schuljahr nichts mehr zu lernen“, so Daubner, und er ergänzte: „Unser Lehrer aber sagte: »Schlagt die Bücher wieder auf. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben«“ Pater Peter Daubner sprach vom „Machtkampf zwischen denen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen, und denen, die die Sonnenstrahlen wie ihr Eigentum hüten“. Er mahnte dazu, in Europa für mehr Gerechtigkeit, Bereitschaft zum Dialog und Achtung vor der Schöpfung einzutreten. Vor allem lohne es sich, sich um die Kinder zu bemühen. „Die Erwachsenen von heute sind die verletzten Kinder von gestern. Und die Erwachsenen von morgen sind die verletzten Kinder von heute“, so der Geistliche.
Im Anschluss an die Messe wurden die gestalteten Kreuze zum Ehrenfriedhof für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs gebracht. Dort richtete der Initiator und Kurator der Aktion, der in Holzmülheim lebende Guy Féaux de la Croix, ehemals Leiter des Referates für Kultur- und Medienprojekte des Auswärtigen Amtes, das Wort an die Versammelten. Mit Blick auf Schulleiter Latz erklärte er: „Ich wäre am liebsten noch einmal klein und würde hier zur Schule gehen. Das Hermann-Josef-Kolleg ist eine Schule der Inspiration.“ Der Düsseldorfer Künstler Bernd Schwarzer, der das Projekt begleitet, lobte die gute künstlerische Gestaltung der Kreuze. Zu Gast war ebenfalls Dr. Eckart Cuntz, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Belgien. Er zeigte sich beeindruckt von der großen Anteilnahme der Menschen am Steinfelder Projekt.
In der Karwoche machen sich Eltern, Schüler und Lehrer gemeinsam mit Kurator Guy Féaux de la Croix und dem Künstler Bernd Schwarzer auf den Weg zur ersten Station des „EuropaKreuzWeges“ nach Dinant in Belgien. Von dort aus geht es weiter, und zwar zunächst nach Dendermonde in Begien und zu den ehemaligen französischen Kriegsschauplätzen Sedan, Verdun, zum elsässischen Hartmannswillerkopf und schließlich zurück nach Steinfeld.
pp/Agentur Profipress