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Kleine Tücher, große Probleme

Reißfeste Hygienetücher verstopfen immer wieder die Pumpen in der Mechernicher Kanalisation – Vermeidbarer Zeit- und Kostenaufwand – Stadtwerke bitten Bürger um korrekte Entsorgung

Der Ausbau verschiedener Bauteile der Pumpe ist aufwändig und sehr kostspielig. Die Feucht-Tücher haben sich als hartnäckige Biester erwiesen. Foto: Hubert Broeders/pp/Agentur ProfPress

Mechernich – „Diese Dinger gehören einfach nicht in die Toilette“, erklärt Stadtwerkeleiter Helmut Schmitz kategorisch: „Sie gehören in die Mülltonne!“. Weil sich immer wieder Bürger nicht daran halten, hat die Stadt Mechernich eine Menge Ärger.

Denn die kleinen Tücher zeigen große Wirkung, sobald sie mit den Pumpen im Mechernicher Abwasserbeseitigungssystem in Berührung kommen. Denn die zerreißfesten Kunsttextilien verstopfen die Aggregate.  Dann muss regelmäßig der Störungsdienst der Stadtwerke ausrücken, um in den Abwasserpumpenstationen diese sogenannten „Feucht-Tücher“ zu entfernen.

„Sie sind teilweise so reißfest, dass sie die Kreiselpumpen zusetzen oder die Ventile der Druckpumpen am Schließen hindern“, erklärte Helmut Schmitz der für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stadtwerke zuständigen Agentur ProfPress. Die Folge: Die Pumpen stehen still, das Abwasser aus den Haushalten staut sich.

„Meist müssen wir auch noch nachts ausrücken, und das ist wirklich keine angenehme Arbeit“, berichtet Schmitz vom Einsatz seiner Monteure. Denn der betreffende Mitarbeiter muss in einen Schacht klettern und die Pumpe herausziehen aus einem Wust von all dem, was aus den Toiletten und Spülbecken der Haushalte kommt.

Das Gehäuse muss gesäubert, die Pumpe ausgebaut und mit einem kleinen Lastenaufzug ans Tageslicht befördert, dort auseinandergebaut, von den festgefahrenen Tüchern befreit und gereinigt werden. Alsdann beginnt der umgekehrte Prozess mit Wiederablassen und erneutem Einbau der Pumpe. Erst dann kann das Abwasser wieder dahin laufen, wo es hingehört.

Allein in den letzten Tagen mussten die Experten der Stadtwerke Mechernich zu solchen Einsätzen an den verstopften Pumpstationen „Am Hoster“ in Kommern, „Monzenbend“ in Kommern, „Am Flüßchen“ in Katzvey und am Feldweg unterhalb von Voißel ausrücken.

Das ProfiPress-Team wollte sich ein genaueres Lagebild machen und fuhr zur Abwasserpumpenstation „Am Flüsschen“ in Katzvey. Vor Ort waren bereits zwei Stadtwerker der Stadt Mechernich bei der notwendigen Arbeit zu Gange. Ken Derichs und Hubert Broeders hatten große Mühe, die Pumpen und Leitungen vor Ort von den Fremdkörpern zu befreien und den Ausgangszustand der Anlage wiederherzustellen.

Mit spezieller Ausrüstung am Fahrzeug seilte Ken Derichs seinen Kollegen Broeders in den Abwasserkanal ab. Dort unten, mit der Kopflampe bewaffnet, kamen verschiedenste Werkzeuge und Hilfsmittel zum Einsatz, um die Pumpe von den hartnäckigen Feucht-Tüchern zu befreien.

Eine solche Reinigung und Entleerung der Abwasserpumpen ist nämlich keine Angelegenheit, die in fünf Minuten erledigt wäre. Für eine einzige Abwasserpumpenstation können inklusive aller Vorbereitungen, der An- und Rückfahrt sowie der Sichtung und der eigentlichen Reparatur bis zu acht Arbeitsstunden und mehrere tausend Euro an Unkosten anfallen, so Helmut Schmitz, der Leiter der Stadtwerke Mechernich.

„Letztlich fallen die entstandenen Mehrkosten auf alle Anwohner der Stadt Mechernich zurück. Die Abwassergebühren richten sich natürlich immer nach den entstandenen Kosten der Stadtwerke im Jahr“, konstatiert Schmitz. So könnten die Bürger also auch ohne Umwege durch ihr eigenes Handeln auf die für sie zukommenden Zahlungen Einfluss nehmen.

Das Verursachen der Verstopfungen stellt zudem eine Ordnungswidrigkeit dar, die sich beim Urheber mit einem Bußgeld ebenfalls  in Höhe von mehreren tausend Euro niederschlagen kann. Außerdem muss der Verursacher dann natürlich auch den entstandenen Schaden ersetzen. Ein kompletter Reparatureinsatz einer Abwasserpumpenstation ginge dann auf seine Kappe – und der kann in die Tausende gehen.

Obwohl die Mehrzahl der Verstopfungen auf die benannten Feucht-Tücher zurückzuführen ist, sind diese nicht die einzigen Gründe. Auch das Wegschütten von Haushaltsfetten beispielsweise aus Fritteusen verstopft Rohre und Pumpen. Dieter Karls, der Abfallberater der Stadt Mechernich: „Fette gehören auch nicht in die Biotonne, sondern in die graue Tonne für Restmüll!“

Helmut Schmitz, Leiter der Stadtwerke: „Wir wollen die Bürger für dieses Thema sensibilisieren. Wir gehen davon aus, dass es keine böse Absicht ist, sondern Unwissenheit, weshalb die Feuchttücher in der Toilette statt im Abfall landen.“ Auf jeder Packung der unter verschiedenen Bezeichnungen im Handel erhältlichen Hygiene-Tücher ist das durchgestrichene Toilettensymbol und die Abfalltonne aufgedruckt.

„Diese Tücher zersetzen sich nicht, der Zeit- und damit auch Kostenaufwand für die Störungsbeseitigungen ist enorm hoch – und die Kosten dafür müssen letztendlich alle Bürger tragen“, so Stadtwerkeleiter  Helmut Schmitz.

Wenn das Abwasser nur über Gefälleleitungen zum Klärwerk läuft, entsteht das Problem nicht: Denn ein Rechen vor dem Klärwerk sammelt alles Grobe heraus. Durch die Berg- und Talfahrten des Abwassers sind im Mechernicher Stadtgebiet aber Pumpen notwendig. Und die vertragen schon so einiges, aber eben nicht die teilweise extrem reißfesten Hygienetücher.

20 Pumpenstationen gibt es in Mechernich, 23 Kilometer lang ist allein das ausschließliche Schmutzwassernetz, 183 Kilometer misst das Mischwassernetz, dazu kommen noch 8,4 Kilometer Druckrohrnetz und 25 Kilometer Leitungsnetz für Regenwasser.

Allein diese knapp 240 Kilometer lange Kanalisation sowie Pumpenstationen instand zu halten, ist ein enormer Aufwand – da kann man auf vermeidbare Störungen gut verzichten. Stadtwerkeleiter Helmut Schmitz: „Deshalb unsere Bitte an die Bürger: Schauen Sie nach, ob in Ihrem Haushalt Feucht-Tücher verwendet werden und achten sie auf die korrekte Entsorgungsart – in die Tonne, nicht in die Toilette!“

pp/Agentur ProfiPress