Keine Angst vor Philosophie
Nachwuchsautorin Julia Trompeter berichtet bei der Lit.Eifel in Vossenack von marktorientiertem Bücherschreiben und ihrem Weg bis zur Buchveröffentlichung
Vossenack – Familiär wie im eigenen Wohnzimmer ging es bei der Lit.Eifel-Lesung von Julia Trompeter zu. Im Kloster-Kultur-Keller stellte die junge Autorin Auszüge aus ihrem im Herbst erschienenen Debütroman „Die Mittlerin“ vor. Nachdenklich charmant ließ sie die Zuhörer miterleben, vor welchen inneren und äußeren Konflikten eine Nachwuchs-Autorin steht, wenn sie von einer Literatur-Agentin (der „Mittlerin“) den Auftrag erhält, ein Buch zu schreiben. Denn genau das ist die Situation ihrer Romanheldin.
Intensiv setzt sich Trompeter in ihrem Erstlingswerk mit dieser Thematik auseinander und gibt eine Innenansicht des Literaturbetriebs. „Komme was wolle, Sie brauchen einen Plot!“, „Sex sells!“, „Achten Sie bloß nicht auf jedes Wort, sonst warten wir Jahre auf Ihr Debüt!“, „Der Lyrikband kommt später!“. Solch dirigierende Sätze bekommt die Romanfigur von Verlagsseite aus zu hören. Während ihrer Arbeitsstunden am PC, in denen sie eigentlich das Buch weiter schreiben will, um den „Sprachfluss nicht eintrocknen zu lassen“, kommen Zweifel auf. Die fiktive Autorin beginnt, die Situation zu hinterfragen. Die Stapel von Neuerscheinungen in den Buchhandlungen erreichen mittlerweile „Hochhaushöhe“. Lohnt es sich da wirklich, ein weiteres Buch zu schreiben? Wer soll das alles lesen? Und: Haben die Leser anschließend die gleichen Bilder im Kopf, die ich als Autorin mit meinen Worten male?
Philosophisch kritisch setzt sich Trompeter mit dem Thema „Schreiben“ und großen Vorbildern wie Aristoteles oder Thomas Bernhard auseinander. Kein Wunder, denn die 1980 in Siegburg geborene Autorin studierte Philosophie, Germanistik und Klassische Literaturwissenschaft. Bereits als kleines Mädchen habe sie angefangen zu schreiben, verriet sie den Lit.Eifel-Gästen. Später intensiv Tagebücher geführt und dann eigene Gedichte im Internet veröffentlicht. Hier wurde ein Schriftsteller auf sie aufmerksam und baute ihr eine goldene Brücke zu seinem Verleger. Julia Trompeter schickte ein 60-seitiges Buch-Exposé und „noch am selben Tag erhielt ich eine Mail, dass sie das machen wollen“, ließ Trompeter ihre eigene Vita Revue passieren. „Es war wie im Märchen. Ich hatte Glück. Plötzlich hatte ich einen Verlag.“
In ihrem Roman „Die Mittlerin“ verschmelzen Fiktion und eigene Erfahrungswelt. „Es gibt genug Autoren, die Markt-konform schreiben, um möglichst viele Bücher zu verkaufen. Aber das ist nicht mein Ansatz von Literatur“, stellte Julia Trompeter im Publikumsgespräch klar. Außerdem sei die Angst vor Philosophie völlig unbegründet, meinte sie mit einem strahlenden Lächeln.
Und so spielen sich die einzelnen Szenen ihres Romans auf unterschiedlichen Ebenen ab: Mal erlebt man die fiktive Autorin alleine, grübelnd am Schreibtisch. Dann, wenn das Nachdenken zu viel wird, mitten im vitalen Leben von Berlin, wo die Autorin selber lange lebte. Hier trifft die Protagonistin den „fischgrauen Oskar“, die „Mittlerin“ oder den mysteriösen Bear, „ein Fabelwesen, in das man die eigenen Vorstellungen projizieren kann.“ Atmosphärisch vom Gitarristen Xaver Römer begleitet, las Julia Trompeter das Zusammentreffen mit Bear und verwandelte für die Zuhörer so ihre Sätze zum ‚Kino im Kopf’.
„Erste Skizzen für einen neuen Roman liegen schon vor“, beantwortete sie die Frage nach einem nächsten Buch: „Aber zuerst kommt der Lyrikband!“
pp/Agentur ProfiPress