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Kein Bergbau durch die Römer?

Kein Bergbau durch die Römer?
Aufsehenerregende Neuigkeiten aus der Mechernicher Montangeschichte – Arbeitsgruppe Bergbau widerlegt in den “Informationsblättern zur Eifeler Bergbaugeschichte” gängige, häufig tradierte, aber historisch unhaltbare Aussagen über angebliche römische Bergbau-Artefakte vom Bleiberg
Mechernich – Um vorgeblich in Mechernich gefundene Bleibarren und Tonrohre aus der Römerzeit geht es in der neuesten Ausgabe der “Informationsblätter zur Eifeler Bergbaugeschichte”, die die Arbeitsgruppe Bergbaugeschichte um Anton und Peter-Lorenz Könen regelmäßig herausgibt.
Barren und Tonrohre mit Stempeln der 16. Legion werden landläufig gerne als Belege für die Bergbautätigkeit der Römer am Mechernicher Bleiberg herangezogen. Die Arbeitsgruppe Bergbaugeschichte beschäftigt sich nun mit der spannenden Frage, ob diese Schlussfolgerung noch dem Stand heutiger Forschung standhält.
“Ein Bleibarren, der im Gebiet von Mechernich gefunden worden sein soll”, beginnt Peter Lorenz Könen seinen Aufsatz, “trägt den vertieften Stempel “leg(ionis) XVI” in rechteckigem Rahmen. Das Stück wurde aus der Sammlung Lückger (Köln) erworben. Woher der Kunstsammler Lückger dieses Bleistück hatte, ist nicht bekannt.”
Der Historiker Harald von Petrikovits sah diesen Bleibarren 1960 als Beweis für die Aktivitäten des römischen Militärs im Bergbau an, nicht als Beweis für deren Bergbautätigkeit am Bleiberg. Er schrieb in Heft 86 der Reihe “Das römische Rheinland, Archäologische Forschungen seit 1945, Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen”: “An all diesen Bergbauarbeiten war das Militär in großem Umfang beteiligt. Ein Bleibarren aus Mechernich trägt den Stempel der Legio XVI.”
So klar war die Sache allerdings nicht, so Peter Lorenz Könen, denn der sogenannte “Mechernicher Bleibarren” kam auf heute nicht mehr nachvollziehbarem Weg in den Besitz eines Mechernicher Oberschichtmeisters namens Gärtner, der den Fund kurz vor seinem Tod dem Rheinischen Landesmuseum in Bonn vermachte.
Dort gab man dem Fundstück, das man aus Mechernich erhalten hatte, zwar den folgenschweren Beinamen “Mechernicher Bleibarren”, aber der wirkliche Fundort des Barrens blieb bis heute unbekannt – und mit ihm der Nachweis römischer Bergbautätigkeit am Mechernicher Bleiberg.
Ähnlich verhält es sich mit einem Tonrohr aus der Schausammlung des Deutschen Bergbaumuseums in Bochum, einem Fund aus Mechernich, der dem Museum 1939 geschenkt worden war. Karl Friedrich Eilert schreibt das Tonrohr 1862 Resten sehr alter unvollkommener Aufbereitungsapparate am Kallmuther Berg zu.
Später wurden diese Fundstücke als römische Artefakte bezeichnet, die den römischen Bleibergbau in Mechernich bestätigen sollten. Der Montanarchäologe Prof. Dr. Gerd Weisgerber, so die jüngste Ausgabe der Informationsblätter zur Mechernicher Bergbaugeschichte, habe die Mechernicher Funde einer naturwissenschaftlichen Altersbestimmung mittels einer Thermolumineszenzdatierung unterzogen.
Dabei wurde ihr Alter auf den Zeitraum zwischen 727 und 967 nach Christus datiert. Könen: “Demzufolge sind die Funde nicht römisch, sondern mittelalterlich. Die Datierung des Tonrohres gibt einen ersten Anhaltspunkt für den frühen, nichtrömischen Bergbau im heutigen Stadtgebiet von Mechernich.”
“Es wäre zu begrüßen”, schreibt die Mechernicher Bergbaurunde, die sich seit zwei Jahrzehnten für eine historisch genaue Aufarbeitung der Mechernicher Bergbaugeschichte einsetzt, “wenn beide Funde nicht mehr in der Literatur als Beweis für den römischen Bleierzbergbau angezogen würden. Nur so könnte man den entstandenen Irrtümern beikommen.”
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

06.09.2011