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Kallmuther lieben “ihr” Banneux

Kallmuther lieben “ihr” Banneux
Die Pilgerstätte in den Ardennen ist wegen ihrer Besinnlichkeit auch bei vielen Mechernicher Gläubigen als “Klein-Lourdes” beliebt – Trotzdem erlebt man hier auch Weltkirche
Mechernich-Kallmuth – In dem kleinen Ardennen-Dorf Banneux existiert eine Pilgerstätte, die auch bei den Pilgern aus der Eifel beliebt ist. Wie sehr, schildert die KirchenZeitung für das Bistum Aachen in einem ausführlichen Bericht, der in der Eifel-Ausgabe erschienen ist. Demnach hat das Mechernicher Traditionsunternehmen “Schäfer Reisen” allein zehn Gruppenfahrten eingeplant. Darunter auch wieder eine mit einer etwa 50-köpfigen Gruppe aus der Pfarre St. Georg (Kallmuth). Pfarrer Kurt Hoberg: “Banneux – das ist ein sehr spiritueller Park. Im heiligen Bezirk geht es sehr besinnlich zu.” Seit 25 Jahren pilgern die Gläubigen aus Kallmuth und Umgebung nach Banneux – traditionell am letzten Donnerstag im August.
Kallmuth und Eupen
feiern immer gemeinsam
“Dort ist nicht so viel Rummel wie an anderen Wallfahrtsorten”, sagt Pfarrer Hoberg. Man treffe sich immer mit Pilgern aus dem Raum belgischen Eupen. Gemeinsam mit zehn bis zwölf Priestern werde morgens die deutsche Messe zelebriert. Nach der Krankensegnung am Nachmittag fahre man dann nach Moresnet, einem ebenfalls belgischen Wallfahrtsort am Dreiländereck bei Aachen, wo man den Kreuzweg bete.
Moresnet mit Kreuzweg steht auch bei der Frauengemeinschaft der Pfarre St. Dionysius Schwerfen am Schluss des Pilgerprogramms. Vorsitzende Annemaria Drach: “Wir fahren schon seit 30 Jahren nach Banneux, viele von uns sind regelrechte Stamm-Pilger.” Inzwischen fahren auch zahlreiche Männer mit.
In frühester Kindheit, als sein Vater krank war, fuhr Pfarrer Michael Stoffels (Simmerath) bereits nach Banneux. Der gebürtige Kallmuther organisierte als Jugendlicher Pilgerfahrten dorthin und nun seit 16 Jahren auch Gruppenfahrten seines Sprengels (elf Gemeinden) im Eifelteil des Kreises Aachen. “Neben der Stille des Gebets erlebt man in Banneux Weltkirche”, empfindet er und ist sich sicher: “Wer ein Mal da war, fährt immer wieder!” Dieses Jahr pilgert er mit seinen “Schäfchen” am 18. Mai, ansonsten immer in den Ferien, “weil dann auch die Messdiener mitkönnen”.
“Wer seinen Glauben erneuern und die Gnade der Taufe neu erleben möchte, findet in unserem Heiligtum in Banneux Erfüllung”, sagt Rektor Leo Palm (56). Er leitet die Pilgerstätte in dem kleinen Ardennen-Dorf seit drei Jahren.
“Und er fährt von hier erleichtert wieder heim”, ist die Erfahrung des Geistlichen aus vielen, vielen Gesprächen mit Pilgern aus der Eifel und von anderswo. Jährlich finden etwa eine halbe Million Menschen den Weg an jene Stätte, an der die Muttergottes 1933 acht Mal der damals elfjährigen Mariette Beco erschien.
Millionen Gläubige haben seither ihre Hände in jene Quelle getaucht und ihre Hände gewaschen, zu der die Erscheinung Mariette Beco vier Mal führte. Wie im berühmteren Lourdes tun die Gläubigen, die krank sind, dies in der Hoffnung, dass ihnen Heilung widerfährt.
Zur Einstimmung auf das neue Pilgerjahr 2011 finden vom 25. bis 27. Februar Einkehrtage statt mit der Einführung in das Jahresthema “Tauchet eure Hände in das Wasser”.
Am 15. Januar 1933 hatte die damals elfjährige Mariette Breco erstmals im Gemüsegarten des elterlichen Hauses in Banneux die Lichtgestalt gesehen, in der sie die Muttergottes erkannte. Weitere sieben Erscheinungen folgten, wobei die “schöne Dame” sich eine “kleine Kapelle” wünschte. 1949 wurden die Marienerscheinungen offiziell anerkannt – ein kirchliches Attest, das neben Banneux weltweit nur noch zwölf andere Orte vorweisen können.
Was ist das Besondere an diesem Wallfahrtsort, der sich auch “das kleine Lourdes” nennt? Für den 56-jährigen Rektor Leo Palm sind es sowohl praktische wie inhaltliche Gründe. Banneux, unweit von Verviers gelegen, ist in sehr kurzer Anfahrtszeit auch für Tagespilger aus Belgien, den Niederlanden, Luxemburg und der westlichen Bundesrepublik erreichbar. Die Herzstücke des Heiligtums mit Quelle, Muttergottesstatue, Erscheinungskapelle, der großen Wallfahrtskirche, Michaelskapelle und Kreuzweg liegen eng beieinander auf flachem Gelände und sind somit auch älteren Menschen gut zugänglich.
Etwas Besonderes ist zudem das große Hospizgebäude, in dem kranke Pilger vier Tage wohnen dürfen. Dort können 370 Menschen gleichzeitig untergebracht werden. “Wir stellen die Infrastruktur mit Unterkunft, Küche und Service”, sagt Palm. Für Betreuung der Kranken, eventuell auch durch Ärzte, müssen die Pilgergruppen jedoch selbst sorgen. “Das ist aber ein wunderbares Erlebnis für die vielen Ehrenamtlichen”, findet Pastor Leo Palm, “weil sie neben spirituellen Erlebnissen auch ein großes Familiengefühl mit nach Hause nehmen.”
Unter anderem verbindet das Datum 11. Februar die Marienorte Lourdes und Banneux. An diesem Tag im Jahre 1933 erscheint die Muttergottes der kleinen Mariette zum fünften Mal, führt sie wieder an die 100 Meter entfernt liegende Quelle, die damals noch als Viehtränke genutzt wurde, und sagte: “Ich komme, das Leid zu lindern.”
Auf den Tag genau 75 Jahre zuvor war die Unbefleckte Empfängnis in Lourdes der kleinen Bernadette Soubirous erschienen. Seitdem wird der 11. Februar auch als “Festtag der lieben Frau von Lourdes” gefeiert. In Lourdes und Banneux gleichermaßen hoffen kranke Pilger auf Heilung. In der Quellfassung von Banneux, über der die Muttergottes thront, ist auch ein Felsstück aus der Lourdes-Grotte eingearbeitet.
“Tauche Deine Hände in das Wasser”, hatte die “schöne Dame” der kleinen Mariette gesagt, als sie sie erstmals an die Quelle führte. Eine Quelle “für alle Nationen, für die Kranken.” Das kann man bis heute wortwörtlich nehmen, es gibt regelrechte Nationen-Pilgertage in Banneux: Es gibt einen Tag der Vietnamesen, die Tamilen kommen Anfang Mai, Ungarn haben ein Kreuz errichtet in Gedenken an den Aufstand von 1956, Italiener eine Statue von Padre Pio mitgebracht, spezieller Tag der deutschen Wallfahrer ist der Michaelstag im September.
Hintergrund: Nicht zuletzt auf Anregung von Konrad Adenauer stifteten deutsche Pilger die Michaelskapelle, die 1960 eingeweiht wurde. Palm: “Sie ist eine Stätte der Ruhe, am Beginn des Kreuzweges gelegen.” Nicht gerade ruhig ist es dagegen am 15. August, dem Fest “Maria Himmelfahrt”, dann kommen erfahrungsgemäß bis zu 40 000 Wallfahrer in den 500-Seelen-Ort und verwandeln ihn quasi in einen Balkan-Außenposten. Orthodoxe Christen und gar muslimische Kosovaren kommen dann in Scharen, campen, beten und feiern. “Wer es besinnlich möchte, sollte an diesem Tag nicht kommen”, empfiehlt Rektor Palm, der 1988 zum Priester geweiht wurde.
Der Weg, den die Pilger gehen – beginnend von der kleinen Kapelle im ehemaligen Gemüsegarten – ist gesäumt von hunderten blauen Votivtäfelchen. In unterschiedlichen Sprachen danken Menschen der Muttergottes für besiegte Krankheiten, bestandene Prüfungen, gerettete Ehen . . .
“Jedes Pilgerjahr steht unter einem besonderen Thema, das auf Aussagen oder Forderungen basiert, die die Muttergottes bei ihren acht Erscheinungen hinterlassen hat”, sagt Palm. 2011 lautet es: “Taucht Eure Hände in das Wasser”. Damit soll an die Gnade der Taufe erinnert werden. Meist schon zu Ostern kommen die ersten Pilgergruppen mit Kranken. Die offizielle Eröffnung des Pilgerjahres, das bis Oktober dauert, findet traditionell am 1. Mai statt. Täglicher Höhepunkt ist dabei die Krankensegnung um 15 Uhr.
Generell kann man das ganze Jahr über nach Banneux pilgern, die kleine Kapelle ist Tag und Nacht geöffnet. Palm: “Bei uns kann man das ganze Jahr anklopfen. In Belgien weiß man: »Wenn was passiert – ab nach Banneux«.”
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

21.02.2011