Kaller Historie am Straßenrand
Das Kunstwerk in der Unterführung Keldenicher Straße ist abgeschlossen – Historische Grafiken auf 900 Quadratmetern – Auch Zeichnungen an der Bahnhofsunterführung geplant
Kall – Es dürfte das größte Kunstwerk sein, das Kall zu bieten hat: Auf einer Fläche von rund 900 Quadratmetern erstreckt sich auf den Wänden entlang der Unterführung an der Keldenicher Straße und am Fußgängerweg hoch zur Trierer Straße nun ein Stück Kaller Historie. Die Bonner Agentur „Highlightz Fassadendesign“, die bereits im Frühjahr die Seite in Fahrtrichtung des Kaller Zentrums gestaltet hat, hat ihre Arbeiten nun nach mehrwöchiger Pause abgeschlossen. „Aus der Bevölkerung haben wir bislang nur positive Resonanz erhalten“, sagt Alois Poth, ehemaliger Kaller Ordnungsamtsleiter und derzeit für das Projekt zuständig.
Bilder vom Rathaus aus dem Jahr 1952, von der „Cigarrenfabrik“, dem Hammerwerk, der Metallhütte, dem Bahnhof und der Oleftalbahn zieren nun die Wände. Dazu kommen geometrische Formen in Türkis-, Beige- und Orangetönen, die das ursprüngliche Grau der Wände komplett verschwinden lassen.
Das Besondere an den Bildern: Steht man nahe davor, sind sie kaum zu erkennen. Mit einer speziellen Rastertechnik wurden sie geschaffen, wirklich sichtbar werden sie erst, wenn man sich ein wenig entfernt. „Das Verfahren ist aufwendig, aber sehr exakt“, erzählt Stefan Vogt, der mit Simon Horn die Agentur leitet. Schablonen werden an die Wand geklebt und besprüht und dann vorsichtig abgezogen. Das gerasterte Gemälde bleibt übrig.
Anderthalb Wochen hat die Agentur Highlightz mit fünf Leuten an den Kunstwerken gesessen. Die Arbeitsbedingungen waren nicht unbedingt angenehm, denn gerade bei der Verschönerung innerhalb der Unterführung waren die Künstler dem Verkehrslärm und auch den Abgasen ausgesetzt. Immerhin vor dem Krach konnten sie sich mit Kopfhörern und Musik schützen. „Wenn man in einer Unterführung arbeitet, merkt man erst, wie sehr sich dort die Abgase stauen“, sagte Vogt. Wirklich störend fanden die fünf Künstler beides aber nicht, zumal die Aktion für sie ein „Projekt aus Leidenschaft“ ist, wie Vogt es bezeichnete.
Auch das Wetter spielte in der Zeit nicht unbedingt mit. „Der Regen war die größte Herausforderung“, erzählte Vogt. Der Bauhof der Gemeinde Kall hatte viele der bunten Flächen vorbereitet und bereits gezeichnet. Doch die Niederschläge ab Mitte der Woche spülten die noch nicht getrocknete Farbe an einigen Stellen wieder runter, sodass Highlightz nacharbeiten musste.
Gerade an den Fingern merkten die Künstler, dass es kühl geworden ist in der Eifel. Handschuhe können sie aber nicht verwenden. „Wir brauchen unsere Fingerspitzen, damit wir das Kreppband abziehen können“, erklärt Simon Horn. Für Abhilfe sorgt Alois Poth. „Ich fahre gleich heim und koche euch noch eine Kanne Kaffee“, sagte Poth am Samstagnachmittag.
Ganz abgeschlossen ist die Neugestaltung aber noch nicht. Der Schutzlack, der die Gemälde unter anderem vor UV-Strahlen und Schmierereien schützen soll, dürfte mittlerweile aufgetragen sein. Allerdings sollen die Pflanzfelder, etwa am Fußgängerweg zur Trierer Straße, noch verschwinden, da die Erde die Bilder je nach Wetter verschmutzt. „Das muss noch geschottert werden“, meinte Poth.
Noch nicht vom Tisch ist die Gestaltung einer weiteren Unterführung. „Wir wollten schon bei dem Projekt hier die Jugend einbeziehen, aber das hat aus zeitlichen Gründen nicht gepasst“, erklärt Poth. Doch bei der Unterführung am Bahnhof sollen die jungen Leute ihre modernen Vorstellungen von Kunst umsetzen dürfen. Stefan Vogt und Simon Horn haben der Gemeinde schon die Zusage gegeben, das Projekt künstlerisch zu leiten. Einziger Knackpunkt: Derzeit wird im Rahmen der Bürgerwerkstatt Kall über eine Umgestaltung des Bahnhofs diskutiert. Dazu gehört auch eine Verkürzung der Unterführung. Erst wenn hier Klarheit geschaffen wurde, kann das nächste Unterführungs-Kunstprojekt starten.
pp/Agentur ProfiPress