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„Jugend von gestern war nicht besser“

Prozession, Brunnensegnung und Festpredigt zum Pankratiusfest in Floisdorf – Diakon Manni Lang reflektierte das Verhältnis der Generationen und brach eine Lanze für den Glauben als Orientierungshilfe in einer verrückten Welt – „Jong Männ, domm Säu, lang Hoor, Englisch Musik“

Mechernich-Floisdorf – Gleich zwei Predigten bekamen die Gläubigen beim diesjährigen Pankratiusfest in Floisdorf zu hören. Neben dem eigens eingeladenen Festprediger aus Lückerath ergriff auch der örtliche Pfarrer Heinz-Josef Arenz das Wort zu einer sehr umfangreichen Ansprache über die persönliche Erinnerung der Menschen an ihre Eltern.

Im Anschluss an den Festgottesdienst, der vom Cäcilien-Kirchenchor St. Pankratius um Willibald Marek mitgestaltet wurde, formierte sich die feierliche eucharistische Prozession durch Floisdorf zum Pankratius-Brunnen. Dort wurden Wasser und Salz gesegnet und die Festpredigt gehalten. Foto: Felix Lang/pp/Agentur ProfiPress

Der Todestag des Floisdorfer Pfarrpatrons, eines 14jährigen römischen Jungen, der wegen seines Bekennermutes unter Kaiser Diokletian 304 den Märtyrertod starb, wird in Floisdorf seit Jahrhunderten groß gefeiert. Gerda Schilles vom Ortsausschuss Floisdorf des Pfarrgemeinderates Floisdorf hatte das Pankratiusfest mit ihren Helferinnen und Helfern auch in diesem Jahr vorbereitet.

Für die musikalische Bereicherung sorgten der Cäcilien-Kirchenchor Sankt Pankratius unter der Leitung von Willibald Marek und der Musikverein St. Cäcilia Floisdorf. Auch die örtliche Feuerwehr und Fahnenabordnungen von Vereinen und Kongregationen waren im Einsatz.

Mit dem Allerheiligsten durch die Straßen

Nach der Heiligen Messe mit Pastor Arenz zogen die Gläubigen mit dem Allerheiligsten durch die Floisdorfer Straßen und Gassen. Am Pankratiusbrunnen segnete der Ständige Diakon Manfred Lang Wasser und Salz und rief Gottes Schutz auf die Floisdorfer und alle herab, die geweihtes Wasser aus der gesegneten Quelle schöpfen.

In einer provokanten Festpredigt ging der Lückerather auf den Generationenkonflikt ein, der keine Erfindung von heute sei. Als er jung gewesen sei, hätten schon er und seine Altersgenossen sich anhören müssen: „Jong Männ, domm Säu, lang Hoor, Englisch Musik!“

Der Musikverein St. Cäcilia Floisdorf unter Norbert Züll sorgte in der Prozession zum Pankratiusfest für musikalische Untermalung. In der Heiligen Messe spielten und sangen Willibald Marek und der Cäcilien-Kirchenchor St. Pankratius. Foto: Felix Lang/pp/Agentur ProfiPress

Und mit einem Schwenk zum Heiligen Pankratius, der mit 14 Jahren in der heutigen Türkei den Märtyrertod unter dem römischen Kaiser Diokletian erlitt, fuhr Lang fort: „Und jetzt hören wir da von einem 14Jährigen, keine dreimal, erst zweimal sieben Jahre alt. Nicht mehr Kind und noch kein Mann. Teenager. So alt wie unsere Jugendlichen. Da, wo unsere Firmlinge heute stehen. Sollen wir uns heute, erwachsene Menschen, allen Ernstes einem 14Jährigen anvertrauen?“

Es sei immer zu einfach und falsch gedacht, wenn das Alter auf die Jugend zeige und leicht verächtlich beschreibe, was für eine verloren geistlose und faule Generation ihnen da nachkommt, fuhr Lang fort: „Immer mit der Belehrung: Wir waren früher aber mal ganz anders.“ Der Prediger: „Waren wir auch. Einige. Aber nicht zwingend besser. Und: Viele waren überhaupt nicht anders.“

Der jüngeren Generation würden heute in einer völlig veränderten und globalisierten Welt sehr viel mehr Möglichkeiten geboten als früher, aber das sei mehr Fluch als Segen: „Wer nicht mitzieht, fliegt. Wer nicht hinterherkommt, wird abgehängt.“ Leistung und Spaß um jeden Preis. Man müsse „gut drauf sein“, auch wenn einem nach Knatschen zumute sei.

Am Pankratiusbrunnen segnete der Ständige Diakon Manfred Lang Wasser und Salz und rief Gottes Schutz auf die Floisdorfer und alle herab, die geweihtes Wasser aus der gesegneten Quelle schöpfen. Foto: Felix Lang/pp/Agentur ProfiPress

Lang: „Wer heute keine Lehrstelle bekommt oder nicht nach zwölf Jahren das Abi hat, hat ein Problem. Wer nicht strebsam durch sein junges Menschenleben rauscht, wird auf dem Arbeitsmarkt hinterfragt.“ Man müsse nicht darbend nach dem Krieg groß geworden sein, um ein Leben als nicht leicht empfinden zu dürfen, so der Diakon.

„Was kann helfen? Terror, Ballerspiele, Gewaltvideos bestimmt nicht!“, konstatierte der Vater dreier erwachsener Kinder und Großvater, der seine Brötchen als Tageszeitungsredakteur verdiente, ehe er sich 2005 mit einer PR-Agentur selbständig machte und 2007 im Hohen Dom zu Aachen zum Diakon geweiht wurde: „Wie können wir unsere Kinder schützen? Oder sollten wir sie fit machen für eine Welt des Wahnsinns?“

Orientierung geben in einer verrückten Welt

Verschweigen und Tabus seien jedenfalls keine Lösung, Friede-Freude-Eierkuchen auch nicht. Es gebe Eltern, die ihre Kinder vor den Ereignissen der Pariser Anschläge, Terror und Gemeinheit schützen wollten, indem sie die Nachrichten im Radio und im Fernsehen ausschalten: „Andere machen einen großen Bogen um Friedhöfe und gehen mit ihren Kindern nicht mal zur Beerdigung der Oma, weil das die »Pänz« »verstören« könnte.“

„Das Leben ist kein Ponyhof“, sagte Manni Lang, also dürfe man seinen Kindern auch nicht verheimlichen, dass „die Welt so ist, wie sie ist, nämlich nicht ideal.“ Ideal sei sie auch noch nie gewesen, wie auch die „Jugend von heute“ nicht schlechter sei, als die vor 1700 Jahren, als Pankratius lebte und starb – ermordet für seine Ideale und seinen Glauben, als er noch nicht einmal 15 Jahre alt war.

Nach dem Festgottesdienst zogen die Gläubigen in einer althergebrachten Demonstration mit dem Allerheiligsten und dem Lückerather Diakon Manfred Lang zum Pankratius-Brunnen. Foto: Felix Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Wir können eine Menge von diesem jugendlichen Pankratius lernen“, so der Diakon: „Verlässlichkeit, Ehrlichkeit – Güte, Hilfe in Not – Geradlinigkeit und Treue.“ Sein Name bedeute „der alles Besiegende“: „Wenden wir uns den jungen Menschen zu. Sie sind nicht schlechter – und wir waren nicht besser als sie. Denn die Jugend braucht uns Erwachsenen auch. Nicht damit wir ihnen sagen, wo es langgeht. Sondern ihnen helfen, sich in dieser verrückten Welt zu orientieren.“

Erwachsene Christen sollten jungen Christen vorleben, „dass der Glaube an Gott, an Jesus Christus uns wichtig ist – und dass der Glaube Orientierung geben soll. Nicht nur sonntags zwischen 10 und halb Zwölf, sondern sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr!“

pp/Agentur ProfiPress