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John Sinclair schlägt in der Eifel zu

John Sinclair schlägt nun in der Eifel zu
erstellt 14.09.05, 07:15h
In der jüngsten Auflage von “Literatur im Museum” ging es um “phantastische” Geschichten”.
Euskirchen-Kuchenheim – Ja, er kann sich durchaus vorstellen, seinen Geisterjäger John Sinclair demnächst auf Dienstreise in die Eifel zu schicken. Der Kultautor Jason Dark, der mit bürgerlichem Namen Helmut Rellergerd heißt, plauderte am Freitagabend in der Reihe “Literatur im Museum” in der Shedhalle des Rheinischen Industriemuseums in Kuchenheim frei von der Leber.
Dass die Feuilletons sich nicht mit Lobeshymnen für seine Millionen-Bestseller aus dem Bergisch Gladbacher Lübbe-Verlag überschlagen, lässt den Kultautor – vor allem der Zwölf- bis 30-Jährigen – kalt. Er war nach Heinz G. Konsalik der zweite Autor, der nach dem Mauerfall in der DDR auf Lesereise ging und dem eine große Fangemeinde zujubelte: “Ich und John Sinclair waren nach der Öffnung der Grenze drüben schon berühmte Männer.”
Auf dem Index
Obwohl die Horrorromane von Jason Dark vom SED-Regime auf den Index der verbotenen Literatur gesetzt wurden, schmuggelten findige “Wessis” die heiße Ware durch den Eisernen Vorhang. Vier zusammengerollte Groschenhefte passten in eine Keksrolle, erzählte Rellergerd im Gespräch mit dem Journalisten Jochen Arlt: “Sinclair-Romane wurden auch in speziellen Schubfächern unter Lokomotivtendern im großen Stil geschmuggelt.”
In Deutschland stehen die Sinclair-Romane zwar nicht auf dem Index, aber sie müssen vor Erscheinen dem Jugendschutz vorgelegt werden. Der holt dann die allzu haarigen Passagen raus. Jason Darks “Gegenleser” vom Jugendschutz sitzt und arbeitet in Bad Münstereifel – mehr verriet der Kultautor aus “Schäbbisch Gläbbisch” (Rellergerd: “Bergisch Gladbach ist wie Euskirchen”) nicht.
Bad Münstereifel ist aber nicht der Eifel-Ort, an dem Jason Dark demnächst Geister und Vampire aufziehen lassen will, die sein Kommissar John Sinclair dann gewiss auch bändigen und ins Reich der Untoten zurückverweisen wird. Es ist vielmehr das Rur-Städtchen Monschau, das es Rellergerd derart angetan hat, dass er ihm einen seiner monatlich erscheinenden Romane widmen will.
Helmut Rellergerd war zwar der bekannteste, aber nicht der einzige Autor “phantastischer Literatur” (sie schreibt sich wirklich mit “ph” im Gegensatz zur fantastischen Literatur), der sich bei der neuesten Auflage von “Literatur im Museum” den Fragen der Journalisten und Buchherausgeber Jochen Arlt und Manfred Lang stellte: Auch der Hillesheimer KBV-Verlag – Inhaber ist kein Geringerer als Ralf Kramp – hatte zwei hoffnungsvolle Nachwuchsautoren nach Kuchenheim entsandt. Dabei handelte es sich um den bereits etablierten Schriftsteller und Übersetzer Dr. Michael Siefener, der Kostproben aus seinem phantastischen Roman “Hexennacht” vorlas.
Mit von der Partie war auch der in Marmagen lebende Autor Georg Miesen, der erst um die Jahrtausendwende mit dem Schreiben begann, aber bereits drei Romane veröffentlichen konnte. Beim literarischen Abend des von Hans Bösch geführten Museumsfördervereins las Miesen aus seinem Roman “Wolfsherbst”.
Ganz fantastisch zum literarischen Genre machte sich die Musik, die Jochen Arlt für den Abend ausgesucht hatte. Der Houverather hatte mit Udo Kamjunke einen befreundeten Musiker eingeladen, der am Freitagabend seiner indischen Sitar meditative, fast unwirkliche Klangmuster zu entlocken wusste.
Es war ein insgesamt toller Abend, dem die schwache Besucherresonanz etwas Abbruch tat. In ihren ersten beiden Jahren hatte die Literaturreihe jeweils über hundert Bücherfans angezogen, am Freitagabend waren es nur 30. Hans Bösch schrieb das den vielen Parallelveranstaltungen zu. (ml)

Manfred Lang

14.09.2005