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Jeder kann unterstützen

Vielseitiges Engagement der Kaller Flüchtlingshilfe – Betreuung, Sprachkurse, Lesepaten, Kleiderkammer und viele Einzelaktionen – Manpower gesucht, um Spenden wird gebeten – Auch Bürgermeister bittet um Mithilfe

Kall – Freitagabend im Kaller Pfarrheim: „Ich habe Husten. Ich brauche Hustensaft. Können Sie mir helfen, bitte?“ Das fragt der Syrer Iyad einen anderen jungen Mann beim „Sprachkurs mit Aktion“ der Kaller Flüchtlingshilfe im Pfarrheim. Dabei muss er ein bisschen schmunzeln, schließlich ist er selbst in der „realen Welt“ studierter Pharmazeut. Sein Gegenüber sucht den Hustensaft aus einer Reihe von Medikamenten: „Bitte, hier. Das ist der Hustensaft.“ Die beiden verabschieden sich und wünschen sich einen schönen Tag.

Spaß und viel Praxisbezug

Was mit viel Spaß verbunden ist, könnte gleichzeitig lebenspraktischer nicht sein. Anhand konkreter Situationen und mit Rollenspielen trainierte Dorothea Muysers von der Flüchtlingshilfe Kall mit den jungen Menschen, die alle im Kaller Gemeindegebiet leben und bereits mehr oder weniger gut Deutsch sprechen, (nicht nur) Sprache. Diesmal drehte sich alles um Gesundheit und Apotheke. „Wenn es nicht so schlimm ist, kann man direkt in die Apotheke gehen“, erklärte sie, „aber manche Medikamente muss der Arzt verschreiben. Dann erhält man ein Rezept, das man in der Apotheke abgeben muss.“ Und auch das wird durchgespielt. Iyad nimmt ein rosafarbenes Rezept, liest es sich durch und geht erneut „zur Apotheke“.

Ehrenamtlich betreut Elisabeth Gerstein mehrere Menschen, die nach Kall geflohen sind. Hier begleitet sie eine Familie aus Syrien ins Spendenlager. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Ehrenamtlich betreut Elisabeth Gerstein mehrere Menschen, die nach Kall geflohen sind. Hier begleitet sie eine Familie aus Syrien ins Spendenlager. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Zuvor hatte die Gruppe zur Vertiefung den Stoff der vergangenen Stunde wiederholt. Auch da war es um ein Rezept gegangen – und zwar um ein Kochrezept. „Gekocht“ wurde „schnelle Tomatensuppe“, alle Zutaten lagen auf dem imaginären Küchentisch bzw. im „Geschäft“, dort versehen mit Preis und Gewichtsangabe. Einige Männer „kauften ein“ und „kochten“, während andere die entsprechenden Passagen aus dem Rezept lasen. Selbst einen Essplatz mit verschiedenen Tellern, Serviette und Besteck gab es – und damit verbunden viele Wörter, die „zum Anfassen“ gelernt wurden. Die meisten der Teilnehmer besuchen tagsüber parallel einen Intensivsprachkurs.

Samstagmorgen im ehemaligen Sägewerk in Sötenich: Die Kallerin Elisabeth Gerstein kommt mit einer syrischen Familie, die sie ehrenamtlich betreut, ins Spendenlager der Flüchtlingshilfe. Normalerweise werden samstags nur Spenden angenommen, aber die Familie zieht um, daher gibt es eine Ausnahme. Allerdings gilt auch diesmal: Die Ausgabe von Spenden wie Kleidern, Bettwäsche, Küchen- und Elektroartikeln erfolgt nur an neue Mitbürger, die gemeinsam mit Betreuern kommen. So behalten die zuständigen Ehrenamtler den Überblick und können auch ausschließen, dass Hilfsbereitschaft ausgenutzt wird. Gemanagt und betreut wird das Lager von einer Gruppe um die Kallerin Kerstin Schneider. Die Ehrenamtler leben alle im Kaller Gemeindegebiet, auch Ali, der aus dem Irak geflohen ist und zwei Mal in der Woche mit anpackt.

Die Teilnehmer „kochten“ nach Rezept Tomatensuppe. Einige Männer „kauften ein“ und „kochten“, während andere die entsprechenden Passagen aus dem Rezept lasen. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Die Teilnehmer „kochten“ nach Rezept Tomatensuppe. Einige Männer „kauften ein“ und „kochten“, während andere die entsprechenden Passagen aus dem Rezept lasen. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Kerstin Schneider und ihre Damen haben das Lager perfekt organisiert. Dazu sind sie mindestens zwei Mal in der Woche vor Ort. Alles ist fein säuberlich sortiert, Kisten beschriftet. In einem neuen Container, den die Gemeinde Kall neben dem Gebäude installiert hat und gerade auf Vordermann bringt, soll ein eigener Bereich mit sichtgeschützter Umkleidekabine für Frauen und Kinder entstehen.

Um Spenden wird gebeten

Aktuell bittet das Team der Flüchtlingshilfe wieder die Bevölkerung um Unterstützung. Kerstin Schneider: „Wir sind auf die Mithilfe der Kaller angewiesen und bedanken uns schon jetzt ganz herzlich.“

Im Lager werden insbesondere Pfannen, Töpfe und andere Küchenutensilien benötigt, ebenso kleine Elektrogeräte, Receiver und SAT-Schüsseln. Schneider: „Für den Frühling suchen wird noch Männerkleidung in kleinen Größen (Größe „S“ oder Kindergröße 176).“ Darüber hinaus besteht Bedarf an Fahrrädern und Kleinmöbeln. Spenden können immer samstags von 10 bis 12 Uhr im Sötenicher Lager auf dem Gelände des ehemaligen Zementwerks abgegeben werden. Bei Möbelspenden bittet das Helferteam um vorige Absprache.

Auch neue Mitbürger, hier ein junger Mann aus dem Irak, unterstützen das Ehrenamts-Team im Sötenicher Spendenlager zwei Mal in der Woche. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Auch neue Mitbürger, hier ein junger Mann aus dem Irak, unterstützen das Ehrenamts-Team im Sötenicher Spendenlager zwei Mal in der Woche. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Jeder kann mithelfen

Die Kaller Flüchtlingshilfe sucht weiter Verstärkung. Gesucht werden unter anderem Menschen, die ein Haus, eine Familie oder Einzelpersonen betreuen und Lesepaten. Eine Möglichkeit, die Flüchtlingshilfe und viele der neuen Mitbürger unverbindlich kennenzulernen, bietet sich jeweils dienstags und donnerstags von 16.30 bis 18.30 Uhr im Rahmen der „Internationalen Sprechstunde“ im Kaller Pfarrheim. Interessierte können sich über info@fh-kall.de auch per Mail an die Flüchtlingshilfe wenden. Bürgermeister Herbert Radermacher bittet um Mithilfe: „Jede Spende, jede Hilfe, egal in welchem Umfang, ist willkommen und wirklich wichtig“.

In Rollenspielen – und mit viel Spaß - lernen die Kursteilnehmer nicht nur wichtige Vokabeln für konkrete Situationen wie hier dem Einkauf in der Apotheke. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
In Rollenspielen – und mit viel Spaß – lernen die Kursteilnehmer nicht nur wichtige Vokabeln für konkrete Situationen wie hier dem Einkauf in der Apotheke. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

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