Inklusion in der Kita-Praxis
Blankenheimer Kita St. Mariä Himmelfahrt ist eine von neun Modelleinrichtungen im Rahmen des Projektes „Auf dem Weg zur Inklusion“ – Einziger beteiligter Kindergarten im Kreis Euskirchen – Begleitung und Dokumentation
Blankenheim – „Inklusion“ ist derzeit in aller Munde. Doch was bedeutet sie wirklich, etwa für eine Kindertageseinrichtung, in der vermutlich künftig deutlich mehr Kinder mit – körperlicher oder geistiger – Behinderung betreut werden?
Um sich darauf optimal vorzubereiten und mit dem Thema Inklusion noch bewusster und fachlicher umgehen zu können, hatte sich die Hülchrather Kita St. Mariä Himmelfahrt darum beworben, Modelleinrichtung im Rahmen des bistumsweiten Projektes „Auf dem Weg zur Inklusion“ zu werden. Projektträger sind der Caritasverband und der Verband Katholische Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) im Bistum Aachen.
Die Bewerbung der Blankenheimer konnte überzeugen – sie wurden einer von neun Projektpartnern, der einzige im Kreis Euskirchen. Ein Jahr lang haben sie nun die Gelegenheit, sich mit dem kompletten Team intensiv und unter fachlicher Begleitung mit dem Thema Inklusion auseinanderzusetzen. Dem internen Projektteam gehören neben Andreas Funke für den Träger des Kindergartens, den Kirchengemeindeverband Blankenheim-Dahlem, die Einrichtungsleiterin Jennifer Heeg und die Erzieherin Yvette Gillenheim an.
„Inklusion bedeutet für uns nicht nur, dass Kinder mit Handicap selbstverständlich in unserer Einrichtung willkommen sind und gemeinsam mit allen anderen betreut werden“, sagt Andreas Funke. Vielmehr, so berichten er und Einrichtungsleiterin Jennifer Heeg, bedeute Inklusion in der heutigen Zeit auch etwa das selbstverständliche Miteinander von Kindern und Eltern mit und ohne Migrationshintergrund, die teils unterschiedlichen Religionen angehören. „Ebenso, wie die Kinder und Eltern selbstverständlich in den unterschiedlichsten Familienmodellen leben, etwa mit alleinerziehenden oder in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebenden Eltern“, ergänzt Funke. Auch seien viele Eltern aus Städten in die Eifel gezogen und träfen hier erstmals auf ländliche Lebens- und Familienwelten.
„Der Zeitpunkt für das Projekt ist perfekt“, sagt die Einrichtungsleiterin, „da mit Ende des Kindergartenjahres zahlreiche integrative Gruppen aufgelöst werden.“ Die Pädagogin rechnet damit, dass künftig immer mehr Eltern von dem Recht Gebrauch machen, Kinder mit Handicap in einem Regelkindergarten betreuen zu lassen. „Daher ist es sehr wichtig und gut, dass wir uns schon im Vorfeld ganz bewusst mit dem Thema auseinandersetzen“, so Jennifer Heeg. Inklusion bedeute auch, dass die Arbeit mit den Kindern neu strukturiert werden müsse. Heeg: „Es ist sehr spannend, das mit dem gesamten Team anzugehen.“ Denn, so Andreas Funke: „Um wirkliche Inklusion zu leben, genügt es nicht, dass die Einrichtung räumlich behindertengerecht gestaltet ist.“
Allerdings, so ergänzt er, arbeite die Hülchrather Kita auch jetzt schon im Sinne der Inklusion. So seien alle speziellen Förderangebote – etwa für die derzeit vier Kinder mit Handicap der insgesamt 62 Kinder – auch anderen zugänglich, so dass die ganze Gruppe profitiere. In der Kita, in der es keine Unterteilung in Gruppen, sondern nur den Räumen zugeordnete Funktionen gibt, kümmert sich die Sonderpädagogin Katharina Giefer-Bichler schwerpunktmäßig um gezielte Fördermaßnahmen.
Als Modelleinrichtung im Projekt „Auf dem Weg zur Inklusion“ schätzen die Hülchrather auch die Vernetzung und den Austausch mit den anderen acht Einrichtungen aus dem ganzen Bistum. Erstmals Gelegenheit hatten sie dazu beim Auftakttreffen Anfang Mai in Aachen. Dabei wurden im Sinne der Inklusion unter anderem konkrete Hilfen für die tägliche Arbeit besprochen. „Wichtig ist jetzt die Arbeit im Team selbst“, berichtet Jennifer Heeg. Gecoacht werden sie dabei von Alice Teuween, ihrer Fachberaterin vom Caritasverband Aachen im Rahmen des Projektes. Gemeinsam mit ihr wird das Hülchrather Team nun relevante Aspekte rund um das Thema Inklusion festlegen, sich intensiv damit befassen und auch die eigenen Anteile reflektieren.
Das Projekt endet Mitte 2015 mit einer Dokumentation der Ergebnisse und Erfahrungen aller beteiligten Einrichtungen, die anschließend auch allen anderen Kitas zur Verfügung gestellt werden soll.
pp/Agentur ProfiPress