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In längst vergangene Zeiten geführt

Führung durch die Welt der Kakushöhlen – 80 Teilnehmer sammelten sich am Cafe „Zur Kakushöhle“ – Wertvolle Lebensräume im Naturschutzgebiet und prähistorische Funde – Sagen und Legenden als etwas anderer „Erklärungsansatz“ 

Mechernich-Dreimühlen – „Ich habe keine Wäscheklammern mehr“, stellte Dr. Anne Katharina Zschocke vergnügt fest. Wäscheklammern aus Holz, das sind bei Dr. Zschocke die „Eintrittskarten“ zu ihren Führungen – in dem Fall durch die Kakushöhle, eine der größten offenen Höhlen in der Eifel. Sie zählt zu den bedeutenden prähistorischen Fundstätten in Europa. Genau genommen  handelt es sich um drei Höhlen, sie werden die „Große Kirche“, die „Dunkle Kammer“ und das „Kalte Loch“ genannt.

Rund 80 Besucher nahmen an der jüngsten Führung durch die mystische Welt der Kakushöhlen teil, bei der Dr. Anne Katharina Zschocke auch viel Wissen vermittelte. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Rund 80 Besucher nahmen an der jüngsten Führung durch die mystische Welt der Kakushöhlen teil, bei der Dr. Anne Katharina Zschocke auch viel Wissen vermittelte. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Rund 65 Klammern hatte Dr. Zschocke bereits verteilt, als noch immer Menschen zum Treffpunkt vor dem Cafe „Zur Kakushöhle“ strömten. Rund 80 Teilnehmer waren es schließlich, die sich mit der Referentin aufmachten zu einer Führung auch durch die rund 300.000 Jahre alte Geschichte dieses Ortes. Die Besucher allen Alters kamen sowohl aus der Region als auch etwa aus Köln und Bonn. Sie kamen alleine, mit der ganzen Familie oder in kleinen Gruppen. Anne Katharina Zschocke hatte vorgesorgt und trug eine Bierkiste mit sich. Auf die stellte sie sich während ihrer Erläuterungen, um alle zu erreichen. 

Ältestes Naturschutzgebiet Im Kreis Euskirchen

„Wir stehen hier am Rande des ältesten Naturschutzgebietes im Kreis Euskirchen“, so die in Nettersheim-Tondorf lebende Dr. Zschocke. Tatsächlich wurde das 5,8 Hektar große Areal schon 1927 erstmals als solches ausgewiesen. „Hier gibt es zwei ganz unterschiedliche Lebensräume“, berichtete Dr. Zschocke, „das macht das Naturschutzgebiet so wertvoll.“ Zum einen sei da das Gelände unten, im Schatten der Felsen, von wo aus riesige Buchen in den Himmel wachsen. Zum anderen das Hochplateau auf dem Felsen mit völlig anderer Vegetation – beide mit einer ganz spezifischen Fauna und Flora.

Die Kakushöhlen entstanden vor rund 300.000 Jahren und boten durch alle Zeiten Menschen und Tieren Unterschupf. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Die Kakushöhlen entstanden vor rund 300.000 Jahren und boten durch alle Zeiten Menschen und Tieren Unterschupf. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Übrigens: Ein „Fels“ der etwas anderen Art, der auf dem Weg zu den Kakushöhlen an einem Baum lehnt, war schnell erklärt. Beim näheren Hinschauen entpuppte er sich als – wenn auch kopflose – Büste. Dr. Anne Katharina Zschocke wandte sich an ihre Zuhörer: „Erkennen Sie, wer das ist?“ Nachdem auch etwa Napoleon im Rennen war, stellte sich heraus: Das ist Kaiser Wilhelm II. „Er besuchte 1906 die Eifel, später beschloss man, ihm ein Denkmal zu setzen“, erfuhren die Besucher. Der Kaiser war Fan der Altertumsgeschichte. Die Büste wurde mit Spendengeldern finanziert und am 28. Juli 1907 mit einem großen Volksfest, an dem viele Vereine aus der Region mitwirkten, eingeweiht.

Kaiser Wilhelm II war Fan der Kakushöhle

Vorbei am preußischen Kaiser also gelangte die Gruppe ins Felsengebiet. „Dort oben findet sich eine Vielfalt von Lebewesen“, richtete Dr. Zschocke die Aufmerksamkeit auf die gewaltige Felswand. Die zahlreichen „Löcher“ im Felsen böten Vögeln Unterschlupf, „etwa diesem hier“, so die Referentin, und hielt ein Bild hoch. „Ein Eisvogel?“, fragte zunächst ein Herr. Tatsächlich war es ein Kleiber, der allerdings ähnlich prachtvoll gefärbt ist. Interessantes gab es über den Efeu zu erfahren, der „am Boden ganz anders aussieht als dort, wo er hochgeklettert ist“. Denn Efeu, die dominierende Pflanze im Felsengebiet, sei eine der wenigen Pflanzen, deren Blätter sich nach der ersten Blüte (nach acht bis zehn Jahren) verwandeln – wo zuvor fünf Zipfel waren, wird es beim gereiften Efeu glänzend eiförmig.

Dr. Anne Katharina Zschocke demonstrierte anhand von originalen Werkzeugen wie Speerspitze und Steinmesser, wie der „Alltag“ unserer Vorfahren aussah. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Dr. Anne Katharina Zschocke demonstrierte anhand von originalen Werkzeugen wie Speerspitze und Steinmesser, wie der „Alltag“ unserer Vorfahren aussah. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Vor dem eigentlichen Höheneingang dann wurde es, insbesondere auch für die Kinder, besonders spannend. In der Kakushöhle, erläuterte Dr. Anne Katharina Zschocke, fanden Forscher Spuren ganz verschiedener Epochen, Kulturen und Lebewesen. Neben Tierknochen und Steingeräten des Neandertalers konnten drei Feuerstellen der Urmenschen nachgewiesen werden. Das Alter dieser Feuerstellen wurde auf 80.000 bis 50.000 Jahre vor Christus geschätzt. Später suchten etwa Kelten und Römer Schutz in der Höhle. 

Referentin entführt in vergangene Zeiten

Gemeinsam mit den Besuchern holte Dr. Zschocke diese längst vergangenen Zeiten an Licht, mitten hinein in einen Sommertag im Juni 2015. Im Gepäck hatte sie dazu original Speerspitzen und Steingeräte, anhand derer sie ihren Zuhörern aufzeigte, wie der „Alltag“ damals ausgesehen haben mag. „Bei den Neandertalern war die Höhle wahrscheinlich eher ein Sakralraum, geschlafen haben sie draußen in Zelten.“ Die Menschen, so die Referentin, lebten damals in enger Verbindung mit der Natur: „Sie sahen, was nach dem Winter aus der Erde kommt und hatten großen Respekt vor dem, was die Erde hervorbrachte – schließlich waren sie davon abhängig.“ Die Erde sei wahrhaft als „Mutter Erde“ verstanden worden, und vor jedem Hohlraum in der Erde habe man Respekt gezeigt. „Da latschte man nicht einfach rein. Zuvor wurde beispielsweise ein Ritual gemacht.“

Das 5,8 Hektar große Areal um die Kakushöhlen wurde 1927 erstmals als Naturschutzgebiet ausgewiesen und ist damit das älteste Naturschutzgebiet im Kreis Euskirchen. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Das 5,8 Hektar große Areal um die Kakushöhlen wurde 1927 erstmals als Naturschutzgebiet ausgewiesen und ist damit das älteste Naturschutzgebiet im Kreis Euskirchen. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Darauf verzichtete die Gruppe zwar als sie schließlich die große Höhle betrat, zeigte aber dennoch Respekt. Plötzlich wich das grellen Sonnen- schummrigem Dämmerlicht, die Augen brauchten eine Weile, sich daran zu gewöhnen. Nur ganz oben fällt durch einen Felsspalt Licht in die Höhle. Es ist kühl in der „Großen Kirche“, von der aus eine in Stein gehauene Treppe in eine weitere, kleinere Höhle führt. Doch nicht nur deshalb scheint der Name zu passen. Der Besucher mag sich tatsächlich ein wenig wie in einer Kathedrale fühlen, in deren Inneren den Menschen etwas Großes, Altes – vielleicht Ewiges – umschließt.

Lebensraum für neun bedrohte Fledermausarten

Respekt zollten die Besucher auch den vom Aussterben bedrohten Fledermäusen, die in der Höhle leben, und über die sie vieles erfuhren. Etwa über die kleine Zwergfledermaus, die bei der Geburt nur etwa so viel wiegt wie eine Briefmarke. Wie hoch denn wohl die durchschnittliche Lebenserwartung einer Fledermaus sei, fragte Dr. Zschocke. Alle Schätzungen lagen deutlich unter der Realität: „30 Jahre“, berichtete die Expertin, musste aber einschränken: „Bei uns in Deutschland liegt sie aber leider nur bei gut zweieinhalb Jahren.“ Die Lebensbedingungen für die nachtaktiven Tiere würden immer schwieriger, weshalb auch alle neun in den Kakushöhlen lebenden Arten streng geschützt sind. Die „Dunkle Kammer“ wurde daher auch mit Gittern abgetrennt, so dass die Tiere dahinter tagsüber ungestört und in Ruhe sind.

Auch außen in der Höhlenwand leben zahlreiche Tiere, erklärte Dr. Anne Katharina Zschocke, darunter auch der Kleiber. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Auch außen in der Höhlenwand leben zahlreiche Tiere, erklärte Dr. Anne Katharina Zschocke, darunter auch der Kleiber. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Zu Urzeiten fand der Höhlenbär in den Höhlen Ruhe, auch in der kleinen Höhle, dem „kalten Loch“, in das die Besucher durch eine schmale Felsspalte gelangten. Anhand von Überresten wurde nachgewiesen dass dieses schon lange ausgestorbene Tier einst dort überwinterte.

Sagen und Legenden Rund um die Kakusfelsen

Neben den vielen Fakten zur Höhle, ihrer Entstehung und die unterschiedlichen Nutzungen über 300.000 Jahre, brachte Dr. Anne Katharina Zschocke den Gästen auch ganz andere „Erklärungsansätze“ näher – und entpuppte sich dabei ganz nebenbei auch als wunderbare Geschichtenerzählerin. Gegen Ende der Führung gewährte sie Einblicke in die Welt der Sagen und Legenden, die sich um die Kakushöhle ranken. Wie etwa die um den Riesen Kakus, der dort lebte. Dr. Zschocke: „Er war ganz bösartig, hässlich und dreckig.“ Die Menschen fürchteten sich vor ihm, und der gutartige Riese Herkules bat Kakus, diese in Ruhe zu lassen. Es kam zu einem Kampf, bei dem Bäume als Keulen geschwungen wurden und auch riesige Felsbrocken flogen. „Da unten, sehen Sie, da liegen sie noch…“, sagte Dr. Zschocke und wies auf die Gesteinsbrocken im Gelände.

Auf dem Weg zu den Kakushöhlen lehnt eine (kopflose) Büste von Kaiser Wilhelm II, die 1907 mit einem großen Volksfest eingeweiht wurde. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Auf dem Weg zu den Kakushöhlen lehnt eine (kopflose) Büste von Kaiser Wilhelm II, die 1907 mit einem großen Volksfest eingeweiht wurde. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

„Jetzt, nachdem ich so viel gesehen und erfahren habe, möchte ich unbedingt auch einmal mit meinen Enkelkindern herkommen“, sagte eine Besucherin nach der Führung. Ähnlich ging es wohl vielen Teilnehmern, für deren zahlreiche Fragen sich die Referentin im Anschluss noch Zeit nahm. Ihr war ganz offensichtlich gelungen, was sie sich abschließend gewünscht hatte: „Vielleicht sehen Sie den Kakusfelsen nun mit anderen Augen – und Herzen…“

Efeu, die dominierende Pflanze im Felsengebiet, ist eine der wenigen Pflanzen, deren Blätter sich nach der ersten Blüte (nach acht bis zehn Jahren) verwandeln.“ Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Efeu, die dominierende Pflanze im Felsengebiet, ist eine der wenigen Pflanzen, deren Blätter sich nach der ersten Blüte (nach acht bis zehn Jahren) verwandeln.“ Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Informationen rund um die Kakushöhlen und das Naturschutzgebiet sowie Termine, Ansprechpartner und Öffnungszeiten des Cafés „Zur Kakushöhle“ gibt es unter www.kakushoehle.de, einer Serviceseite der Stadt Mechernich.

Über Dr. Anne Katharina Zschocke erfahren Sie mehr unter www.dr-zschocke.de.

pp/Agentur ProfiPress