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Immer Herr der Lage

Der Kreisfeuerwehrverband führte eine Truppführer-Fortbildung durch – Praktische Ausbildung auf dem Bauhofgelände der Gemeinde Kall – 24 Teilnehmer bestanden die Prüfung

Kall/Kreis Euskirchen – Dichter Rauch dringt aus einem Güterwaggon ins Freie – ein Feuer! Der Waggon ist geöffnet, ein Kinderfahrrad steht davor. Alles Indizien dafür, dass sich jemand in dem Eisenbahnwagen aufhält, zumal bekannt ist, dass er öfter von Nicht-Sesshaften aufgesucht wird, die sich in ihm wärmen oder einfach nur darin übernachten. Ein Kind, das in der Nähe des Waggons wartet, gibt der anrückenden Feuerwehr Hinweise – doch sind die glaubwürdig?

Auf dem Gelände des Kaller Bauhofs fand der praktische Teil der Truppführerfortbildung des Kreisfeuerwehrverbandes statt. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Die Feuerwehrleute, um die es hier geht, benötigen schon eine Menge Fantasie. Schließlich gibt es gar keinen Güterwaggon. Die „Einsatzstelle“ befindet sich im hinteren Bereich des Bauhofs der Gemeinde Kall. Und das Kind, das Hinweise gibt, ist dem Kindesalter schon längst entwachsen, trägt Schnauzbart und heißt Arthur Klinkhammer. Er ist einer der Kreisausbilder, die angehende Gruppenführer bei dieser Fortbildung des Kreisfeuerwehrverbandes begleiten.

„Bei der Truppführer-Fortbildung werden die Teilnehmer auf den anstehenden Gruppenführer-Basislehrgang am Institut der Feuerwehr NRW in Münster vorbereitet. Dabei durchlaufen sie ein komplettes Lehrgangspaket“, berichtet Ausbilder Gerd Breuer. Über den Kreis Euskirchen verteilt fand seit Mitte Januar, beginnend mit einem Eingangstest, die theoretische Ausbildung statt. Für den praktischen Teil Mitte März hatte die Gemeinde Kall dem Kreisfeuerwehrverband die Möglichkeit gegeben, das Bauhofgelände zu nutzen.

Das Kind im Feuerwehrmanne: Ausbilder Arthur Klinkhammer schlüpft in die Rolle eines jungen Zeugen. Kann man seinen Aussagen glauben? Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Die Lehrgangsteilnehmer teilten sich in drei Gruppen auf und durchliefen ebenso viele Stationen, an der sie von jeweils zwei Ausbildern empfangen wurden. „Das machen wir bewusst so, denn jede Stadt- und Gemeindefeuerwehr macht aufgrund der örtlichen Gegebenheiten bestimmte Sachen ein wenig anders“, erklärt Breuer. Eine der Stationen war die anfangs geschilderte Situation mit der Rauchentwicklung aus dem Güterwaggon. „Hier geht es für die Teilnehmer darum, die vorgefundene Lage zu erfassen, sowie anhand einer Gefahrenmatrix zu prüfen, welche Gefahren bestehen und auf wen oder was diese Gefahren wirken“, erklärt Breuer.

Das ist eines der Ziele: Die teils noch jungen Wehrkräfte sollen ein Gespür für die Situationen erhalten, sie korrekt einschätzen und bewerten – und dann die richtige Entscheidung treffen. „Das läuft alles in Sekundenschnelle ab“, weiß Breuer aus eigener Erfahrung.

Wie beschaffe ich mir Informationen? Wie gebe ich eine korrekte Rückmeldung über Funk? Auch das war Bestandteil des praktischen Lehrgangsteils. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Regelkreis und Matrix

Dabei werden Einsätze nach einem vorgegebenen Schema abgearbeitet, das den Teilnehmern bereits in einer theoretischen Ausbildungseinheit vorab vermittelt wurde. Anhand dieses sogenannten Führungskreislaufs wird zunächst die Lage erkundet. Im Anschluss beginnt die Planungsphase, die sich in Beurteilung und den Entschluss gliedert. Abschließend gibt der Gruppenführer seinen Befehl an die Mannschaft. Und weil sich die Lage permanent ändern kann, wird dieser Kreislauf ebenso permanent bis zum Einsatzende durchlaufen.

Die Ausbilder Frank Dresen und Arthur Klinkhammer weisen den Probanden, der die Lage erkennen und bewerten soll, ein. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

„Wir müssen den Kameraden und Kameradinnen bewusstmachen, dass sie alles zu beachten haben“, sagte Gerd Breuer. Dazu zählt auch, dass Befehle so formuliert werden, dass sie jeder versteht. „Wie das geht, lernen die Leute hier“, so der Kreisausbilder. Besonders zwei Fragen seien wichtig: Was habe ich geplant? Wie setze ich es um?

Einige der Lehrgangsteilnehmer bringen in ihrem Einsatzbereich schon einiges an Erfahrung mit. Dennoch müssen bestimmte Handlungen immer wieder geübt werden, etwa wie im Funk korrekte Meldungen an die Rettungsleitstelle gegeben werden, denn das muss im Einsatz stets reibungslos funktionieren. „Wir simulieren hier unterschiedliche Lagen und Einsatzorte, und dementsprechend müssen die Rückmeldungen formuliert werden“, sagte Gerd Breuer.

Ausbilder Arthur Klinkhammer (M.) bespricht abschließend den Einsatz mit den Teilnehmern. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Während die Lage „abgearbeitet“ wird, wie die Feuerwehr es nennt, wird die Kommunikation mit der Rettungsleitstelle weiterhin aufrecht gehalten. Dabei gilt es für die Truppführer auch, sich Informationen zu beschaffen. „Das ist nicht immer einfach“, sagte Breuer. Das haben die Lehrgangsteilnehmer am eigenen Leib erfahren müssen, als der „zehnjährige“ Arthur Klinkhammer ihnen Hinweise auf den Rauch im Güterwaggon gab.

Gut eine Woche vor Ostern fand schließlich die schriftliche Prüfung statt.

pp/Agentur ProfiPress