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Im Osten nichts Neues

Im Osten nichts Neues
Zwei Stunden lang Umweltverträglichkeitsstudie zur K 20n haarklein im Stadtrat vorgestellt – Großer Publikumsandrang, aber keine Debatte – Bürgerversammlung folgt, aber die kommunalpolitische Maxime bleibt: Vor einem möglichen Bau der Osttangente sollen erst die durch den Durchstich Bahnhofsberg womöglich veränderten Verkehrsströme abgewartet werden
Mechernich – “Die Osttangente ist noch lange nicht vom Tisch” titelt heute der “Kölner Stadt-Anzeiger”, die “Kölnische Rundschau” lenkt das Hauptaugenmerk in der Schlagzeile auf einen Nachtgreifvogel, der sich schon mal in seinem “Tageshorst” in der Filzkaul aufhält, und zum Erreichen seines Erstwohnsitzes am Greesberg die geplante Osttangenten-Trasse (K 20n) überfliegen müsste. Die entsprechende Überschrift lautet: “Der Uhu und sein Kollisionsrisiko”.
Fakt ist, dass der Ratssaal im neuen Mechernicher Rathaus selten so mit Menschen gefüllt war, wie am Dienstag, als mehrere medienrelevante und publikumswirksame Themen auf der Tagesordnung standen. Ohne entsprechende Daten zu erheben, konnte man aber an den Zuschauerreaktionen erahnen, dass die meisten wegen der Vorstellung einer Umweltverträglichkeitsstudie gekommen waren, die Fachleute für den so genannten “Ostring” angefertigt haben, eine Entlastungsstraße für die unzureichend erschlossenen Neubaugebiete im Norden des Kernortes Mechernich.
Um es vorwegzunehmen: Beschlossen wurde im Stadtrat zur K 20n nichts – und eine Zuschauerfragerunde fand auch nicht statt, weil das Thema demnächst in einer Bürgerversammlung ausführlich mit den Anliegern erörtert werden soll. Und zwar mit Anliegern der bereits existierenden und stark belasteten Straßen, wie dem Mechernicher Weg mit knapp unter 12 000 Autos am Tag. Aber auch mit den Gegnern des Ostrings, der je nach Planvarianten (es sind fünf verschiedene im Gespräch) ebenfalls bis zu 12 000 Autos am Tag aufnehmen könnte.
Schwieriger Abwägungsprozess
Es sei ein schwieriger Abwägungsprozess, Einschnitte in die Natur gegen die ebenso schutzwürdigen Interessen lärm- und stressgeplagter Menschen aufzurechnen. Der möglicherweise von Kollisionen mit Autos auf dem Ostring gefährdete Uhu sei immerhin nicht das einzige Handicap, das der Landschaft zwischen Kommern-Süd und Mechernich-Nord drohe. Das dortige Rebhuhn-Vorkommen, ein Erlensumpfwald und der Feybach/Veybach selbst wurden als sensible Bereiche genannt.
“Allerdings müsse auch das »Schutzgut Mensch« betrachtet werden, wenn die Bewohner am Mechernicher Weg und dessen Ausläufern ein immer größeres Verkehrsaufkommen zu erdulden hätten”, zitiert der Redakteur Roland Larmann in der “Rundschau” die Gutachter und fasst zusammen: “Es ist ein schwieriger Abwägungsprozess, der die Mechernicher Politiker und Bürger in den kommenden Wochen und Monaten beschäftigen wird.”
Es gibt keine konfliktarme Trasse
Sein Redakteurskollege Günter Hochgürtel schreibt im “Kölner Stadt-Anzeiger”: “Die Suche nach einer »konfliktarmen Trasse« ist, wie die Planer seit geraumer Zeit wissen, äußerst schwierig.” Bewohner des Neubaugebiets “Mechernich-Nord” wie auch aus Kommern-Süd hätten massiven Widerstand gegen die bereits seit 30 Jahren politisch diskutierte Entlastungs- und Erschließungsstraße angemeldet. Die 100 000 Euro teure Umweltverträglichkeitsstudie diene nun einer “möglichst hieb- und stichfesten Vorbereitung” einer möglichen Realisierung, so Hochgürtel.
Larmann schreibt, die Gutachter favorisierten eine von ihnen “Nullplusvariante” genannte Lösung, bei der keine Umgehung gebaut, aber mehrere kleinere Entlastungsverbindungen geschaffen würden. Bauherr wäre nicht die Stadt Mechernich, sondern der Kreis Euskirchen, der auch die Umweltverträglichkeitsstudie in Auftrag gegeben hatte.
Das letzte Wort in dieser Sache hat der Kreistag, allerdings erwartet man in Euskirchen zuvor ein politisches Signal aus Mechernich, ob vor Ort doch eine große Lösung, also ein wie auch immer trassierter Ostring bevorzugt wird, um die Verkehrsbelastung an den notorisch überbelasteten Straßen zwischen Mechernich und Kommern in den Griff zu bekommen.
Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und die Stadträte haben sich aber bereits vor geraumer Zeit festgelegt, dass sie erst den Bau des Bahnhofsdurchstichs (B 477) abwarten wollen, um die dann womöglich veränderten Verkehrsströme genau zu beurteilen.
Sperrvermerk im Kreishaushalt
Aus diesem Grunde, so zitiert die “Rundschau” Heinz Peter Witt von der Kreisverwaltung, sei die K 20n auch mit einem Sperrvermerk versehen worden, der ihren wie auch immer gearteten Bau einstweilen verbietet: “Es soll erst abgewartet werden, wie sich der Bahnhofsbergdurchstich auf die Verkehrssituation in Mechernich auswirkt”.
Sollte man dem Bau irgendwann näher treten, würde der Umweltverträglichkeitsstudie ein Planfeststellungsverfahren folgen, das mindestens drei Jahre dauert, aber auch wesentlich länger, wenn dagegen geklagt würde. Natürlich müsse auch das nötige Geld vom Kreistag freigegeben werden, so Heinz Peter Witt. Eine 60-prozentige Förderung beim Land NRW sei prophylaktisch bereits beantragt worden.
Der “Kölner Stadt-Anzeiger” schreibt zur Wirkung der K 20n, wenn sie denn gebaut würde: “Entlastet würde in erster Linie der Mechernicher Weg als direkte Verbindung zwischen Kernort und Kommern. Bis zu knapp 12 000 Fahrzeuge verkehren dort täglich. Ein Großteil dieses Verkehrsaufkommens würde aus Mechernich verschwinden, wenn die Osttangente befahrbar wäre.”
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

15.07.2011