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Im Einsatz gegen das Elend

Cap-Anamur-Geschäftsführer Bernd Göken hielt Vortrag im Mechernicher Gymnasium

Mechernich – Es war keine Pflichtveranstaltung, und trotzdem füllten sich die Stuhlreihen in der Aula des städtischen Gymnasiums Am Turmhof. Dort sprach Bernd Göken, seit 2004 der Geschäftsführer von Cap Anamur/Deutsche Notärzte, über die Arbeit der Hilfsorganisation mit Sitz in Köln.

Bernd Göken lebt mit seiner Familie in Mechernich – zumindest in der Zeit zwischen seinen Reisen in die ärmsten Regionen der Welt. Gerade erst war er in Somaliland, wo Menschen und Nutztiere verhungern und verdursten, sowie in Sierra Leone, das an den Folgen der Ebola-Epidemie leidet.

„Es ist für uns ein Glücksfall und eine Ehre, dass mit Herrn Göken ein Experte hier lebt und kurzfristig zugesagt hat, wieder einen Vortrag an unserer Schule zu halten“, freute sich Lehrer Marco Langeneck, der ihn gemeinsam mit Schulleiter Micha Kreitz willkommen hieß. Bereits vor zwei Jahren fesselte Göken die Schüler mit seinem Bericht. Medizinische Versorgung und der Zugang zu Bildung sind seit vielen Jahren die Schwerpunkte der Arbeit des Cap-Anamur-Teams, das für wenig Geld und unter schwierigsten Bedingungen engagiert Hilfe leistet.

Lehrer Marco Langeneck (l.) und Schulleiter Micha Kreitz (r.) mit Bernd Göken, dem Geschäftsführer von Cap Anamur/Deutsche Notärzte. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

Nach einem kurzen Ausflug in die Anfänge der Hilfsorganisation, die aus dem Hilfskomitee „Ein Schiff für Vietnam“ hervorgegangen ist und einigen Worten über den, so Göken, für seine „humanitäre Radikalität“ bekannten Gründer Rupert Neudeck berichtete er von der schwierigen und entbehrungsreichen Arbeit der Cap-Anamur-Mitarbeiter. „Wir haben eine schlanke Verwaltung“, sagte der Geschäftsführer. Nur vier Vollzeitkräfte sowie zwei Halbtagskräfte in der Kölner Zentrale koordinieren die Einsätze der rund 30 bis 40 Fachleute wie Ärzte, Krankenpfleger, Techniker und Lehrer in aktuell neun Einsatzländern in Afrika, im Nahen Osten und in Asien.

Um das Spendensiegel zu erlangen, dürfen Werbe- und Verwaltungsausgaben von Hilfsorganisationen höchstens 30 Prozent der jährlichen Gesamtausgaben betragen. „Bei uns sind das knapp unter sieben Prozent“, erklärte Göken. Mit Fotos dokumentierte Göken, dass die Unterkünfte der Cap-Anamur-Mitarbeiter dem einfachsten lokalen Standard entsprechen.

Die Mechernicher Gymnasiasten erfuhren, dass sudanesische Frauen morgens um vier Uhr zwei Stunden zum Brunnen laufen müssen, um das Wasser zu holen, mit dem sie das Essen für ihre Kinder kochen. Nicht mehr als zwei bis drei Liter Wasser pro Kopf stehen den Menschen dort zur Verfügung. Am Beispiel von Haiti berichtete der Cap-Anamur-Chef, dass Fluglinien Profit aus der Not schlugen und Kosten für den Transport von Lebensmitteln, Medizin und technischem Gerät in die nach dem Erdbeben verwüsteten Gebiete drastisch erhöhten. „Es ist traurig zu sehen, dass auf diese Weise so viel Geld verloren geht.“

Gerade aus Somalia zurück: Bernd Göken. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

Dass die derzeitige Hunger- und Dürrekatastrophe in Ostafrika größtenteils unbemerkt vom Rest der Welt Menschen und Tiere das Leben kostet, sei typisch für das weitverbreitete Desinteresse an Schwarzafrika, erklärte Bernd Göken am Rande der Veranstaltung. „Die Leute wollen das nicht hören, die Spendenbereitschaft für Afrika war und ist schleppend. Wir wissen zu wenig über Afrika, gleichzeitig beuten wir den Kontinent gnadenlos aus.“

In Somaliland hat er gesehen, wie sehr die Menschen dort unter der verheerenden Dürre leiden, in Sierra Leone, wo Cap Anamur das Straßenkinderprojekt „Pikin Paddy“ betreut, dass die Armut ein elfjähriges Mädchen dazu treibt, sich für umgerechnet 25 Cent am Tag zu prostituieren.

Am Ende seiner Projektreise in Somalia in diesem Monat habe er mit sechs Ministern zusammengegessen. „Die setzen ihre ganze Hoffnung darin, dass Cap Anamur die Lösung für ihr Land hat. Aber es ist schwer, an Spenden zu kommen“, so Göken.

Wer das Team von Cap Anamur unterstützen möchte, findet alle Informationen im Internet unter http://www.cap-anamur.org/

pp/Agentur ProfiPress