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Im Bunker wird es bunt

Zehn Künstler präsentieren im Satzveyer Atomschutzbunker ihre Werke – Ausstellungseröffnung ist am Donnerstag, 26. Mai (Fronleichnam), 11 bis 18 Uhr

Mechernich-Satzvey – Bunte Kunst an grauen Bunkerwänden können die Besucher einer ungewöhnlichen Ausstellung erleben: Nach einem Aufruf des Euskirchener Hobbykünstlers Uwe Rhiem haben sich innerhalb kürzester Zeit zehn Kunstschaffende in der Region zusammengefunden, die den Bunker der Landeszentralbank (LZB) in Satzvey als Galerie nutzen werden. Am Donnerstag, 26. Mai (Fronleichnam) wird dort um 11 Uhr die Ausstellung „Buntbunkerwelt“ eröffnet. Bis 18 Uhr kann die Ausstellung acht Meter unter der Erde besichtigt werden, außerdem gibt es an diesem Tag Kurzführungen durch den Atomschutzbunker. Geplant ist die Schau als Dauerausstellung, die immer sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet ist.

Künstler Uwe Rhiem und Bunker-Experte Peter Kern hatten die Idee zur Dauerausstellung „Buntbunkerwelt“. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress
Künstler Uwe Rhiem und Bunker-Experte Peter Kern hatten die Idee zur Dauerausstellung „Buntbunkerwelt“. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

„Der Bunker und seine Geschichte sind skurril, Kunst kann skurril sein: das passt also alles gut zusammen“, sagt Peter Kern schmunzelnd. Der Teamleiter im Fachbereich Ordnungswesen bei der Stadt Mechernich ist Leiter der Bunker-Dokumentationsstätte Satzvey und ein Freund des ehemaligen Polizeibeamten Uwe Rhiem, dessen lächelnde Pfannengesichter vor drei Jahren in der Euskirchener Innenstadt für Aufsehen sorgten. Gemeinsam heckten die beiden Männer die Idee aus, die leer stehenden Büros und Arbeitsräume auf der zweiten Tiefetage des Bunkers für eine Dauerausstellung regionaler Künstler zu nutzen. „Gleichzeitig erhoffen wir uns natürlich auch, neues Interesse für den Bunker zu wecken“, ergänzt Kern.

Die Mechernicher Trash-Art-Künstlerin Inge van Kann zeigt Kunst und Kostüme aus Kartoffelsäcken. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress
Die Mechernicher Trash-Art-Künstlerin Inge van Kann zeigt Kunst und Kostüme aus Kartoffelsäcken. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

Seit die von 1966 bis 1969 unter größter Geheimhaltung erbaute unterirdische Anlage vor fünfeinhalb Jahren aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt wurde, kamen zirka 1.000 Besucher, um sich das Relikt aus der Zeit des Kalten Krieges anzusehen. 103 Mitarbeiter der Landeszentralbank (LZB) sollten im Falle eines atomaren Angriffs in dem Komplex vor Atomstrahlen geschützt werden und – von der Außenwelt hermetisch abgeriegelt – aus dem Bunker heraus den Zahlungsverkehr und die Finanzkreisläufe von Nordrhein-Westfalen im Kriegs- und Krisenfall so lange wie möglich aufrecht erhalten. Dieser Ernstfall trat zum Glück nie ein. Stattdessen ist das Bunker-Museum auch in den vergangenen Jahren schon öfter für kulturelle Events „zweckentfremdet“ worden, wie etwa für Lesungen im Rahmen der Lit.Eifel oder für Filmvorführungen.

Der Euskirchener Hobbykünstler Uwe Rhiem in seiner „düsteren Ecke“. In einem weiteren Raum präsentiert er bunt bemalte Radkappen, die er am Straßenrand aufgelesen hat. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress
Der Euskirchener Hobbykünstler Uwe Rhiem in seiner „düsteren Ecke“. In einem weiteren Raum präsentiert er bunt bemalte Radkappen, die er am Straßenrand aufgelesen hat. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

In gleich zwei Räumen wird Uwe Rhiem seine künstlerisch aufbereiteten Radkappen präsentieren, allesamt Fundstücke von der Straße. Inge van Kann, Trash-Art-Künstlerin aus Mechernich, zeigt ihre aus Kartoffel- und Gemüsenetzen erschaffenen Kunstwerke und Kostüme. Auch Pia Benz, Künstlerin und Ortsvorsteherin für die Mechernicher Ortsteile Kommern-Süd und Katzvey, ist mit von der Partie, ebenso Gina Jacobs, die bis vor zwei Jahren in Antweiler ihr Galerie-Café „KUNST-werk“ betrieben hat. „Spannend“ findet sie es, ihre Arbeiten, darunter Perlenschmuck, im Bunker zu präsentieren. Aufgewachsen in Satzvey, kann sie sich noch gut an die Geheimniskrämerei um das insgesamt 2.500 Quadratmeter große Bauwerk mit insgesamt 72 Räumen erinnern. „Im Dorf haben alle gedacht, da wird ein Keller für die Schule gebaut“, erinnert sie sich. Auch an einen „Mann mit schwarzem Hut“, der ihr als Kind etwas unheimlich vorkam.

„Den gab es wirklich“, bestätigt Bunker-Experte Peter Kern ihre Beobachtung. Der sei Mitarbeiter der LZB-Filiale in Euskirchen gewesen und habe einmal die Woche im Bunker nach dem Rechten gesehen – ein geheimer Auftrag, von dem nicht einmal sein Chef in Euskirchen etwas geahnt habe, so Kern.

Christine Schirrmacher, Witwe des 2015 verstorbenen Künstlers Merlin Flu, stellt im Bunker Werke ihres Mannes aus. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress
Christine Schirrmacher, Witwe des 2015 verstorbenen Künstlers Merlin Flu, stellt im Bunker Werke ihres Mannes aus. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

Unter den Ausstellern sind auch die Flamersheimer Künstler Diana Rosa Scholl (Lichtobjekte), Franz und Elke Eschweiler sowie Ela Rübenach, die unter anderem ihre von Niki de St. Phalle inspirierten Nana-Figuren präsentiert. Christine Schirrmacher zeigt Arbeiten ihres 2015 verstorbenen Ehemannes und Schleidener Künstlers Hartmut Schirrmacher alias Merlin Flu, dessen Werke bis April in der Galerie im Mechernicher Rathaus zu sehen waren.

Der Eintritt zur „Buntbunkerwelt“ ist frei. „Wir freuen uns allerdings über jede Spende“, betont Peter Kern, denn der Erhalt des Bunker-Museums kostet Geld, das ausschließlich über den Eintritt zu den Führungen generiert wird. Außerdem sollten Besucher auch bei warmen Außentemperaturen nicht ohne Jacke kommen, denn im Bunker wird es selten wärmer als 12 Grad.

pp/Agentur ProfiPress