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Eifel-Bürgermeisterkonferenz tagte in Eupen: Kommunen und Kreise stellten Projekte vor, mit denen sie der Zukunft und dem Bevölkerungsschwund begegnen wollen – Zukunftsinitiative Eifel vertritt eifelweit 52 Kommunen und acht Wirtschaftskammern in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens

Unterhielten sich gut und diskutierten kräftig mit (von links), Städteregionsrat und ZI-Eifel-Präsident Helmut Etschenberg, Klaus Schäfer, der Geschäftsführer der Eifel Tourismus (ET) GmbH, und Christian Krings, der Bürgermeister von St. Vith. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Eupen/Eifel – Es gibt eine „Miss NRW“ und eine „Miss Rheinland-Pfalz“, darüber hinaus in der ganzen Eifel und ihren anliegenden Weinbaugebieten zahlreiche Hahnen- und Weinköniginnen, aber zur Identifikationsfigur für die ganze Eifel erhob jetzt der neue Aachener IHK-Hauptgeschäftsführer Michael F. Bayer im Eupener Europasaal den Aachener Städteregionsrat Helmut Etschenberg.

„Wenn es ihn gibt, dann sind Sie der »Mister Eifel«“, sagte Bayer dem Präsidiumsvorsitzenden der Zukunftsinitiative Eifel, die am Eupener Regierungssitz der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens tagte. Jedes Jahr einmal lädt die Zukunftsinitiative Eifel alle 52 Bürgermeister aus dem Eifelraum zu dieser so genannten Bürgermeisterkonferenz ein. Beraten werden Dinge, die in allen Eifelteilen auf den Nägeln brennen. Der Landstrich gehört bekanntlich teilweise zu Nordrhein-Westfalen, zum Königreich Belgien und zu Rheinland-Pfalz.

Über 30 hochrangige Eifeler Repräsentanten waren der Einladung in den Eupener Europasaal gefolgt, daneben auch eine Reihe Verwaltungs- und Administrationsvertreter von Verbänden und Gebietskörperschaften, darunter Harald Mollers, der Minister für Familie, Gesundheit und Soziales der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens (DG), und Hans-Peter Thiel, der frischgebackene neue Landrat des Vulkaneifelkreises Daun-Gerolstein.

„2005 gegründet und schon Vorbild für andere Regionen“

„2005 wurde die Zukunftsinitiative Eifel gegründet, die Ankurbelung des Tourismus war eines ihrer fünf wichtigsten Handlungsfelder“, eröffnete Helmut Etschenberg die Tagung: „Und heute gehören wir als Eifel schon zu den Top-10-Ferienregionen Deutschlands. Wer hätte das damals für möglich gehalten, dass wir in manchen Dingen Vorbild für andere Regionen Europas werden können?!“

Hauptthema der Bürgermeisterkonferenz 2013 der Zukunftsinitiative Eifel in Eupen war die Vorstellung von Projekten aus den Eifeler Modellregionen im Rahmen des Aktionsprogramms regionale Daseinsvorsorge des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS).

Bei diesen „Modellvorhaben der Raumordnung“ (MORO) machen aus dem Eifelraum die Verbandsgemeinde Daun, der Landkreis Trier-Saarburg und die Region Nordeifel mit. Auch die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens nutzte die Gelegenheit, Mehrgenerationen- und Seniorenprojekte vorzustellen.

Bei den Projekten geht es weniger um blanke Theorie, Sandkastenspiele oder Schubladenpläne, sondern um konkrete Ansatzpunkte, wie man das Leben auf dem Lande angesichts des demografischen Wandels auch in Zukunft erträglich gestalten kann. Es geht um die ärztliche Versorgung, den Nahverkehr, ehrenamtliche Hilfe, Kinder- und Seniorenbetreuung, Jugendarbeit, Kultur auf dem Dorf, um nur einige Beispiele zu nennen.

Bevölkerung wird weniger, aber weniger rasch als im Osten

Die Eifel verliert ihre Bevölkerung allerdings nicht so rasend schnell wie andere Regionen Deutschlands, beispielsweise die Altmark im Norden Sachsen-Anhalts mit minus 25 Prozent bis 2030. Für die Nordeifel werden rund minus zehn, für den Raum Daun-Gerolstein minus 13 und für den Kreis Trier-Saarburg nur minus 5,5 Prozent Bevölkerungsentwicklung in den nächsten 20 Jahren vorausgesagt.

Genau aus diesen drei Eifelkreisen kommen die MORO-Projekte, die zusammen mit dem Seniorenpolitischen Gesamtkonzept für die Deutschsprachige Gemeinschaft bei der Eifelkonferenz 2013 vorgestellt wurden. Organisiert worden war das Symposium mit Gesamtplenum und Kleingruppenarbeit im Wesentlichen von der StädteRegion Aachen um Ruth Roelen und Frederic Wentz. Monika Frohn von der Industrie- und Handelskammer zu Aachen übernahm Einladung und Moderation.

Die Verbandsgemeinde Daun plant „Generationenstätten“, in denen im Gegensatz zu Kindertagesstätten eben nicht nur Kinder, sondern auch ältere Menschen betreut werden können. Caroline Seibert und die als „Seniorencoach“ ausgebildete Daniela Troes von der Gemeinde Daun stellten ihre diesbezüglichen Pläne vor.

Sabine Conrads (Kreisverwaltung Euskirchen) legte den Bürgermeistern, Beigeordneten, Verbandsvertretern und Funktionären der Zukunftsinitiative Eifel unter der Überschrift „Leben in der Nordeifel“ ihre „Immobilien- und Baulückenbörse“ für den nordrhein-westfälischen Eifelteil vor, mit der Wohnungs- und Häuserleerständen auf den vielfach kleinen Nordeifeldörfern vorgebeugt werden soll.

Ruth Roelen stellte für die Städteregion Aachen ein vorbildliches Versuchsprojekt dar, mit dem das Leben auf dem Dorf für alle Generationen auch in Zukunft lebens- und liebenswert bleiben soll. Das Ganze nennt sich „Dorfgespräch“ und ist eine ultraleicht bedienbare Internetplattform, auf der man einen Babysitter, Hilfe für die Gartenarbeit oder eine Mitfahrgelegenheit zum nächsten Arztbesuch organisieren kann.

„Dorfgespräch“ hilft im Web auch Senioren ohne Internet

„Oma und Opa nutzen aber kein Internet“, warfen die rheinland-pfälzischen Eifel-Bürgermeister Matthias Pauly (Gerolstein) und Aloysius Söhngen (Prüm) skeptisch ein. Wie kriegen die also in die Dorfgespräch-Plattform rein, dass sie einen Handwerker suchen oder Nachhilfe in Latein zu erteilen gedenken? Ruth Roelen hat auch daran gedacht: Es gebe mehrere im Dorf bekannte Administratoren, die könne man anrufen. Und die teilten auch den alten Leuten persönlich oder am Telefon mit, dass der Heizungsinstallateur gegen 15 Uhr kommt, oder dass sich demnächst der oder jener Schüler zum Lateinpauken einstellen will.

Walter Weinberger von der Kreisverwaltung Düren schließlich machte die wie Ruth Roelens „Dorfgespräch“ und die Baulücken- und Immobilienbörse „Leben in der Nordeifel“ des Kreises Euskirchen zum MORO-Programm gehörende Aktion „Kunstrasenplatz für alle“ bei der Eupener Bürgermeisterkonferenz bekannt.

Mit dem Projekt soll exemplarisch der Zusammenhalt aktiver Sportvereine gestützt und über ein neues Infrastrukturangebot manifestiert werden. Auch nicht Sport treibende Vereine und in der Nähe liegende Schulen können und sollen davon profitieren. Bauherrn der Kunstrasenplätze sind übrigens die Vereine, nicht die Kommunen, so Walter Weinberger.

Zukunftsinitiative Eifel behält bundesweit den Überblick

Die Modellprojekte werden weiter im Auge behalten. Man wird sich eifelweit austauschen, wie die Dinge vor Ort laufen. Und Johann Kaether von der Hochschule Neubrandenburg sorgte bei der Eupener Bürgermeisterkonferenz für bundesweiten Überblick. Er ließ die Eifeler auch an den Erfahrungen teilnehmender Kommunen und Kreise aus ganz Deutschland teilhaben.

Die Zukunftsinitiative Eifel versteht sich als Kommunikations- und Koordinationsplattform, um die Interessen der Eifel voranzubringen. Sie hat sich vor allem fünf Handlungsfelder auf die Fahnen geheftet, die auch für eine „Eifel-Award“ genannte jährlich zu verleihende Auszeichnung der Zukunftsinitiative Eifel preiswürdig sein können: Kultur und Tourismus, Wald und Holz, Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe sowie Technologie und Innovation.

pp/Agentur ProfiPress