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Hoher Orden für Schwester Stefanie

Hoher Orden für Schwester Stefanie
Heute lebt die 63-jährige Ordensfrau im Ruhrgebiet und ist rund um die Uhr für Hilfsbedürftige, Asylsuchende und Flüchtlinge im Einsatz. Den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen erhielt sie aus der Hand von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers.

Nach der Ordensverleihung nutzte Schwester Stefanie Müllenborn (Mitte) die Gelegenheit, mit Fußball-Idol Rudi Völler ein bisschen zu fachsimpeln. Sozusagen von Ordensträger zu Ordensträger. (Bild: Privat)

Nach der Ordensverleihung nutzte Schwester Stefanie Müllenborn (Mitte) die Gelegenheit, mit Fußball-Idol Rudi Völler ein bisschen zu fachsimpeln. Sozusagen von Ordensträger zu Ordensträger. (Bild: Privat)Mechernich/Herten – Wenn man mit Schwester Stefanie durch die Ruhrpott-Stadt Herten schlendert, muss man viel Zeit mitbringen. Die Ordensfrau wird ungefähr alle hundert Meter von irgendjemandem auf der Straße erkannt und in ein Gespräch verwickelt. In Herten ist die quirlige Franziskanerin so bekannt wie der Bürgermeister. Am Mittwoch dieser Woche stand die 63-Jährige sogar landesweit im Mittelpunkt: Sie erhielt aus der Hand von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen – gemeinsam übrigens mit so prominenten Persönlichkeiten wie Ex-Bundestrainer Rudi Völler, ZDF-Intendant Markus Schächter und Nobelpreisträger Dr. Peter Grünberg.
Erst Verwaltungslehre
Dass Schwester Stefanie einmal zu solch hohen Ehren gelangen würde, war ihr nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Sie wuchs im kleinen Mechernicher Stadtteil Vollem als jüngstes von sechs Kindern der Eheleute Josef und Sibilla Müllenborn auf. Das Familienoberhaupt war Grubenmaurer im Mechernicher Bergwerk und Kleinbauer. Die kleine Marianne, so hieß sie damals noch, war mit dem Handikap auf die Welt gekommen, dass sie ihren rechten Arm nicht gebrauchen konnte.
Das fachte ihren Ehrgeiz allerdings nur noch mehr an. Nach der mittleren Reife machte sie erst eine Verwaltungslehre und trat schließlich 1966 in den Orden der Franziskanerinnen Salzkotten / Westfalen ein. Marianne Müllenborn nannte sich fortan Schwester Stefanie und wirkte zunächst in der Verwaltung des Birkesdorfer Krankenhauses und in der Zentrale des Mutterhauses. Was allerdings nur bedingt ihrem Temperament entsprach. Sie wollte in erster Linie Menschen helfen und auf diese Weise ihren christlichen Glauben umsetzen. So zog sie 1988 gemeinsam mit zwei Mitschwestern nach Herten und kümmerte sich fortan um sozial schwache Familien, um Asylsuchende und Migranten. Auf diese Weise erlangte Schwester Stefanie einen enormen Ruf. Als sie 1992 in den Wirren des Jugoslawien-Konflikts alleine nach Split flog und zwei kleine Kinder zurück zu ihrer in Deutschland warteten Mutter brachte, titelten die Lokalzeitungen: “Schwester Stefanie siegte über die Unmenschlichkeit”. In der Folge wurde sie in Herten zur “Bürgerin des Jahres” gewählt. Auf ihre Initiative entstand unter anderem das “Haus der Kulturen”. Die Ordensfrau wohnte gar zwei Jahre lang unmittelbar in einem Heim für Asylbewerber, ehe sie vor acht Jahren in einen Hochhauskomplex umzog, in dem vorwiegend Migrantenfamilie leben.
“Schwester Stefanie berät Hilfesuchende bei psychischen, sozialen und asylrechtlichen Fragen. Sie begleitet sie bei Behördengängen und kümmert sich um schulische und gesundheitliche Belange. Sie ist ansprechbar für Fragen aus einfach allen Lebensbereichen. Dabei ist sie rund um die Uhr für die Asylsuchenden und Flüchtlinge da”, sagte Ministerpräsident Rüttgers in seiner Laudatio.
Noch vor vier Wochen konnte die furchtlose Franziskanerin die Abschiebung eines bereits inhaftierten Russen abwenden. Schwester Stefanie rief den Hertener Bürgermeister und andere wichtige Entscheidungsträger an und konnte die Abschiebung in letzter Sekunde verhindern. “Eine Botschaft im Alten Testament heißt doch, dass wir uns der Fremden annehmen sollen. Das hat schon Abraham vorgemacht”, erklärte sie gestern im Gespräch mit dem “Kölner Stadt-Anzeiger”.
Noch 200 Schwestern
Sie gestand auch, dass sie vor der Feierstunde am Mittwoch “doch ein bisschen aufgeregt” gewesen sei angesichts des Aufmarsches von Nobelpreisträgern, Fußball-Weltmeistern und Spitzenpolitikern. Aber sie habe sich über die hohe Auszeichnung natürlich sehr gefreut. Innerhalb ihres Ordens, dessen deutsche Provinz zurzeit noch knapp 200 Schwestern umfasst, gehört die gebürtige Eifelerin zum engeren Führungskreis von vier Schwestern, die die Provinzoberin beraten und unterstützen.
Kontakte in die Eifel zu ihren Geschwistern in Schleiden und Vollem, zu den Nichten und Neffen sowie zu ehemaligen Freunden hat Schwester Stefanie stets intensiv gepflegt. Besonders eng ist ihre Beziehung zu Bruder Peter Müllenborn. Der ist als “pensionierter Pfarrer” weiterhin im Pfarrverbund des Schleidener Tals aktiv und darüber hinaus seit Jahren Mitglied des Aachener Domkapitels.

Manfred Lang

03.09.2008