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„Hochkriminell“, aber wer?

Gegenseitige Vorwürfe im Arbeitsgerichtsverfahren um Ex-Geschäftsführer der Stiftung Carl Kreuser jun. in Mechernich – Kölner Tageszeitungen berichtenDie Seniorenpflegeeinrichtung der Stiftung Carl Kreuser jr. in Mechernich ist weder wegen ihrer anerkannt guten Pflegeleistungen in die Schlagzeilen geraten, noch ist die Einrichtung mit bis zu 88 Pflegebedürftigen und 74 Mitarbeitern in ihrem Bestand gefährdet

 Mechernich – Dr. Lothar Staschik, Vorsitzender Richter am Landesarbeitsgericht Köln, sagte laut Medienberichten im Verfahren um die Mechernicher Kreuserstiftung: „Eine der beiden hier vor Gericht erschienenen Parteien handelt hochkriminell.“ Welche, das müsse im Laufe des Verfahrens entschieden werden. Bei dem Rechtsstreit seien „abenteuerliche Dinge“ offenkundig geworden.

Drei Verfahren seien anhängig, so schreibt Klaus Pesch in der „Kölnischen Rundschau“ und im „Kölner Stadt-Anzeiger“: Es gehe um Schadensersatzklagen, die Kündigung des Ex-Geschäftsführers und um die Sicherung von Geldern. Letzteres sei Gegenstand der Verhandlung am vergangenen Freitag gewesen. Rechtlich zu klären sei dabei die Frage gewesen, inwieweit das Vermögen des Ex-Geschäftsführers eingefroren („arrestiert“) werden dürfe.

Die anerkannt gute Pflege im Kreuserstift Mechernich ist nicht berührt von einem Arbeitsgerichtsverfahren, in dem sich alte und neue Geschäftsführung gegenseitig beschuldigen. Foto: Archiv Agentur ProfiPress
Die anerkannt gute Pflege im Kreuserstift Mechernich ist nicht berührt von einem Arbeitsgerichtsverfahren, in dem sich alte und neue Geschäftsführung gegenseitig beschuldigen. Foto: Archiv Agentur ProfiPress

Vor Gericht erschienen ebendieser ehemalige, fristlos entlassene Geschäftsführer des Mechernicher Kreuserstifts und Adrian Grüter, Kuratoriumsvorsitzender und neuer Geschäftsführer. Zum Urteilsspruch kam es am Freitag in Köln nicht, das Gericht habe noch Beratungsbedarf, so Klaus Pesch: „Dennoch machte Richter Staschik bereits deutlich, dass er zum einen erhebliche Zweifel hat, ob das Vermögen des Angeklagten grundsätzlich arrestiert werden kann. Zum anderen erschloss sich ihm die Berechnung der Summe nicht.“

Die Stiftung Carl Kreuser jr. ist eine Stiftung des Privaten Rechts. Sie ist laut Satzung „eine im Sinne der römisch-katholischen Kirche geleitete Einrichtung christlicher Liebestätigkeit“ und verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke. Gegründet wurde sie 1885 von der Familie Carl Kreusers, der einer der einflussreichsten Mechernicher Bergwerksbesitzer war.

Der Neubau des heutigen Seniorenheims wurde 2003 bezogen. Bereits 2004 hatte es erheblichen Ärger gegeben, als die beiden Mechernicher Pfarrer Erik Pühringer und Michael Stöhr Geschäftsführung und Kuratoriumsvorsitz des Kreuserstifts massiv kritisiert hatten.

Im jetzigen Arbeitsgerichtsverfahren hat die Stiftung laut Zeitungsberichten beantragt, 230.000 Euro aus dem Vermögen des Ex-Geschäftsführers einzufrieren. Klaus Pesch: „Das in Euskirchen tagende Arbeitsgericht Bonn hatte einen Betrag von 150.000 Euro festgesetzt.“ Es sei Immobilienbesitz vorhanden, auf den zurückgegriffen werden könne.

Stiftung 750.000 Euro

zukommen lassen?

 Der Redakteur Klaus Pesch schreibt in den Kölner Tageszeitungen, die in der Stadt Mechernich erscheinen: „Rechtsanwalt Reinhold J. Nelles, der das Kreuserstift vertritt, und Geschäftsführer Grüter breiteten eine Fülle von Vorwürfen aus, um deutlich zu machen, dass dem Geschäftsführer alles Mögliche zuzutrauen sei, weshalb man auf eine Sicherstellung des Vermögens bestehen müsse. Der Ex-Geschäftsführer habe sich selbst Gehälter gezahlt und eigenmächtig das Gehalt erhöht.“

Der Mann habe bereits im Vorfeld geltend gemacht, er habe vor Jahren dem Kreuserstift eine Einlage in Höhe von 750.000 Euro zukommen lassen. Dafür gebe es aber keine Belege, so Anwalt Nelles. Stattdessen habe man eine eidesstattliche Versicherung, dass ein solcher Betrag niemals eingegangen sei.

Anwalt Nelles sagte, der Ex-Geschäftsführer habe mehrfach erwähnt, dass er in Kroatien ein Haus bauen und von dort aus das Kreuserstift leiten wolle. Er habe in einer Mitarbeiterversammlung im Januar 2016 behauptet, er habe zahlreiche Firmen und könne über zwölf Millionen Euro verfügen. Daher wolle er einen neuen Geschäftsführer installieren.

Drei Personen habe er eigenmächtig das Gehalt von 3500 auf 5000 Euro erhöht. Klaus Pesch: „Geschäftsführer Grüter wies darauf hin, dass Buchführungs-Daten gelöscht worden seien. Der Ex-Geschäftsführer erklärte dem Gericht, dass dies nicht zwangsläufig ihm anzulasten sei, da es mehrere Generalschlüssel gebe.“

Norbert Maubach, der Anwalt des Ex-Geschäftsführers, beschuldigte seinerseits die Gegenseite offen, Angestellte des Kreuserstifts, die als Zeugen auftreten könnten, würden „massiv unter Druck“ gesetzt, um entweder falsche oder keine Aussagen zu machen.

„Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Kölnische Rundschau“ schreiben: „Das Arbeitsgericht Bonn hatte einer von drei fristlosen Kündigungen des Arbeitgebers stattgegeben, der Geschäftsführer ging in Berufung. Darum geht es im nächsten Termin am 2. Februar vor dem Landesarbeitsgericht in Köln.“

 Nächster Gerichtstermin

 am 2. Februar

 Im März noch hatte es an dieser Stelle in einem Pressebericht zu den Turbulenzen im Kreuserstift geheißen: „Über den Verbleib von 107.000 Euro wird ermittelt – Kuratoriumsvorsitzender nahm seinen Hut, Geschäftsführer wurde entlassen – Inzwischen liegt die Strafanzeige des Letzteren gegen drei Kuratoriumsmitglieder vor – Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und die Stiftungsaufsicht stellen sich vor die anerkannt hervorragenden Pflegeleistungen des Kreuserstiftes: „Einrichtung ist in keiner Weise gefährdet“.

Und weiter: „Eins vorweg: Die Seniorenpflegeeinrichtung der Stiftung Carl Kreuser jr. in Mechernich ist nicht wegen ihrer anerkannt guten Pflegeleistungen in die Schlagzeilen geraten. Auch ist die Einrichtung mit bis zu 88 Pflegebedürftigen und 74 Mitarbeitern nicht in ihrem Bestand gefährdet.“ Das bestätigte die Heimaufsicht des Kreises Euskirchen den Kölner Tageszeitungen und Justiziar Karl Dyckmanns von der Stiftungsaufsicht des Bistums Aachen dem Bürgerbrief der Stadt Mechernich.

pp/Agentur ProfiPress