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Hilfsgruppe unterstützt Flüchtlinge im Krisengebiet

Mechernicher Kurde Mustafa Evren und Hilfsgruppe Eifel versorgen Flüchtlingslager im türkisch-syrischen Grenzgebiet mit Hilfsgütern – Durch Einkauf vor Ort Spenden optimal umgesetzt – Besuch in Kobâne am Tag des Attentats auf Studenten morgens spontan verschoben

Mechernich/ Kobâne – „Man kann sich hier nicht vorstellen, wie es in den Lagern im Grenzgebiet zu Syrien aussieht – dort leben an die 200.000 Menschen auf engstem Raum, bis zu 5000 in einem Zelt“, berichtet Mustafa Evren. Der Mechernicher ist türkischstämmiger Kurde, vor 24 Jahren kam er mit seiner Frau Döndu hierher. Ihm und seiner Familie gehe es gut, sagt er auch mit Verweis auf einen Imbiss, den er in Nettersheim betreibt. Daher habe er das Bedürfnis, anderen zu helfen. In Kooperation mit der Hilfsgruppe Eifel ist er mittlerweile mehrfach ins türkisch-syrische Grenzgebiet gereist, um Hilfsgüter für Flüchtlinge in die Lager dort zu bringen.

Hilfsgruppen-Mitglied Georg Schmitz Repro: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Hilfsgruppen-Mitglied Georg Schmitz Repro: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Auslöser war die Beerdigung seiner Großmutter, wegen der er mit drei Cousins in seine alte Heimat etwa 200 Kilometer entfernt von der lange hart umkämpften syrischen Grenzstadt Kobâne reiste. Um sich ein Bild zu machen und möglichst gezielt helfen zu können, besuchten sie auch ein Flüchtlingslager. „Da waren so viele Frauen und Kinder, alte und kranke Menschen“, berichtet Mustafa Evren, „und es war so kalt.“ Die freiwilligen Helfer aus der Türkei und der ganzen Welt, darunter viele Studenten, hätten kaum finanzielle Mittel zur Verfügung. An Babynahrung und Pampers fehle es besonders, erfuhren die Besucher. Spontan spendeten der Mechernicher und seine drei Cousins je 600 Euro und kauften davon ebendies.

In den Flüchtlingslagern sind viele Frauen und Kinder – viele der Väter kämpfen gerade gegen den IS. Repro: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
In den Flüchtlingslagern sind viele Frauen und Kinder – viele der Väter kämpfen gerade gegen den IS. Repro: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Zurück in Deutschland, lernte Mustafa Evren über kurdische Bekannte Willi Greuel, den Vorsitzenden der Hilfsgruppe Eifel, kennen und schilderte ihm die Situation in seiner Heimat. „Was können wir tun?“, fragte der Lückerather und weiter „willst Du nochmal hinfahren?“ Das war eigentlich nicht geplant, aber der Kurde erklärte sich spontan bereit. Ausgestattet mit großzügigen Spenden des Eifeler Hilfsfonds und begleitet von Hilfsgruppen-Mitglied Georg Schmitz machte er sich auf den Weg. Lebensmittel würden gerade besonders dringend benötigt, erfuhren die beiden vor Ort im Flüchtlingslager. Dank der Orts- und kulturellen Kenntnisse von Mustafa Evren konnte die Spende der Hilfsgruppe, die Evrens kurdischer Bekanntenkreis in der Eifel noch um 3000 Euro aufgestockt hatte, optimal eingesetzt werden. Der Mechernicher verhandelte mit einem türkischen Großhändler, ein ganzer LKW voll Bohnen, Reis und anderen Lebensmitteln, aber auch Waschpulver konnte kurz darauf im Lager ausgeladen werden.

Döndu und Mustafa Evren mit einem der beiden Männer, für die die Hilfsgruppe Eifel Rollstühle finanziert hat. Foto: Privat/pp
Döndu und Mustafa Evren mit einem der beiden Männer, für die die Hilfsgruppe Eifel Rollstühle finanziert hat. Foto: Privat/pp

Bei diesem Hilfseinsatz lernten Georg Schmitz und Mustafa Evren eine junge Frau kennen. Die 26-jährige lud die deutschen Gäste in ihr Haus ein und erzählte ihre Geschichte. „Sie hat als Soldatin gegen den IS gekämpft“, berichtet Evren, „bis ihre Vorgesetzten sagten, ihr Platz sei jetzt zu Hause.“ Hintergrund waren ihre zwei gelähmten Brüder, mit deren Versorgung die Mutter nach dem Tod des Vaters überfordert war. Die beiden Eifeler lernten die intelligenten jungen Männer kennen und waren tief betroffen: „Sie lebten auf einer Matratze in einem Zimmer, dass sie nie verlassen konnten“, berichtet Mustava Efren.

Wieder spendete er vor Ort spontan aus eigener Tasche – und wieder sprang auch die Hilfsgruppe ein. Mittlerweile sitzen beide Männer im Rollstuhl, erstmals können sie sich frei bewegen. „Das ist wie Beine haben“, habe einer der beiden gesagt. Auch die Rollstühle konnte Mustafa Evren vor Ort und somit viel günstiger einkaufen. Mit der Familie ist er weiter in Kontakt und kümmert sich. „Dort fehlt es an so vielem“, sagt er.

Döndu und Mustafa Evren arbeiten eng mit der Hilfsgruppe zusammen. Mit deren Spendengeldern erstehen sie vor Ort günstig Hilfsgüter, die sie etwa Flüchtlingslagern im türkisch-syrischen Grenzgebiet zur Verfügung stellen. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Döndu und Mustafa Evren arbeiten eng mit der Hilfsgruppe zusammen. Mit deren Spendengeldern erstehen sie vor Ort günstig Hilfsgüter, die sie etwa Flüchtlingslagern im türkisch-syrischen Grenzgebiet zur Verfügung stellen. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Sein großer Wunsch wäre, im Grenzgebiet bei Kobâne ein kleines Krankenhaus oder eine Schule aufzubauen. Die Stadt sei völlig zerstört, berichtet er, und erzählt von einem Besuch dort mit seiner Frau Döndu und Tochter Zilan, die in Essen Wirtschaftsrecht studiert: „Wir hatten einen Schutzengel.“ An einem Morgen hatten sich die Evrens entschieden, einen geplanten Besuch in Kobâne auf den nächsten Tag zu verschieben. Es sollte der Tag werden, an dem der IS ein Attentat auf türkische Studenten verübte, die in Kobâne ehrenamtlich beim Wiederaufbau halfen. Am nächsten Tag aber, so Döndu Evren, habe sie nichts mehr abgehalten, „es war nicht an der Zeit, Angst zu haben, sondern zu helfen“. Die Bilder allerdings seien schrecklich gewesen, überall Blut und auf den Bäumen Fetzen von Kleidung.

„Es ist wichtig, vor Ort in den Flüchtlingslagern zu helfen“, sagt Hilfsgruppen-Chef Willi Greuel. Viele der Menschen dort hofften eigentlich nur, irgendwann wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. „Wenn die Zustände in den Lagern nicht so katastrophal wären, würden viele Flüchtlinge gar nicht weiterziehen“, so Greuel. Ein Einschätzung, die Familie Evren teilt.

Im Kreis Euskirchen gebe es mehrere Familien unter anderem aus dem Irak, die in Sorge um die Menschen aus ihrer frühere Heimat seien und in Kooperation mit der Hilfsgruppe vor Ort unterstützten. Erst vor kurzem habe einer von ihnen mit einem Hilfstransport 125 neuwertige, von der Uniklinik Köln gespendete Betten in ein Krankenhaus im Nordirak gebracht. „Die Hilfe vor Ort “, so Willi Greuel, „hat für uns einen sehr hohen Stellenwert.“

pp/Agentur ProfiPress