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Hilfe für Mechernicher Missionarinnen in aller Welt

Hilfe für Mechernicher Missionarinnen in aller Welt
Am Wochenende 15./16. November findet in Mechernich der 40. Basar zur Unterstützung der Missionsstationen der Mechernicher Ordensschwestern Roggendorf statt.
Mechernich – Sie sind zu 20 Aktiven, 19 Frauen und ein Mann. Sie basteln und stricken, backen und kochen seit genau 40 Jahren für einen Basar in Mechernich, dessen Erlös Menschen in anderen Erdteilen zukommt. 255 000 Euro wurden auf diese Art und Weise seit 1968 eingenommen. Das Geld kam zunächst dem Missionsdorf Andheri vor den Toren der indischen Metropole Bombay zu und dann, seit 20 Jahren, allen drei Missionsstationen der aus Mechernich stammenden Schwestern und Ordensschwestern Roggendorf.
Das sind die beiden Stationen der verstorbenen Schwestern Anna Huberta in Indien und Anna Xaveria in Pakistan sowie die der mit 94 Jahren noch immer in Brasilien wirkenden Anna Maria Roggendorf. Die drei Missionarinnen waren auch im “richtigen” Leben Schwestern, drei von acht Kindern des Mechernicher Ingenieurs und Heimatforschers Hubert Roggendorf und der Modistin Anna Krischer. Das Elternhaus war “katholisch-konservativ, aber keineswegs frömmlerisch”, wie Dr. Margarete Brown, ebenfalls eine Roggendorf-Schwester, einmal im Interview mit dem Journalisten Manfred Lang berichtete.
Josef Roggendorf (1908-1982), das älteste der Kinder, war schon bei den Jesuiten, als er 18 wurde. Er wurde Missionar, Wissenschaftler, Professor für vergleichende Literaturwissenschaften und Dekan der Sophia-Universität in Tokio. Gertrud Roggendorf (1909-1973), die als Schwester Anna-Huberta segensreich in Indien wirkte, war ebenfalls erst 18, als sie in Aspel Novizin im deutschen Provinzialhaus der Lütticher Kongregation “Filiae Crucis” wurde. Zu den Töchtern vom Heiligen Kreuz gingen auch Agnes Roggendorf, Jahrgang 1910, die seit 1939 als Anna-Xaveria in Indien und später in Lahore (Pakistan) wirkte, sowie Maria Roggendorf, Jahrgang 1914, die seit Ende der 40-er Jahre als Schwester Anna-Maria in Brasilien missioniert.

Die Schwestern kamen und kommen auch immer wieder in die alte Heimat auf Besuch – Schwester Anna Maria war erst im Juni bei Ursula Holzheim und ihren Gefährtinnen zu Gast. Auch bei den Basaren, die seit 1968 jeweils zur Advents- und Weihnachtszeit im St.-Johannes-Haus der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes Baptist stattfinden, waren die Schwestern schon häufiger zu Gast. Die Unterstützung aus der alten Heimat war ihnen und ist ihren Schutzbefohlenen in der Dritten Welt immer ein Zeichen großer Verbundenheit innerhalb der einen Gemeinschaft in Christus – über alle Kontinente hinweg.
“Von Mechernichern für Mechernicher Projekte in aller Welt” lautet so denn auch die Devise beim 40. “Basar für die Schwestern Roggendorf” am Samstag, 15. November, von 14 bis 19 Uhr und am Sonntag, 16. November, von 10 bis 17 Uhr im Johanneshaus an der Pfarrkirche St. Johannes Baptist.
Wie die Basar-Gründerinnen Elisabeth Merkelbach und Elisabeth Averbeck sowie die heute federführenden Aktivistinnen Gertrud Weiermann, Ursula Holzheim, Hubertine Kaes, Katharina Hoss und Anneliese Theis der Aachener KirchenZeitung berichten, werden jede Menge selbst gemachte Artikel zum Kauf angeboten: Plätzchen, Likör und Marmeladen, Advents- und Türkränze, Weihnachtskarten und Handarbeiten und als Clou Hermann-Josef Hoss’ kunstvolle Krippen, Futterhäuschen und Holzspielsachen.
Für das leibliche Wohl ist mit Erbsensuppe am Mittag sowie reichlich Kaffee und jede Menge leckerem Kuchen am Nachmittag gesorgt. “Alles wird gespendet, nichts gekauft”, so die Frauen im Interview: “Der komplette Erlös geht an die Schutzbefohlenen unserer Missionsschwestern!” Den größten Wunsch der Aktiven für die Jubiläumsausgabe des Mechernicher Basars formulierte Hubertine Kaes: “Auch jüngere Hände, die in Zukunft mithelfen, und Besucher, die noch nie da waren, und uns damit ein Zeichen geben, dass sie die gute Sache ebenso unterstützen wollen wie unser geschätztes Stammpublikum!”
Zuletzt machten die Mechernicher Basargruppe und Dr. Margarethe Brown 2001 Schlagzeilen, als Mechernich und den ganzen Kreis Euskirchen ein Hilfeersuchen aus Andheri erreichte. Absender waren die Schwestern Meena, Seema, Barbara und Asha vom Orden der Helferinnen Marias, den Anna-Huberta, geborene Gertrud Roggendorf, gegründet hatte. Die Botschaft lautete: “Hier ist der Einsatz der Helpers of Mary gefordert. Gruppenweise verlassen unsere Schwestern Bombay in Richtung Bhachau und Gandhidam.” Dort lag das Epizentrum des fürchterlichen Erdbebens vom 26. Januar 2001. 67 Dörfer im Gujarat seien vom Beben zerstört, schrieb Sister Meena: “Diese Gebiete sind Friedhöfe für viele menschliche Leichname. Die Überlebenden sind schwer traumatisiert und stehen unter Schock. Besonders die Harijans, die der niedrigsten Kaste angehören, werden ungerecht behandelt, da sie keine Hilfe von staatlicher Seite bekommen und die Hilfsmaterialien für andere verwendet werden.”

Dr. Margarete Brown (84), geborene Roggendorf, die selbst zehn Jahre in Indien wirkte und mit dem obersten Kolonialrichter von Bombay, Oscar Henry Brown, verheiratet war, hielt zu der Zeit noch in der Arembergstraße von Mechernich die Fäden zur weltweit verstreuten Familie Roggendorf und den früheren Wirkungsstätten ihrer Geschwister zusammen. Sie hat 2001 umgehend nach Erhalt des Hilfeersuchens der “Helpers of Mary” zu Spenden auf das Konto der Mechernicher Pfarre St. Johannes Baptist aufgerufen.
Der Hilferuf aus Indien blieb in der Eifel nicht ungehört. “Liebe Freunde”, schrieb Sister Indumati, die Generaloberin der indischen Ordensgemeinschaft “Society of the Helpers of Mary” einige Wochen später an die Leser des “Kölner Stadt-Anzeiger”, der den Aufruf auf Bitten von Dr. Margarethe Brown und der Mechernicher Basargruppe verbreitet hatte. Auf diese Veröffentlichung hin waren 4000 Mark für die Hilfsaktion der “Marys” im Erdbebengebiet zusammengekommen: “May God bless each one of you für your generosity” (= “Möge Gott jeden von Ihnen für Ihre Großzügigkeit segnen”) hieß es in dem am 21. Juli 2001 im “Kölner Stadt-Anzeiger” veröffentlichten Brief.

Das Geld, das auf das Konto der Mechernicher Pfarre St. Johannes Baptist eingezahlt worden war, wurde für die unmittelbare Lebenshilfe von Erdbebenopfern im Distrikt Kutch verwendet. Dort gingen die Schwestern, wie die Generaloberin schrieb, zur der Zeit daran, 60 Hütten für die Opfer zu bauen: “Sie werden noch lange auf unsere Hilfe angewiesen sein.”

Wie Dr. Margarethe Brown, in Mechernich lebende Schwester von Ordensgründerin Anna Huberta, damals berichtete, kamen viele Einzelspenden zusammen, aber auch beispielsweise die Geburtstagsgabe einer 80-jährigen Frau in Höhe von 1000 Mark. Margarethe Brown hatte selbst zehn Jahre in Indien gearbeitet, unter anderem mit der heutigen Generaloberin Indumati zusammen in der Verwaltung des von Anna Huberta begründeten Kinderdorfs Andheri vor den Toren Bombays.

Unterprivilegierte und Waisen, besonders Mädchen und junge Frauen, sind die eigentliche Klientel der “Society of the Helpers of Mary”. Aus den unteren Kasten stammen auch die meisten der 500 Schwestern selbst. Viele wurden als Babys in die Findelkind-Krippen des Ordens gelegt und bekamen bei den “Marys” Nahrung, Obdach und eine ordentliche Ausbildung. “Heute”, erklärte Margarethe Brown seinerzeit im Interview mi5t Manfred Lang stolz, “gibt es schon Akademikerinnen unter ihnen.”
Den Anstoß zur Ordensgründung gaben die zu jungen Frauen herangewachsenen Inderinnen bereits vor dem Zweiten Weltkrieg selbst. Margarete Brown: “Anna-Huberta ist zeitlebens im Orden der Töchter vom Heiligen Kreuz geblieben. Sie hat aber die jungen indischen Schwestern betreut, die ihr beim Programm der Hilfe zur Selbsthilfe in den Slums nacheifern wollten.” Heute verfügen die “Marys” selbst über zahlreiche Kinder- und Waisenheime, Kranken- und Leprastationen sowie ambulante Hilfs- und Ausbildungszentren. Der erst 1984 vom Vatikan offiziell bestätigte Orden hat heute in Indien 48 Niederlassungen.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

31.10.2008