„Hier trifft sich die Eifeler Literaturszene“
Festival „Lit.Eifel“ präsentierte im zweiten Jahr die „Eifeler Buchmesse“ im Nettersheimer Naturzentrum – 20 Verlage und 24 Autoren präsentierten sich – Noch mehr Publikum als zur Premiere im vergangenen Jahr – Messe entwickelt sich zum Publikumsmagneten und zur Kontaktbörse – Spezielle Events sollen Kinder und Jugendliche zum Schreiben bringen
Nettersheim/Eifel – Wie die großen Vorbilder in Leipzig oder Frankfurt schickte sich auch die zweite Eifeler Buchmesse am Wochenende in Nettersheim an, das Interesse der Verlage wie der Autoren und der Leser in hohem Maß auf sich zu lenken.
Das Angebot war im Vergleich zur Premiere im Nettersheimer Naturzentrum vor einem Jahr nicht unbedingt gewachsen, aber die Nachfrage umso mehr. An beiden Tagen herrschte starker und kontinuierlicher Publikumsandrang.
Und zwar sowohl an den Ständen der Verlage als auch bei Einzelveranstaltungen und Autorenlesungen. Die Leute lauschten und schmökerten nach Herzenslust und machten selbst bei Workshops mit. Auch für Kinder und Jugendliche gab es spezielle Events.
Eifelliteratur voll im Trend
Literatur in der Eifel liegt voll im Trend, wie auch das junge Literaturfestival „Lit.Eifel“ mit allein 40 Lesungen und Veranstaltungen in diesem Bücherherbst zeigt. Die Nettersheimer Buchmesse ist Teil der „Lit.Eifel“. Die Monschauer Bürgermeisterin und „Lit.Eifel“-Mitorganisatorin Margareta Ritter sagte angesichts des Andrangs bei der zweiten Auflage der Eifeler Buchmesse: „Es ist schon so, dass sich hier die Eifeler Literaturszene trifft!“
Die Mischung der Verlage war wohl ein Teilgeheimnis des Erfolgs. Bekannte wie junge Häuser boten dem Publikum ein abwechslungsreiches Programm. Das gleiche galt für die Autoren. Da war der historische Eifelkrimi ebenso vertreten wie Lyrik, Fantasy und Science Fiction. Mit Ralf Kramp, Manni Lang und Hubert vom Venn wurden gleich drei ausgesprochene Publikumslieblinge aufgeboten.
Letzterer war am Samstag ganz in seinem Element. „Wissen Sie warum ich mit Weihnachten nichts anfangen kann?“, lautete seine Eingangsfrage, auf die er zur Antwort urkomische Situationen vom Weihnachtsmarkt zum Besten gab. So entstand eine Mischung aus Lesung und Comedy, die rasch zu Lachanfällen von Hubert vom Venns Zuhörern führten.
Die Liste der gebotenen Lesungen an den zwei Tagen war lang, die Auswahl in den Genres groß: So las Kerstin Werner herzliche Kurzgeschichten, Hans Astor Passagen aus seinem historischen Eifelkrimi oder Thomas Michalsky aus seinem Fantasyroman „Verfluchte Eifel“.
Die Autorin Judith Vogt war bereits zum zweiten Mal zur Nettersheimer Buchmesse angereist. „Ich fand die Buchmesse gelungen, sehr an den Autoren und Lesern orientiert, mit einem schönen Rahmenprogramm, quasi als Krönung der »Lit.Eifel«-Literaturveranstaltungsreihe“, lobte die Autorin die Veranstalter.
Roman aus keltischer Zeit
Judith Vogt las aus dem historischen Fortsetzungsroman „Verbranntes Land“, der zur Zeit der keltischen Eburonen handelt. Auch Teil zwei „spiele“ an Orten in der Eifel, etwa in keltischen Siedlungen bei Kommern und Kreuzweingarten.
„Auch in diesem Jahr sind wieder alle 20 Eifeler Verlage aus dem Vorjahr mit dabei“, freute sich „Lit.Eifel“-Organisator Joachim Starke. Die Verlage präsentierten interessante Nachschlagewerke, spezielle Reiseführer für die Eifel und auch wundervoll illustrierte Kinderbücher.
An einem Stand konnten die Besucher sogar exklusiv in ein ganz besonderes Manuskript gucken: Der Ammianus-Verlag zeigte erstmals die Roh-Fassung eines neuen Krimis, einem Mitmachkrimi zum Archäologischen Landschaftspark. Er soll im Frühjahr 2015 vorgestellt werden und den Titel tragen „Der Frevel auf dem Tempelberg“.
Zudem präsentierte so mancher Autor im Selbstverlag sein Werk, wie etwa Edwin Kreitz aus Hillesheim. Rita Rosen stellte ihr Büchlein „Eefeljold“ mit Haikus in Nordeifeler Mundart vor.
Immer mehr wolle die Gemeinde auch Kinder und Jugendliche an das Schreiben heranführen, erläuterte Bürgermeister Wilfried Pracht, nach dem er die Eifeler Buchmesse im Rahmen und im Namen der „Lit.Eifel“ eröffnet hatte.
Bereits 2008 wurde dazu die Nettersheimer Literaturwerkstatt ins Leben gerufen, deren Leiter Georg Miesen (52) und Andreas Züll (30) mit ihrer unterhaltsamen Lesung auf der Buchmesse erstmals Kostproben ihrer vielfältigen Arbeiten gaben.
Jungautorin Jana Esser las vor
Ein „Pflänzchen“ ihrer Schaffenskraft hatte das Duo in die Mitte genommen. Es war die sechszehnjährige Jana Esser aus Nettersheim. Die Jungautorin unterhielt mit Auszügen aus einem gefühlvollen und poetischen Roman.
Mit dem Kopf im Vierfüßler-Stand nach unten auf die Erde blickend lesen, konnten die Kinder bei einem Workshop von Meike Jürgensen. Die gelernte Lerntherapeutin aus Blankenheim erläuterte: „Das sind Übungen, um die Konzentrationsfähigkeit der Kinder beim Lesen zu fördern.“
Schon bei der Eröffnung der Messe am Samstagmittag zeigte sich Bürgermeister Wilfried Pracht voll des Lobes und versprach: „Ich habe schon bei der ersten Literaturmesse festgehalten, dass es bestimmt eine zweite geben wird. Und schon heute kann ich sagen: Es wird definitiv eine dritte geben.“ Der Erfolg der Messe spreche für sich. Das Bewusstsein für Kultur und Literatur in der Eifel sei deutlich gewachsen. Das lasse sich auch an gesteigerten Besucherzahlen der Lit.Eifel-Lesereihe ablesen.
Journalisten bezeichneten die Eifeler Buchmesse in Zeitungsberichten als „Mekka der Eifeler Buchszene“. Während der Samstag noch etwas ruhiger verlaufen sei, habe am Sonntag vor allem das Kinderprogramm die Besucher regelrecht angelockt.
„Kinder zum Lesen und Schreiben animieren”
Marietta Thien vom Velbrück-Verlag Weilerswist erklärte, die Eifeler Buchmesse habe auch als Kontaktbörse eine Bedeutung: „Im vergangenen Jahr habe ich hier eine Layouterin getroffen, die mir jetzt einen Band gesetzt hat“. Und nun habe sie Christoph Leuchter kennengelernt, der mit seinem Mitmusiker Harald Claßen das Bühnenprogramm eröffnete, in dem insgesamt 24 Autoren in Aktion traten.
Ein Anziehungspunkt war das Kinderprogramm, das am Sonntagnachmittag angeboten wurde. Im Obergeschoss gab es das Figurentheater „Ritter Rost“ von Patricia Prawitt. Anschließend brachten Claudia Satory-Jansen mit einer szenischen Lesung sowie Sonja Kaboth und Markus Dohmen die Kinder zum Staunen. „Das eigentliche Anliegen ist, die Kinder zum Lesen und auch zum Schreiben zu animieren“, sagte Jochen Starke.
pp/Agentur ProfiPress