Grüne Häuser und lebende Klassenzimmer
Grüne Häuser und lebende Klassenzimmer
Freilichtmuseum Kommern baut Weidenrutenhäuser
KOMMERN. Die Arbeiten an einem neuartigen Spielplatz im Rheinischen Freilichtmuseum Kommern sind in vollem Gange. Bauhistoriker Dr. Carsten Vorwig (38) hat sich auch etwas Besonderes einfallen lassen. Das Team um Günter Wessels (57) vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) in Krefeld-Viersen hat zusammen mit Museumsmitarbeitern die ersten Gebäude errichtet – und zwar aus großen Weidenästen.
Drei Wigwams und ein Mehrzweckraum in Klassenzimmergröße wurden mit etwa 160 Stangen aus dem umweltfreundlichen Material aufgebaut. “Im Grunde sind die Weidenstangen ein Abfallprodukt aus der Baumpflege, das sonst geschreddert würde”, erklärt Günter Wessels, Diplom-Ingenieur für Landespflege und hauptberuflicher NABU-Mitarbeiter.
Stattdessen wurden besonders schöne Exemplare auf dem Areal gleich hinter der Eingangshalle des Museums in die Erde gesteckt. Mit Kokosseilen und Korbweidenzweigen werden die einzelnen Äste von der gemischten Arbeitsgruppe aus NABU- und Freilichtmuseums-Mitarbeitern zu den Spielhäusern verbunden. “Nun braucht es nur noch regelmäßig Wasser und etwas Zeit”, so Wessels, “dann tut die Natur ihr Übriges. Die Weidenstangen wachsen an und treiben aus. Dadurch entsteht ein lebendes, grünes Haus.”
Auch wenn Günter Wessels schon öfter solche Häuser gebaut hat, ist die Arbeit im Freilichtmuseum für ihn etwas Besonderes. “Weidenrutenhäuser in dieser Größe wie das Klassenzimmer baue ich eher selten”, stellt er sichtlich stolz fest. Außerdem hat er eine herzliche Beziehung zur Eifel: Wessels ist in Steinfeld im Internat gewesen und besucht den Landstrich und auch das Freilichtmuseum seither regelmäßig.
Da die Weiden schnell wachsen, soll bereits im Mai einiges vom neuen Grün der Hütten zu sehen sein. “Das große Haus wird auch für Schulklassen als ungewöhnlicher Unterrichtsraum zur Verfügung stehen”, erklärt Dr. Vorwig. Das ist aber nur der erste Schritt zu ein- em neuartigen Spielplatz auf dem Gelände des Museums.
“Geplant sind weitere Spielhäuser. Sie sollen den historischen Gebäuden auf dem Museumsgelände nachempfunden werden, nur eben im Kleinformat”, erzählt der Bauhistoriker. So soll es eine kleine Fachwerk-Kirche geben, durch deren Turm die Kinder hochklettern und dann durch das Langhaus wieder herunterrutschen können. Auch die gewohnten Spielgeräte wie Schaukel oder Wippe dürfen nicht fehlen.
Ein Teil des Spielplatzes soll barrierefrei gestaltet werden. “Wir bauen zum Beispiel ein Karussell auf, in das man auch mit einem Rollstuhl hinein fahren kann. Ein Haltebügel sichert die Kinder – und schon kann es rund gehen”, so Vorwig zu seinen nicht alltäglichen Plänen.
Viele Eltern hätten nach einem Spielplatz gefragt. Mit neuen Ideen kommt man dieser Bitte im Freilichtmuseum nach. Während des Aufbaus der Weidenrutenhäuser kamen schon mehrere neugierige Besucher zur Baustelle. “Den Kindern hat es im Rohzustand gut gefallen, sie wären am liebsten gleich durch die Hütten getobt”, erklärten Wessels und Vorwig. (pp)
Manfred Lang
30.03.2007