Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

Allgemein

Grandseigneur der Nordeifel ist 90

Prominente Gratulantenschar feiert mit Ex-Amtsdirektor und Mundartrezitator Werner Rosen

Drei aus einem „Beritt“, dem Schleidener Tal, bei Werner Rosens 90. Geburtstag heute Mittag (v.l.): Hellenthals Bürgermeister Rudolf Westerburg, das Geburtstagskind und Ex-Amtsdirektor Rosen sowie Schleidens Altbürgermeister Alois Sommer. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Schleiden/Hellenthal – Das Eifler Urgestein Werner Rosen feierte heute seinen 90. Geburtstag. Dabei stellte sich alles ein, was ehedem im Kreis Schleiden und im Kreis Euskirchen Rang und Namen hatte. Von „A“ wie Max Adenauer bis „Z“ wie Robert Zawada.

Unter anderem wurden die Altbürgermeister Dr. Armin Haas (Hellenthal) und Alois Sommer (Schleiden) gesichtet sowie Euskirchens Ex-Stadtdirektor Dr. Heinrich Blaß. Auch aktuelle Größen wie Landrat Günter Rosenke und die Bürgermeister Rudolf Westerburg (Hellenthal), Udo Meister (Schleiden) und Herbert Radermacher (Kall) gaben sich in Rosens Privathaus am Schleidener „Hähnchen“ die Klinke in die Hand.

Die Kinder des Vertrauten von Kreisdirektor Dr. Felix Gerhardus und späteren Ex-Amtsdirektors von Hellenthal waren ebenso vertreten wie sein jüngster Bruder Paul Rosen und Freund Michael Hamacher, die im Verein mit Rosens Mundart-Kollege Manfred Lang Anekdoten und Bonmots aus dem Leben des Tausendsassa präsentierten.

Anekdoten und ein Ständchen vom Landrat

Zur Unterhaltung der zahlreichen Geburtstagsgäste trugen auch Landrat Günter Rosenke und sein Assistent Werner Krebs bei, die Gitarre und „Quetschböggel“ mitgebracht hatten, um dem frischgebackenen 90-Jährigen ein Ständchen darzubringen.

Bereits im Vorfeld der Geburtstagsfeierlichkeiten hatten die beiden großen Kölner Tageszeitungen, die auch in der Eifel erscheinen, Laudationes über Werner Rosen veröffentlicht. Der am 27. September 1923 in der Schleidener „Hühnergasse“ geborene Werner Rosen ist der älteste der drei alle bekannt gewordenen Rosen-Brüder. Bruder Helmut war Amtsdirektor von Hergarten und später Stadtdirektor in Mechernich, Paul Rosen Sparkassendirektor in Aachen.

Werner Rosen wirkte 23 Jahre in der Kreisverwaltung Schleiden, ehe er für weitere 20 Jahre Amts- und später Gemeindedirektor der Gemeinde Hellenthal wurde. Er hat von der Weimarer Republik über die nationalsozialistische Diktatur bis hin zur wiedervereinigten Bundesrepublik Deutschland so ziemlich alles mitbekommen, was Geschichte machte.

„Rosen gilt als das lebende Gedächtnis des Schleidener Raums. Wenn er etwas nicht weiß, findet er die Antwort in seinem ausschließlich mit Regionalliteratur überfülltem Büro,“ schreibt der Redakteur Franz-Albert Heinen im „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Ramona Hammes, die federführende Redakteurin der Eifelausgabe der „Kölnischen Rundschau“, ließ Werner Rosen im Gespräch mit Hellenthaler Jugendlichen zusammentreffen. Da erzählte das Eifeler Urgestein von seiner Jugendzeit und dem Zweiten Weltkrieg in der Eifel, während dessen Endphase er und der Rest der Kreisverwaltung Schleiden im Kloster Steinfeld evakuiert waren.

„Arzt wäre ich auch gerne geworden“, berichtete Rosen dabei: „Doch daran war damals für einen Jungen aus ärmlichen Elternhaus nicht zu denken.“ Gleichwohl trat er 1943 dem Roten Kreuz bei, was für ihn bis heute eine Herzensangelegenheit sei, wie die „Kölnische Rundschau“ schreibt.

Schon mit 14 Jahren fing Werner Rosen im öffentlichen Dienst an. Dazu  brauchte er damals „gutes Zeugnis, Arier-Nachweis, Partei- beziehungsweise Hitlerjugend-Mitgliedschaft“, wie er den Jugendlichen und Ramona Hammes erzählte. Im öffentlichen Dienst arbeitete sich Rosen hoch.

Mit Schokolade Menschen eine Freude machen

„Als einer von ganz wenigen ging er als Nicht-Parteimitglied nach 1945 unbeschadet aus der Entnazifizierung der Kreisverwaltung hervor und gestaltete in der Folge den Wiederaufbau sowohl mit geistig-moralischer Kompetenz als auch im Wortsinne mit“, schreibt F.A. Heinen: „Als Leiter des Kreiswirtschaftsamtes hatte er zunächst den Mangel zu verteilen, als Gemeindedirektor in Hellenthal legte er bis zur Frühpension wesentliche Grundsteine des  Aufbaus.“

Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ weiter berichtet, hat Werner Rosen immer ein Präsent für Gäste da: Schokolade in allen Ausführungen. Diese nette Geste hat eine traurige Geschichte, die ebenfalls aus dem Zweiten Weltkrieg stammt. Im Winter 1944 lag die Mutter Rosens sterbenskrank da und hungerte förmlich nach einem Stück Schokolade. Heinen: „Rosen konnte ihr den Wunsch nicht erfüllen und hat seitdem immer feine Schokolade da, die er gerne an seine Mitmenschen verschenkt.“

Als Hellenthaler Amtsdirektor kam Werner Rosen auch eine bedeutende Rolle bei der Annäherung an Belgien zu. „Als die seit 1950 unter belgische Sequesterverwaltung gestellten Bürger Losheims über ihre Zugehörigkeit zu Deutschland oder Belgien abstimmen sollten, fuhr Rosen unter Bruch aller Devisenbestimmungen mit einem Koffer voller Geld im Auftrag des Regierungspräsidenten nach Belgien. Dort wurde das nun auf belgischem Gebiet gelegene Land der Losheimer Bauern versteigert. Rosen bot mit und ersteigerte die Losheimer Ländereien für die Bauern. Prompt votierten die Losheimer bei der Abstimmung für Deutschland“, zitiert F.A. Heinen aus einem Gespräch mit Werner Rosen.

Seine Nichte Astrid Nestler schrieb für die „Agentur ProfiPress“ folgendes über ihren Onkel Werner Rosen nieder: „Geboren am 27.09.1923 in Schleiden als erstes Kind der Eheleute Josef Rosen und Katharina geb. Schaefer, in der Hühnerstraße (Höhnergasse), später Sleidanusstraße Nr. 6, ist Werner Rosen der erste in der Familie Rosen, der ein solch hohes Alter erreicht.

Dabei hat Werner Rosen bereits vor zwölf Jahren seine Frau durch Tod verloren und lebt alleine in seinem großzügigen Domizil in dem Stadtteil „Auf dem Hähnchen“ in Schleiden. Seine Kinder Gaby, Manfred und Karin stehen dem Vater zur Seite und kümmern sich auch um seinen Lebensalltag.

Nach dem Schulbesuch machte er eine Lehre bei der Kreisverwaltung in Schleiden, kam in die Beamtenlaufbahn und wurde zum Amtmann im Hauptamt berufen. Werner Rosen war unter Oberkreisdirektor Dr. Gerhardus einer der einflussreichsten Mitarbeiter in der Kreisverwaltung und ein Vertrauter des Verwaltungschefs.

Nach dem altersbedingten Ausscheiden von OKD Dr. Gerhardus wurde Werner Rosen zum Amts- und Gemeindedirektor in Hellenthal berufen und verbrachte dort eine 20jährige erfolgreiche Berufszeit, in der er die Entwicklung im Hellenthaler Raum auf vielen Gebieten gefördert hat.

Verkörperung des freundlichen Zeitgenossen

In der 80er Jahren wurde Werner Rosen pensioniert, so dass er mit dem diesjährigen Geburtstag eine 30jährige Pensionszeit vollenden kann. Er ist sehr heimatverbunden, pflegt die heimatliche Tradition und hat echte  Heimatliebe. Werner Rosen hat ein großes Netzwerk zu Freunden und gleichgesinnten Menschen aufgebaut. Er ist als „Schleidener“ geboren und ein Leben lang „Schleidener“ geblieben. Er war also stets ortsgebunden. Er ist seinem Wesen nach ein aufrichtiger, hilfsbereiter aber auch selbstbewusster Mensch im Altkreis Schleiden und im Kreis Euskirchen und darüber hinaus ist er eine sehr bekannte Persönlichkeit.

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ bezeichnete ihn einmal als „die Verkörperung des liebenswürdigen und zu jedermann überaus freundlichen Zeitgenossen.“ Er wird als Grandseigneur unter den Eifler Erzählern und aufmerksamer Zeitzeuge beschrieben.  Auch in seinem hohen Alter ist er immer für Jedermann ansprechbar. Sein Zuhause zeigt in Bildern und Büchern eine große Liebe zur Eifel, die ihn immer noch dazu bringt, Antiquitäten zu erwerben. Werner Rosen ist auch in Wort und Schrift mit Artikeln zur Eifel bekannt geworden. Mundartbonmots und Eifler Verzällchen gibt  er immer noch zum Besten, zum Beispiel am 6. Oktober 2013 im „Erzählcafé“ bei Kaffee und Kuchen.
Beginn: 15 Uhr
Eintritt: frei.“

Felix Lang/pp/Agentur ProfiPress