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Gemeindefeuerwehr probt den Ernstfall

Kaller Gemeindefeuerwehr um Wehrführer Gemeindebrandinspektor Harald Heinen hat neues Übungssystem entwickelt – „Einsatz“ mit großen Fahrzeugen in unwegsamem Gelände – Ernstfall in verschiedenen Szenarien simuliert – Schulung zu alternativen Antriebsmitteln bei Fahrzeugen

Kall – Einen zwölfstündigen Übungstag absolvierten die Mitglieder der Gemeindefeuerwehr Kall im Zuge einer Stationsausbildung im Gemeindegebiet. An vier verschiedenen Orten in Sötenich, Wahlen und Kall mussten die in Gruppen aufgeteilten Übungsteilnehmer diverse Aufgaben bewältigen, mit denen sie im ehrenamtlichen Einsatzgeschehen jederzeit konfrontiert werden können. Die Stationsausbildung war der zweite Teil eines neuen Gesamtkonzeptes, das der Leiter der Gemeindefeuerwehr, Gemeindebrandinspektor (GBI) Harald Heinen, in diesem Jahr erstmals in Kall als Versuch gestartet hatte. Bisher hatte die Gemeindewehr jährlich einen zweitägigen Motmarsch, also eine Fahrt im geschlossenen Verband, mit dem primären Ziel der Kraftfahrer-Weiterbildung veranstaltet. Das war jedoch für die Wehr mit einem großen logistischen Aufwand und für die Gemeinde mit erheblichen Kraftstoffkosten für die bis zu zehn eingesetzten Feuerwehrfahrzeuge verbunden.

Mit Hilfe einer Mannschutzbrause schützt sich dieser Feuerwehrmann bei der Übung vor eventuell austretenden giftigen Dämpfen. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress
Mit Hilfe einer Mannschutzbrause schützt sich dieser Feuerwehrmann bei der Übung vor eventuell austretenden giftigen Dämpfen. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Um die Freizeit der Feuerwehrmitglieder am Wochenende weniger in Anspruch nehmen zu müssen und auch den Feuerwehr-Etat der Gemeinde stärker zu entlasten, entwarfen GBI Harald Heinen und dessen Stellvertreter GBI Andreas Lang gemeinsam mit den Löschzug- und -gruppenführern Frank Dreßen aus Kall, Franz Josef Becker aus Sistig und Manfred Frontzeck Wahlen das Konzept des zweiteiligen Motmarsch-Ersatzes.

Der erste Übungsteil, den die Gemeindewehr im Mai auf dem Truppenübungsplatz der Schavener Heide absolviert hatte, diente vorrangig den Inhabern der Fahrerlaubnis-Klassen C und CE, also der Fahrern der großen Einsatzfahrzeuge. Bevor die Einheiten sich vom Gerätehaus in Kall in Richtung Schavener Heide aufmachten, hatte Bürgermeister Herbert Radermacher ihnen noch ein zünftiges Fleischwurst-Frühstück kredenzt. Einen ganzen Samstag waren die Wehren danach im unwegsamen Gelände unterwegs gewesen, um die Tücken von tiefen Wasserstellen oder die Gefahren von matschigen Waldwegen mit tiefen Fahrspuren zu erkennen und zu bewältigen. Mit Gerätewagen und Feldkochherd war auch die Küchencrew des Löschzugs Kall in der Schavener Heide mit im Übungseinsatz. Vor Ort wurden Frühstück und Mittagessen zubereitet, so dass die Übungsteilnehmer in den Pausen am Waldrand gedeckte Tische vor fanden. Für die Abschlussrunde im Anschluss an die Reinigung der verschmutzten Fahrzeuge hatten die Löschzug-Köche dann am Abend im Gerätehaus den Grill in Stellung gebracht.

Am Kaller Gerätehaus wurde an einem Gastank ein ABC-Unfall dargestellt. Laut Einsatzauftrag galt es festzustellen, um welchen austretenden Stoff es sich handelt, die Menschen zu retten und das Leck abzudichten. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress
Am Kaller Gerätehaus wurde an einem Gastank ein ABC-Unfall dargestellt. Laut Einsatzauftrag galt es festzustellen, um welchen austretenden Stoff es sich handelt, die Menschen zu retten und das Leck abzudichten. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Für den zweiten Ausbildungsteil Ende August hatten die jeweiligen Löschgruppen Szenarien vorbereitet, die von den Übungsteilnehmern abgearbeitet werden mussten. In der ehemaligen Wahlener Schule galt es einen „Wohnungsbrand“ nach der „FWDV 3“ (Feuerwehr-Dienstvorschrift 3) abzuarbeiten. Es musste eine längere Versorgungsleitung zum Brandort verlegt werden, beim Innenangriff im Dachgeschoss des Gebäudes mussten die Wehrmitglieder unter Atemschutz arbeiten.

Auf dem Truppenübungsplatz Schavener Heide absolvierte die Kaller Gemeindewehr eine ganztätige Aus- und Weiterbildung ihrer Einsatzfahrer. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress
Auf dem Truppenübungsplatz Schavener Heide absolvierte die Kaller Gemeindewehr eine ganztätige Aus- und Weiterbildung ihrer Einsatzfahrer. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

„Retten aus Tiefen“ lautete die Übungsaufgabe in Sötenich. Aus einem unterirdischen Betriebsraum mussten Personen aus über eine enge Wendeltreppe und durch einen Zugangsschacht gerettet werden. „Aufgrund eines tödliches Silounfalles im Januar dieses Jahres ergab sich für uns die Notwendigkeit das Retten aus Tiefen zu üben“, berichtete Wehr-Chef Harald Heinen. Das Abseilen der Retter in den Schacht erfolgte mit Hilfe eines über der Öffnung platzierten Dreibeines, die Rettung der verunglückten Person über die Wendeltreppe geschah mit Hilfe einer so genannten Schleifkorbtrage.

Bei der Übungsaufgabe einer Tiefenrettung wird der „Patient“ mit Hilfe einer Schleifkorbtrage über eine Wendeltreppe gerettet Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress
Bei der Übungsaufgabe einer Tiefenrettung wird der „Patient“ mit Hilfe einer Schleifkorbtrage über eine Wendeltreppe gerettet Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Auf dem Platz nahe dem Feuerwehrgerätehaus wurde ein ABC-Unfall dargestellt, bei dem es unter anderem um die Menschenrettung ging. Simuliert wurde ein Leck an einem großen Außentank. Einsatzauftrag waren die Feststellung, um welchen Stoff es sich handelt, die Menschenrettung und das Abdichten des Lecks. Bei all diesen Aufgaben arbeiteten die Übungsteilnehmer unter Atemschutz oder mit Vollschutzanzügen ausgerüstet.

Dem neuen Thema „alternative Antriebe“, dem sich die Feuerwehren bei ihren Einsätzen stellen müssen, widmete sich Wehrleiter Harald Heinen im Kaller Feuerwehrgerätehaus persönlich. Denn zu den herkömmlichen Antriebsarten wie Benzin und Diesel hat sich seit Jahren schon der Gasantrieb als „bivalenter Antrieb“ etabliert. Heinen: „Hier wird neben dem werkseitig verbauten Kraftstofftank zusätzlich ein Gastank im oder unter dem Fahrzeug verbaut.“ Eine untergeordnete Rolle im Bereich der Pkw spiele Wasserstoff, hier gebe es fast nur Werks-Versuchsfahrzeuge. Die Schwierigkeit für die Feuerwehr im Einsatzfall sei das Erkennen solcher Fahrzeuge und die damit zusätzlich vorhandenen Gefahren. Nach einer theoretischen Einweisung zeigte Heinen anhand von Fahrzeugen mit Gas- und Elektro-Antrieb die Merkmale auf, an denen diese zu erkennen sind. Heinen: „Die Unterweisung soll die Feuerwehrangehörigen sensibilisieren, an Einsatzstellen nach Verkehrsunfällen mit allen Sinnen hören, sehen und riechen um eine Lagefeststellung durchzuführen.“

Am Motor eines Hochvolt-Elektrofahrzeuges zeigte der Wehrleiter, Gemeindebrandinspektor  Harald Heinen, den Übungsteilnehmern die spannungsführenden Bauteile auf. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress
Am Motor eines Hochvolt-Elektrofahrzeuges zeigte der Wehrleiter, Gemeindebrandinspektor Harald Heinen, den Übungsteilnehmern die spannungsführenden Bauteile auf. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Zunehmend gebe es im hiesigen Bereich auch Elektrofahrzeuge mit „Hochvolt-Anlagen“, bei denen Spannungen bis 300 Volt möglich seien. An einem solchen „Hochvolt-Fahrzeug“ zeigte Heinen den Übungsteilnehmern die spannungsführenden Bauteile und die Lösungsmöglichkeiten bei der technischen Hilfe und der Brandbekämpfung auf. „Die spannungsführenden Leitungen im Elektroantrieb sind alle in Orange gekennzeichnet“, klärte Heinen auf.

pp/Agentur ProfiPress