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“Geführt am langen Arm des Herrn”

“Geführt am langen Arm des Herrn”
Auch Eifeler und Mechernicher Kirchenvertreter waren Samstag bei der Diakonenweihe im Hohen Dom zu Aachen – Urkirchliches Amt wurde vor mehr als 40 Jahren vom Zweiten Vatikanischen Konzil wiederbelebt
Auch in der Stadt Mechernich gibt es eine ganze Reihe Ständiger Diakone, sowohl hauptamtliche Bestellte in der zum Erzbistum Köln gehörenden nördlichen Stadthälfte als auch Ständige Diakone mit Zivilberuf auf der Aachener Seite. Und da gibt es noch den Diakon Sascha Schmitz aus Harzheim, der 2012 im Hohen Dom zu Aachen zum Priester geweiht werden soll.
Der Ständige Diakonat, den auf der zum Bistum Aachen gehörenden Stadtseite Bernd Jackels, Michael Ruland und Manfred Lang ausüben, ist ein urchristliches Amt, das aber fast 1000 Jahre lang aus der Kirche verschwunden war. Es wurde vom Zweiten Vatikanischen Konzil wieder belebt. Im Hohen Dom zu Aachen wird kommenden Samstag, 2. Juli, der ersten Weihe Ständiger Diakone vor 40 Jahren gedacht.
Vergangenen Samstag war Diakonenweihe in Aachen. Weihbischof Dr. Johannes Bündgens, der früher selbst jahrelang Spiritual der Ständigen Diakone war, legte vier Bewerbern die Hände auf. In seiner Predigt bedauerte Bündgens, der von 2003 bis 2006 Pfarrer in Mechernichs Nachbarstadt Heimbach war, dass 2011 das zweite Mal nach 2006 im Bistum Aachen kein Priester geweiht werden könne.
Umso mehr freue er sich über die neuen Ständigen Diakone. Es sei ein Signal für die Kirche, dass Menschen wie Stefan Knauf, Stephan Lütgemeier, Joachim Krampe und Raymund Schreinemacher sich auch in schwieriger Zeit so sehr vom Evangelium Jesu Christi begeistern lassen, dass sie Weihen und verbindliches Amt anstreben.
“Auch auf diese Weise erhört
Gott Gebete um geistliche Berufe”
Und das auch noch mit freudigem Gesicht und Herzen, wie es scheine, obwohl viele in der Kirche heute “müde, träge, abgekämpft, gezeichnet von der Vergeblichkeit kirchlichen Handelns in der globalisierten Gesellschaft” wirkten, so Bündgens. “Auch auf diese Weise erhört Gott unsere Gebete um geistliche Berufe”, erklärte der Weihbischof.
Ständige Diakone taufen, trauen und beerdigen. Sie spenden die Sakramentalien, segnen und begleiten Menschen an den Dreh- und Angelpunkten ihres Lebens. Sie sollen gerade auch denen beistehen, die sich am Rand oder außerhalb der christlichen Gemeinden befinden. Von den jetzt neugeweihten Diakonen gehen zwei in die Gefängnisseelsorge.
Ständige Diakone bleiben Diakone und werden nicht zu Priestern geweiht, für die der Diakonat für ein Jahr Durchgangsstation ist. Ständige Diakone sind in Beruf und Familie bewährte Männer (“Viri probati”), die sich über mehrere Jahre spirituell und theologisch auf die Weihe vorbereiten. Ständige Diakone im Bistum Aachen werden mehrheitlich nicht bei der Kirche angestellt, sondern ernähren sich und ihre Familien in ihren ursprünglichen Berufen.
Bischof Bündgens betonte, dass die Diakone gleichwohl Kleriker und Amtspersonen der Kirche seien, aber gleichzeitig “Zeichen der Gegenwart Christi mitten in der Gesellschaft”. Ständige Diakone seien “das sichtbarste Zeichen der konziliaren Erneuerung” durch das Zweite Vaticanum, das dieses urchristliche Amt, das fast 1000 Jahre aus der Kirchen verbannt war, wieder einführte. Ständige Diakone können, müssen aber nicht zölibatär leben.
Priester und Diakone an der
Seite von Weihbischof Bündgens
An dem feierlichen zweistündigen Weihe-Pontifikalamt nahmen am Samstag auch eine ganze Reihe Priester und Diakone aus der Aachener Bistumsregion Eifel teil. Auch der aus Hellenthal-Giescheid stammende Alt-Weihbischof Karl Reger nahm neben anderen Vertretern des Aachener Domkapitels an der ersten Weihehandlung des Weihbischofs Johannes Bündgens im Hohen Dom zu Aachen teil.
Weihbischof Bündgens wurde von Dr. Stefan Dückers, dem Bischöflichen Beauftragten für den Ständigen Diakonat, begleitet sowie von Georg Lauscher, dem Spiritual der angehenden Priester und der Ständigen Diakone im Bistum Aachen. Laischer war ehedem Kaplan in Mechernich, ehe er als so genannter “Arbeiterpriester” an den Niederrhein ging. Auch die früheren Mechernicher Kapläne Hans-Otto von Danwitz und Ralph Lennartz war am Samstag dabei.
Die Assistenz bis zur Weihe lag bei den Ständigen Diakonen Achim Jaskulski, der auch Ausbildungsleiter der Ständigen Diakone im Bistum Aachen ist, und bei Josef Finke, dem amtierenden Vorsitzenden des Sprecherrates der Ständigen Diakone im Bistum Aachen.
Der Weihespruch der neuen Ständigen Diakone lautete “Dient dem Herrn mit Freude!” (Psalm 100). Weihbischof Dr. Johannes Bündgens griff ihn in seiner Predigt auf: “Man könnte verzagen und erschauern angesichts eines Auftrags mit so schlechten Erfolgsprognosen in unserer säkularen Welt, in der digitalen Gesellschaft. Da macht es uns Mut, dass die vier ihren Dienst froh und zuversichtlich beginnen.”
“Viele haben sich verausgabt,
da tut Zuversicht gut”
“Viele Seelsorger haben sich leider in der Arbeit verausgabt und die Freude an ihrem Tun verloren”, bedauerte Bündgens: “Es tut uns allen gut, wenn wir schwungvolle und optimistische Worte von denen hören, die sich neu auf den Weg machen. Wir hören viele sorgenvolle, mahnende, warnende, skeptische, kritische Stimmen, die oft ein Stück Berechtigung haben mögen; zu selten und zu wenig hören wir Stimmen, die unser Vertrauen und unsere Zuversicht stärken, indem sie Zeugnis geben von dem, was uns trotz allem motiviert.”
Den Ständigen Diakonat gebe es jetzt in der Diözese Aachen seit 40 Jahren. Die ersten Jahrzehnte seien wichtig gewesen, um das neue Amt in der Ortskirche zu etablieren. Für die Zukunft zeichne sich eine größere Ausdifferenzierung des Diakonats ab, wie sie auch in der Zusammensetzung der vier Weihekandidaten von Samstag angedeutet sei, so der Bischof: “Zivilberufliche und hauptamtliche Diakone, verheiratete und unverheiratete Diakone, Diakone mit pastoraler, theologischer, spiritueller und diakonischer Kompetenz aus eigener Berufserfahrung.”
Es sei kein Zufall, dass zwei der vier neuen Ständigen Diakone ein neues Aufgabenfeld “auf einem so spezifischen und schwierigen Gebiet wie der Gefängnisseelsorge” finden werden. Bündgens: “Die Kirche darf sich auch in Krisenzeiten nicht auf die wohl situierte bürgerliche Mitte beschränken und in fromme Nischen zurückziehen. Die Diakone stehen dafür, dass das Evangelium Jesu und der Liebesdienst seiner Jünger bis an die äußersten Ränder von Bedürftigkeit und Verirrung gehen.”
Bündgens weiter: “Die Diakone handeln kraft ihrer Weihe amtlich im Namen der Kirche. Sie gehören zum Klerus unseres Bistums; zugleich stehen sie aber durch Ehe, Familie und zivilen Beruf erkennbarer als die Priester mitten im Volk Gottes und in der Gesellschaft. Es ist ihre Lebensform, Teil dieser Gesellschaft zu sein. Ihre Spiritualität ist eine der Gemeinschaft mit den Menschen. Der Diakon ist kraft seiner Weihe Zeichen der Gegenwart Christi. Er ist Zeichen der Kirche mitten in der Welt, auf der Suche nach der Gegenwart Christi, der uns vorangeht in der menschlichen Wirklichkeit.”
Freund Christi gestern,
heute und morgen
Bündgens meditierte predigend über eine alte kleine Ikone, die “Christus und Menas” zeigt, einen Freund und Jünger, um den Christus auf dieser Darstellung den Arm legt. Bündgens sagte zu dem in einem Nebensaal des Louvre versteckten Bildnis, es drücke die Ähnlichkeit und Freundschaft zwischen Christus und seinem Diener aus, damals wie heute, bei den ersten Jüngern wie bei den ganz aktuellen.
Bündgens: “Es ist ein Bild der Nähe und des Vertrauens; denn Christus legt dem, den er, das Wort Gottes mit dem dicken Buch, als Verkünder seines Wortes, also immerhin mit der eigenen Botschaft, dem dünnen Buch aussendet, die Hand um die Schulter. Anatomisch ist der Arm Christi etwas lang geraten; so wird die Eigenständigkeit dessen hervorgehoben, der in eigener Verantwortung, im Auftrag und mit dem Vertrauen des Herrn geht. Christus führt uns sozusagen an der langen Leine.”
Die Handauflegung bei der Weihehandlung bringe die Beauftragung und die Beschenkung mit dem Vertrauen Christi für die Fortsetzung seiner Sendung “an der langen Leine” zum Ausdruck. Der lange Arm Christi reiche durch seine Diener bis mitten hinein in unsere Gegenwart.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

28.06.2011