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Gedenktafel für jüdische Familie aus Kommern

Gedenktafel für jüdische Familie aus Kommern
Schüler der Mechernicher Hauptschule halten zusammen mit ihrer Lehrerin Gisela Freier Gedenken an Mechernicher Juden wach – Vertreter der Mechernicher Verwaltung nahmen am Dienstagmorgen an kleiner Feierstunde vor dem Geburtshaus von Emmy Kaufmann teil
Mechernich – “Diese Gedenktafel ist unser Geburtstagsgeschenk an die Kommerner Jüdin Emmy Golding, geborene Kaufmann. Sie wurde am 10. Mai 95 Jahre alt”, sagte Gisela Freier, Lehrerin an der Mechernicher Hauptschule. Zusammen mit ihrer Klasse 7c, dem Hauptschulleiter Heinz Wolfgarten, Dr. Hans-Peter Schick, Bürgermeister der Stadt Mechernich, sowie weiteren Vertretern der Mechernicher Verwaltung und Bürgern, stand sie am Dienstagmorgen vor dem Haus Kölner Straße 18 in Kommern, dem Geburtshaus von Emmy Kaufmann. Sie hatten sich versammelt, um dort eine Gedenktafel anzubringen.
Freier: “Es gibt viele unterschiedliche Arten des Erinnerns, Stolpersteine, Mahnmale, nachträglich gesetzte Grabsteine. Heute erinnern wir an Menschen, die es geschafft haben, dem Holocaust zu entfliehen.” Zusammen mit ihren Schülern wolle sie ein Zeichen setzen für ein anderes Deutschland, in dem auch Juden wieder angstfrei leben können. Nach ihren bisherigen Recherchen lebten vor der Nazizeit 29 jüdische Familien in Kommern.
Die Schüler verlasen abwechselnd Texte zur Geschichte des Geburtshauses von Emmy Kaufmann. Sie stellten sich vor, was das Haus alles gesehen habe: Die Geburt von Emmy und ihrer Schwester Gerda, wie Großvater Isaak Kaufmann sich täglich um 11 Uhr mit seinem Freund und Nachbarn “Schäng” Lambert auf der Bank vor dem Haus zu einem Plausch traf oder wie das Geschäft der Kaufmanns, eine Metzgerei, jeden Samstag zum Shabbat geschlossen wurde und die Familie zur Synagoge ging.
Das Haus habe jedoch auch gesehen, wie 1933 “Braunhemden” durch Kommern marschierten und das frisch angebrachte Schild vor der Metzgerei “Kauft nicht bei Juden” bewachten. Dennoch hätten viele Kommerner weiter dort eingekauft.
Das Haus habe auch gesehen, wie 1938 in der Pogromnacht sämtliche Fenster, Türen und Einrichtungsgegenstände zerstört wurden. Emmys Aussteuer wurde gestohlen, ihr Brautkleid in den Bleibach geworfen. Der Familie Kaufmann gelang es rechtzeitig, aus Nazideutschland zu fliehen und sich in den USA und England ein neues Leben aufzubauen. Emmy Golding wohnt immer noch in London.
Bürgermeister Schick merkte an, dass Gisela Freier bereits in der Hauptschule Satzvey zahlreiche Aktionen gegen das Vergessen der Kommerner Juden gestartet hat. “Diese Tradition führt sie mit ihren Schülern auch an der Hauptschule Mechernich fort und dehnt sie auf die Kernstadt aus: Im vergangenen Jahr organisierten sie die erste Stolpersteinaktion in Mechernich.” Mit diesen fortwährenden Aktivitäten und Groß-Projekten wie der Aufführung der “Carmina Burana” zeigten Schüler, Lehrer und Eltern, dass die Mechernicher Hauptschule alles andere als eine “Restschule” sei.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

05.06.2009