Für alle Opfer des „Dritten Reiches“
Rat der Stadt spricht sich einstimmig für den vorgelegten Widmungstext- und Gestaltungsentwurf aus – Erinnerungs-Stele soll am Dienstag, 9. November, feierlich enthüllt und eingeweiht werden
Mechernich – „Erinnert Euch“, lautet die Botschaft der Opfer-Stele, die mit einem Festakt am Dienstag, 9. November, dem Gedenktag der grausamen Pogromnacht, vor dem Mechernicher Rathaus enthüllt und eingeweiht werden soll.
Eindrücklich auch die Gestaltung des Monuments: Ein Fenster gewährt Lichtblicke in der sonst undurchlässigen, massiven Stahlwand. „Sozusagen ein Spalt der Hoffnung, der übrigbleibt“, sagte der Journalist und Diakon Manfred Lang bei der Vorstellung und Verabschiedung des herausgearbeiteten Entwurfs im Rat der Stadt.
Eine 2,60 Meter hohe Platte aus rostendem Stahl wird es werden. „Diese wird sich im Lauf der Zeit verändern und Patina ansetzen“, betonte er: „Wie eine Wand steht sie fest. Neben dem kleinen Stück Fenster zur Welt steht der Widmungstext für die Opfer.“
Minutiös und realistisch ist an den Formulierungen und Wörtern gefeilt worden. Vorschläge von Historikern, Verbesserungen, auch aus den Reihen der Fraktionen, sind eingeflossen und integriert. SPD-Ratsherr Beppo Wassong lobte: „Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten, die sehr intensiv und pietätvoll damit umgegangen sind.“
Journalist und Sachbuchautor Franz Albert Heinen, der frühere Redakteur beim „Kölner Stadtanzeiger“ und Verfasser der Dokumentation „Abgang durch Tod – Zwangsarbeit im Kreis Schleiden 1939 – 1945“, hatte das Projekt ins Rollen gebracht, das eine Sonderrolle einnimmt. Erstmals am Bleiberg und im Kreis Euskirchen wird mit dieser Stele vor dem Rathaus an ausnahmslos alle Opfer von Naziregime und Krieg erinnert.
„Starkes Bekenntnis“
Ein „starkes Bekenntnis“, das war auch dem Bürgermeister wichtig, der an der Entstehung der Denkmalsidee Franz Albert Heinens mitgewirkt hatte, ebenso wie Gisela Freier, die frühere Hauptschullehrerin, einige Historiker, der Mechernicher Heimatforscher Peter Lorenz Könen, als Koordinator fungierte der Mechernicher Autor und Diakon Manfred Lang.
Die Herstellung übernimmt der Hosteler Spezialmetallbetrieb Willi Müller. Am Entwurf für das Tafelrelief und die grafische Textgestaltung arbeiteten die Grafikerinnen Kathrin Wallraf und Anna von Laufenberg, die auch die Symbolik erklärt: „Die Stele zeigt im unteren Bereich ausgestanzte Stacheldraht-Elemente. Bei genauerem Hinschauen kann man erkennen, dass die Stacheln sich – je höher man schaut – zu stilisierten Tauben wandeln, was als Hoffnungs- und Friedenssymbol und vor allem als Versprechen an zukünftige Generationen in Mechernich verstanden werden kann.“
Der Beschluss im Rat erfolgte einstimmig. Das Vorhaben erinnert auch erstmals in der Eifel an die Zwangsarbeiter, die aus den besetzten Ländern im Osten, besonders Polen und der Sowjetunion, nach Deutschland verschleppt und hier versklavt wurden und vielfach ums Leben kamen. 2700 waren es im früheren Kreis Schleiden, 627 allein in jener Hälfte des Stadtgebiets Mechernich, die zu Schleiden gehörte.
Verstreut in Mechernich existieren bereits einige Gedenkstätten, die aber jeweils an bestimmte Opfergruppen erinnern, etwa Synagogengedenksteine und Stolpersteine. Nun werden sie an einem Ort vereint, an zentraler Stätte vor dem Rathaus.
Überlegt wurde auch ein Kreuz in der Stahlplatte oder dem Fenster einzubringen, letztlich dann aber doch genauso schnell verworfen. „Weil nichts dort religiös vereinnahmt werden soll“, erläuterte Manfred Lang. Letztlich seien schließlich Menschen aller möglichen Religionen, wie des Judentums, aber auch der orthodoxen Kirche, wie auch Atheisten betroffen.
Das Denkmal soll nach dem Beschluss des Rates nun umgehend in Arbeit gegeben und bis zu den Feierlichkeiten vom Bauhof aufgestellt werden.
pp/Agentur ProfiPress