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Friedensverhandlungen in der „Baubud“

Bevor der Bürgermeister die Rathaustürmer zum Umtrunk in den Sitzungssaal einlud präsentierten die Kallbachmücken einen flotten Gardetanz. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress
Bevor der Bürgermeister die Rathaustürmer zum Umtrunk in den Sitzungssaal einlud präsentierten die Kallbachmücken einen flotten Gardetanz. Foto:
Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Narren stürmten das Kaller Rathaus trotz Ladehemmung an der „Kanone“ – Bürgermeister Herbert Radermacher aus „Baubesprechung“ abgeführt – Große Narrenparade mit Jecken auch aus Scheven, Sistig, Sötenich und Wahlen

Kall – Das war knapp! In Kall hätte der Straßenkarneval in diesem Jahr beinahe ausfallen müssen. Dabei waren die Narren scharenweise und kunterbunt kostümiert zum Rathaus gekommen, um sich mit den Karnevalisten, die das Rathaus stürmen und für die tollen Tage besetzen wollten, solidarisch zu zeigen. Allen voran Prinzessin Gabi I., die das närrischen Volk am „Wievertag“ begrüßte, und Prinz Hans I. (beide Lambert) samt Jugendprinzessin Lara II. (Blatt) und Gefolge, den „Möhnen“, der Prinzengarde und den Kallbachmücken sowie der Musikkapelle Kall. Doch dann kam schnell ein Schreckensmoment und das ganze jecke Unterfangen drohte zu scheitern.

Schon Kult beim Kaller Rathaussturm sind die tanzenden Möhnen, die in diesem Jahr Verstärkung vom Gefolge des Prinzenpaares bekamen. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress
Schon Kult beim Kaller Rathaussturm sind die tanzenden Möhnen, die in diesem Jahr Verstärkung vom Gefolge des Prinzenpaares bekamen. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Dabei verlief zunächst alles nach Plan: Auf Befehl ihres obersten Chefs, des Vorsitzenden des Karnevalsvereins „Löstige Bröder Kall“, Werner Keutgen, brachte die Kaller Prinzengarde ihre Kanone, die „Möckeflitsch“, in Position. „Bürgermeister, wir fordern Sie auf, das Rathaus sofort kampflos zu übergeben“, machte ein Gardist einen letzten Versuch, die Angelegenheit mit Herbert Radermacher friedlich zu lösen. Doch der Erste Bürger der Gemeinde verschanzte sich weiter im „Regierungsbunker“, die Lage spitzte sich zu. „Wir werden diesen Bunker jetzt beschießen!“, ordnete Keutgen an. Mit ohrenbetäubendem Getöse feuerte die Garde den ersten Kanonenschuss aufs Rathaus.

Bürgermeister Herbert Radermacher wurde von den Gardisten der Prinzengarde in Ketten gelegt und aus dem Rathaus abgeführt. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress
Bürgermeister Herbert Radermacher wurde von den Gardisten der Prinzengarde in Ketten gelegt und aus dem Rathaus abgeführt.
Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Die Verwaltungsmitarbeiter drängten sich aufgescheucht an den Fenstern. Spätestens jetzt war allen klar: Da braut sich was zusammen. Doch der Bürgermeister blieb weiter stur. Jetzt wollten die Karnevalisten „Ernst“ machen, der nächst Schuss wurde befohlen – aber nichts geschah. Die „Möckeflitsch“ hatte Ladehemmung! Erschrocken hielten die Fastelovendsjecken die Luft an. Würden die tollen Tage in Kall ausfallen müssen?

Löstige-Bröder-Präsident Werner Keutgen (links) begrüßte Jecken, die die Kaller bei der Erstürmung des Rathauses unterstützten. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress
Löstige-Bröder-Präsident Werner Keutgen (links) begrüßte Jecken, die die Kaller bei der Erstürmung des Rathauses unterstützten. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Natürlich nicht – nicht mit diesen Karnevalisten, und erst recht nicht in diesem Jahr, in dem die „Löstige Bröder“ Geburtstag feiern und auf 111 Vereinsjahre zurückblicken können. Zwei Gardisten nahmen sich beherzt der Technik an und, siehe da, der Rathausbeschuss konnte weitergehen. Erleichterte Alaaf-Rufe waren zu hören, das Volk forderte die Kapitulation des Bürgermeisters.

Reinhilde Kirschgens aus dem Vorzimmer des Bürgermeisters (Mitte) hatte sich die Kolleginnen Karin Poth (li.) und Karin Lünebach als Verstärkung geholt. Gemeinsam „eroberten“ sie das Büro des Bürgermeisters. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Reinhilde Kirschgens aus dem Vorzimmer des Bürgermeisters (Mitte) hatte sich die Kolleginnen Karin Poth (li.) und Karin Lünebach als Verstärkung geholt. Gemeinsam „eroberten“ sie das Büro des Bürgermeisters. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Dem musste es angesichts der geballten jecken Allianz auf dem Rathausvorplatz Angst und Bange werden. Auch aus zahlreichen Kaller Ortschaften waren Tollitäten und Karnevalisten angereist, um Schützenhilfe zu leisten. Zwar ohne Tollitäten, aber mit viel „Spaß an der Freud“ und guter Laune waren „Die Jecke vom Hahnebömsche“ aus Scheven und „Die jecke Krohe von Wahle“ aus Wahlen dabei. Die KG „Sütenicher Schlipse“ war mit ihrem Dreigestirn (Prinz Jörg I., Bauer Erik I. und Jungfrau Daniel(a) I.) und dem Kinderprinzenpaar (Damian I. und Annalena I.) vertreten. Auch der Sistiger Kinderkarnevalsverein zeigte Flagge und reiste mit Dreigestirn (Prinz Thomas I., Bauer Ralf I. und Jungfrau Larissa I.) sowie dem Kinderprinzenpaar (Lukas II. und Juliana I.) an. Schließlich kam mit dem Schüler-Dreigestirn und Schulleiterin Andrea Luxenburger-Schlösser auch in diesem Jahr wieder jecke Unterstützung aus der Nikolaus-Schule.

Von der Gaststätte Gier aus zogen die Löstige Bröder mit Prinzengarde, Möhnen und der Musikkapelle Kall zum Rathaus um den Beamtenbunker zu stürmen. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur Profipress
Von der Gaststätte Gier aus zogen die Löstige Bröder mit Prinzengarde, Möhnen und der Musikkapelle Kall zum Rathaus um den Beamtenbunker zu stürmen. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur Profipress

So kam es, wie es kommen musste: Nach einem letzten Warnschuss stürmten die Gardisten Ron und René Chytry ins Rathaus, kämpften sich durch bis zum Bürgermeister und legten ihn in Ketten. Als Bauarbeiter „getarnt“, verriet er dem närrischen Volk: „Sie haben mich mitten aus einer Baubesprechung geholt.“ Denn, so Radermacher: „Wir haben in Kall so viele Baustellen vor der Brust, da haben wir beschlossen, auch selbst aktiv zu werden und das Rathaus kurzerhand in eine »Baubud« umfunktioniert.“ Bevor die ganze Bande dann dort – in der „Baubud“ – bei einem Kölsch in die Friedensverhandlungen einstieg, blieben noch zwei Höhepunkte, die Weiberdonnerstag in Kall nicht fehlen dürfen: Die Auftritte der Kallbachmücken und die der „Mücken, die etwas in die Jahren gekommen sind“ (Werner Keutgen), also der „Möhnen“. Nach deren Tanzdarbietungen war auch dem letzten Kaller klar: Die tollen Tage haben begonnen. Oder, um es mit Werner Keutgens Worten zu sagen: „Der Straßenkarneval ist eröffnet.“

Bevor der Bürgermeister die Rathaustürmer zum Umtrunk in den Sitzungssaal einlud präsentierten die Kallbachmücken einen flotten Gardetanz. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress
Bevor der Bürgermeister die Rathaustürmer zum Umtrunk in den Sitzungssaal einlud präsentierten die Kallbachmücken einen flotten Gardetanz. Foto:
Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

Übrigens stand das in Wahrheit auch nie in Frage – trotz Ladehemmung an der Kanone. Während die Jecken draußen noch um die Macht kämpften, hatten nämlich – wie es sich Weiberdonnerstag gehört – im Rathaus die Frauen die Sache und die Hand genommen. Reinhilde Kirschgens aus dem Vorzimmer des Bürgermeisters hatte sich die Kolleginnen Karin Poth und Karin Lünebach zur Verstärkung geholt und kurzerhand das Büro des Bürgermeisters „erobert“. Dort stießen die „jecken Wiever“ dann mit einem Gläschen Sekt an – auch auf den letzten Rathaussturm, den Reinhilde Kirschgens als Mitarbeiterin erlebt. Sie geht Ende Mai in den verdienten Ruhestand.

Mit der Kanone „Möckeflitsch“ nahm die Prinzengarde der Löstige Bröder das Rathaus unter Beschuss. Nach drei Warnschüssen wurde das Rathaus schließlich gestürmt. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress
Mit der Kanone „Möckeflitsch“ nahm die Prinzengarde der Löstige Bröder das Rathaus unter Beschuss. Nach drei Warnschüssen wurde das Rathaus schließlich gestürmt. Foto: Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress

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