Freunde im Konfettiregen
Nach Corona-Pause und Flutkatastrophe erster größerer Freundschaftsbesuch der Mechernicher nach knapp drei Jahren in ihrer Partnerstadt Nyons – Big Band der Prinzengarde Mechernich beim Blumenkorso mit Konfettiregen – Erinnerung an verstorbene Chantal Gougouzian
Mechernich/Nyons – Krieg in Europa, erstarkende Rechtsnationalisten in Frankreich, Distanz zum Schutz vor der Coronapandemie – es sind schwierige Zeiten, in denen wir leben. Umso wichtiger ist es, Zeichen zu setzen für Frieden, Freundschaft, Gemeinschaft. Was könnte dafür besser geeignet sein, als ein Freundschaftsbesuch von Mechernicher Bürgern in der südfranzösischen Partnerstadt Nyons anlässlich des Ostercorsos – einem Frühlingsfest aus bunten Blumen und Konfetti?
Es war der erste größere Freundschaftsbesuch nach fast drei Jahren, denn aufgrund der Coronapandemie waren auch die deutsch-französischen Freundeskreise zumindest räumlich auf Abstand geblieben. Dass die Krisen den Zusammenhalt der Menschen eher noch gestärkt haben, davon konnten sich mehr als 70 Mechernicher bei ihrem Besuch zu den Osterfeiertagen in Nyons überzeugen.
Zu den Gästen in Nyons gehörten auch die Mechernicher Verwaltungsspitze mit Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, Dezernent Ralf Claßen, Teamleiterin Manuela Holtmeier und der für die Städtepartnerschaft zuständigen Sachbearbeiterin Ewa Bochynek sowie etliche Mitglieder des Freundeskreises Mechernich-Nyons mit dem Vorsitzenden Wilfried Hamacher und seinem Stellvertreter Andreas Sack – den „Mechernicher Gesichtern“ in Nyons. „Im 55. Jahr der Städtepartnerschaft Mechernich-Nyons ist die Freundschaft zwischen den Menschen so groß wie nie zuvor“, berichtet der Freundeskreis-Vorsitzende Wilfried Hamacher.
Dank für großzügige Spende nach der Flut
Dabei nutzten Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und Dezernent Ralf Claßen als Vorsitzender der Mechernich-Stiftung den Besuch auch dazu, den Nyonser Freunden persönlich zu danken. Denn der Gemeinderat des nur knapp 6.800 Einwohner zählenden Ortes hatte im Dezember entschieden, die Opfer der Flutkatastrophe mit der außergewöhnlichen Spendensumme von 100.000 Euro an die Mechernich-Stiftung zu unterstützen.
„Diese Spende war Gold wert für die Menschen hier in der Region. Mit den gesammelten Geldern konnten wir schon viele in Not geratene Familien, Kinder und Senioren unterstützen“, bedankt sich Ralf Claßen im Namen der Mechernich-Stiftung.
Die Osterfeiertage standen dann ganz im Zeichen des 120. Blumencorsos – der ebenfalls coronabedingt zum ersten Mal nach drei Jahren wieder stattfinden konnte. Ähnlich wie im Karnevalszug ziehen dabei mit bunten Papierblumen geschmückte Wagen durch den Ort. Statt Kamelle regnet es dort allerdings Konfetti auf die Zuschauer am Straßenrand.
Konfetti statt Kamelle
Nachdem zuvor am Abend des Karsamstags im Anschluss an einen Fackelzug durch die Gassen der Altstadt die Corsokönigin mit ihren „Demoiselles d’honneur“ (Ehrendamen) gekrönt worden war, konnte der Blumencorso am Ostersonntag feierlich durch die Straßen ziehen. Angeführt wurde der Corso von 30 Musikern der Big Band der Prinzengarde Mechernich, frenetisch gefeiert von den tausenden Zuschauern. „Auch wenn wir die Kamellen beim Straßenumzug vermisst haben, war der Konfettiregen eine lustige Erfahrung“, erzählt Bürgermeister Dr. Schick.
Die Mechernicher Delegation konnte sich den Blumencorso von der Ehrentribüne aus ansehen – gemeinsam mit Vertretern der Stadt Nyons sowie der Nyonser Partnerstädte Nules (Spanien) und Manciano (Italien). Zahlreiche mit Papierblumen geschmückte Mottowagen zogen, begleitet von Musik- und Fußgruppen sowie dem Jubel der Zuschauer, bei strahlendem Sonnenschein an der Tribüne vorbei. „Ein großartiges Feuerwerk an der romanischen Brücke bildete den Abschluss eines äußerst gelungenen Ostersonntags“, erzählt Wilfried Hamacher.
Zusammenhalt und Gemeinschaft
Nachdem der Corso am Ostermontag ein zweites Mal durch Nyons gegangen war, endeten die Festlichkeiten auf Einladung des Comité des Fêtes (Festkomitee) bei einem gemeinsamen Essen zur Musik der Mechernicher Prinzengarde. Zu vorgerückter Stunde zeigten kleine Gesangsgruppen aus den jeweiligen Partnerstädten ihr musikalisches Talent, indem sie Lieder aus ihren Regionen vortrugen. Die Mechernicher Besucher um Bürgermeister Dr. Schick gaben bei dieser Gelegenheit ihre Version des Bläck Fööss-Klassikers „Drink doch ene met“ – und wurden dafür mit großem Applaus von den 250 Gästen bedacht.
Für den Zusammenhalt in der Gemeinschaft, den dieses Mundart-Lied vermittelt, setzte sich in der Mechernich-Nyonser Freundschaft kaum jemand so ein, wie die langjährige Vorsitzende des Comité de Jumelage, Chantal Gougouzian. Im vergangenen Oktober war sie im Alter von nur 67 Jahren verstorben. Zu ihren Ehren wurde am Karfreitag im Collège Barjavel, in dem sie als Deutschlehrerin tätig gewesen war, ein Mehrzwecksaal zu ihren Ehren eingeweiht als „Salle Polyvalente Chantal Gougouzian“.
Freundschaft zwischen Nationen
Der neue Vorsitzende des Comités, Nicolas Eibner, hob die Verdienste Chantal Gougouzians um die Städtepartnerschaft hervor und auch Bürgermeister Pierre Combes sowie die stellvertretende Schulleiterin Estelle Capuano würdigten ihre Leistungen im besonderen Maße. Für emotionale Momente sorgte Wilfried Hamacher, der auf die 30-jährige enge Freundschaft zwischen ihren beiden Familien einging und seine Trauer um den schweren Verlust zum Ausdruck brachte.
Mechernichs Bürgermeister Dr. Schick überreichte der Familie Gougouzian einen Abdruck des von dem Mechernicher Künstler Tom Krey gemalte Portrait von Chantal Gougouzian, welches dieser anlässlich der 50-Jahr-Feier der Städtepartnerschaft im vor fünf Jahren angefertigt hatte. In berührenden Worten würdigte Bürgermeister Dr. Schick das Engagement Chantal Gougouzians für die Partnerschaft beider Städte. „In Anbetracht der aktuellen Situation in Europa ist die Freundschaft zwischen Nationen wichtiger denn je, insbesondere zwischen Frankreich und Deutschland“, betonte er.
Weitere Programmpunkte an den Osterfeiertagen in Nyons waren unter anderem der Besuch der Fotoausstellung „120 Jahre Corso“ sowie eine Stadtführung durch Nyons. Dabei entpuppte sich Bürgermeister Pierre Combes als sachkundiger Gästeführer, der seinen deutschen Freunden die Sehenswürdigkeiten „seiner Stadt“ auf lebendige Art und Weise präsentierte.
Hoffnung für friedvolles Europa
Bei einem gemeinsamen Abendessen kamen schließlich die Delegationen der Nyonser Partnerstädte Mechernich, Nules und Manciano zusammen. Wilfried Hamacher: „Dass der europäische Gedanke in Nyons gelebt wird, zeigten nicht zuletzt auch die Grußworte der jeweiligen Bürgermeister oder deren Stellvertreter. Vive l’Europe, es lebe Europa!“
Er betont, dass die Feierlichkeiten in Nyons wieder einmal gezeigt hätten, wie tief die deutsch-französische Freundschaft – besonders die Freundschaft zwischen Mechernich und Nyons – sei. So sieht es auch Ralf Claßen: „Von der Hilfsbereitschaft und Solidarität der Menschen aus Nyons nach der Hochwasserkatastrophe im vergangenen Jahr sowie von der überwältigenden Gastfreundschaft während des Besuchs in unserer Partnerstadt bin ich tief beeindruckt.“
Beide sind sich einig: Friedliche, fröhlich feiernde Menschen aus verschiedenen europäischen Ländern zu sehen, sollte gerade in diesen schwierigen Zeiten Hoffnung und Zuversicht für ein freiheitliches, gemeinschaftliches und friedvolles Europa geben.
pp/Agentur ProfiPress