Freude schenken zur Weihnachtszeit
Hilfsaktionen für Bedürftige in Mechernich – Weihnachtswunschbaum der Pfarrgemeinde St. Johannes Baptist – Tafel verteilt Weihnachtspakete mit Lebensmitteln
Mechernich – Ein Weihnachtsfest ohne Geschenke: Für die meisten wäre das wohl undenkbar. Aber nicht alle Menschen im Mechernicher Stadtgebiet leben auf der Sonnenseite, bei immer mehr Familien reicht das Geld wenn überhaupt für das Alltägliche. Die Festtagsgans ist hier gestrichen, der Gabentisch bleibt leer. Um auch ihnen eine Freude zu bereiten, werden diejenigen, die auf die Unterstützung der Mechernicher Tafel angewiesen sind, in diesem Jahr mit zwei Hilfsaktionen bedacht.
So schmückte die Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Mechernich in diesem Jahr ein ganz besonderer Weihnachtsbaum: Es ist ein „Weihnachtswunschbaum“. Geschmückt wurde er mit bunten Zetteln, auf denen bedürftige Menschen ihre Wünsche notieren durften.
Darüber hinaus haben zahlreiche Mechernicher sogenannte „Weihnachtspakete“ an die Tafel gespendet, die nun an die Klienten der gemeinnützigen Hilfsorganisation verteilt werden. Haltbare Lebensmittel und weihnachtliche Süßigkeiten befinden sich in den mit Geschenkpapier umwickelten Paketen und die Kinder können sich sogar noch ein kleines Weihnachtsgeschenk aus den gespendeten Spielsachen aussuchen.
Fasziniert beugen sich zwei kleine Mädchen, dick eingepackt mit Winterjacke und Mütze, über eine Kiste mit Barbiepuppen, aus der sie sich jeweils eine aussuchen dürfen. Ein kleiner Junge freut sich zu Weihnachten über ein schwarz glänzendes (Spielzeug-)Auto, während andere vielleicht schon unterm Tannenbaum gemeinsam mit Eltern und Geschwistern ein neues Spiel ausprobieren können.
Verteilt wird das Spielzeug von Carmen Schulte und ihrer Enkelin Karina Güttler. Während die Mechernicher Realschülerin in ihrer Freizeit gerne einmal bei der Tafel aushilft, ist ihre Oma schon seit vier Jahren dabei. Als gelernte Krankenschwester habe sie immer mit Menschen zusammengearbeitet und das würde ihr ohne den Einsatz bei der Tafel fehlen, so die Frührentnerin.
Indessen stehen die Eltern an der langen Theke und nehmen die Weihnachtspakete in Empfang. Rotkohl für das Weihnachtsessen, Lebkuchen für den bunten Teller und ein Päckchen Kaffee schauen aus einem Karton hervor. Zusätzlich bekommt jede Familie noch eine Tüte mit Lebensmitteln, die von den Kunden des Rewe-Marktes gespendet wurden und unter anderem eine Flasche Öl, Orangensaft, Nudeln und Tee enthalten.
Die Empfänger der Pakete sind dankbar für die Unterstützung kurz vor dem Weihnachtsfest. Eine Frau mit roter Weihnachtsmütze bedankt sich sogar mit kleinen Geschenken bei den Helfern der Tafel. Insgesamt 90 Weihnachtspakete werden zusammen mit den Lebensmitteltüten an die Bedürftigen aus Mechernich ausgegeben. Damit alles gerecht verteilt wird, erhält jeder der Anwesenden eine Nummer, die gleichzeitig in einen Los-Topf wandert und per Zufallsprinzip gezogen wird.
Während die Weihnachtspakete für die Tafel eine bereits bekannte und kreisweit durchgeführte Aktion sind, ersetzt der Weihnachtswunschbaum der Mechernicher Pfarrgemeinde St. Johannes Baptist zum ersten Mal die Caritas-Haussammlung. „Es sollen wirkliche Herzenswünsche erfüllt werden“, erklärt Gemeindereferentin Maria Jentgen den Hintergedanken.
Es gab durchaus Skeptiker, die der Sache mit gemischten Gefühlen entgegensahen. Würden vielleicht Begehrlichkeiten geweckt und zuhauf unerfüllbare Ansinnen nach iPhones und Tablet-PCs gestellt? Immerhin galt das Gebot der Anonymität, die Zuteilung erfolgt über ein Nummernsystem. Doch mitnichten. „Wir wurden angenehm enttäuscht“, drückt es Maria Jentgen aus. Bettwäsche, Handtücher, ein Paar Schuhe: Die Wünsche offenbaren keine luxuriösen Begehrlichkeiten, sondern den Mangel am Nötigsten und widersprechen sämtlichen Klischees vom „Sozialschmarotzer“.
„Eine ältere Dame wünschte sich ausschließlich Süßigkeiten, um ihrer vielköpfigen Enkelschar eine Freude bereiten zu können“, berichtet die Gemeindereferentin weiter. Ohnehin standen eigene Bedürfnisse selten im Vordergrund. Großeltern wünschten sich fast immer Geschenke für die Enkel, Mütter und Väter dringend benötigte Dinge für ihre Kinder. „Wir wünschen uns nichts, wir bekommen doch hier alles, was wir brauchen“, sei spontan oft die erste Reaktion auf das Angebot der Pfarrgemeinde gewesen, erzählt Sabine Henze, Mitarbeiterin des Mechernicher Tafel-Teams. Viele habe es Überwindung gekostet, den Zettel auszufüllen. Doch mittlerweile überwiege der Frohsinn die Scham. „Die Leute freuen sich unwahrscheinlich“, so Sabine Henze.
Der Ansturm auf die Wunschzettel war enorm, der in der Pfarrkirche aufgestellte Wunschbaum schnell „abgeräumt“. „Es haben noch lange danach Leute im Pfarrbüro angerufen und nach Zetteln gefragt“, berichtet Maria Jentgen. Die Möglichkeit, konkret helfen zu können, sei begeistert aufgenommen worden. Nicht nur von Einzelpersonen, auch das Männerballett und die Tanzgarde aus Bleibuir sowie der Festausschuss Mechernicher Karneval und ein Geschäftsmann aus Mechernich machten mit. Letzterer erfüllte den Wunsch einer Mutter, ihrem Sohn eine Matratze zu Weihnachten schenken zu können.
Und ja, ein einziger Tablet-PC war dabei. „Darf ich das wünschen?“, hatte die Mutter gefragt. „Sie dürfen“, lautete Maria Jentgens Antwort. Auch dieser Herzenswunsch geht in Erfüllung: Mehrere Familien legten dafür zusammen.
pp/Agentur ProfiPress