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Franzosen kaufen Eifeler Eiche für Weinfässer

Wenn 200 Jahre alte Bäume den Besitzer wechseln: Geschäfte mit dem Wald im Bitburger Bedhard

Bitburg – Sprichwörtlich astrein muss es sein, das Eichenholz, in dem einmal ein Bordeaux- oder Chardonnay-Wein reift und den typischen Barrique-Charakter erlangt. Der Weg von der Rebe ins Fass beginnt für manch edlen französischen Tropfen in den Wäldern der Eifel – und zwar im Bitburger Bedhard. Dort kaufte ein französischer Küfer 200 Jahre alte Bäume. Beim Verkauf des hochwertigen Fassholzes werden gute Erlöse erzielt.

Trotz des lukrativen Geschäftes wird auf Nachhaltigkeit geachtet: Obwohl mit dem Fassholz hohe Preise zu erzielen sind, lassen die Kommunen deshalb nicht gleich alles abholzen – ein Aspekt, der auch der Zukunftsinitiative Eifel am Herzen liegt. Sie ist Initiatorin des Netzwerks „Holz- und Forstwirtschaft“, das die Nutzung des wichtigen Rohstoffes Holz forcieren soll.

„In alten Beständen raten wir immer nur dann zu ernten, wenn sich der Bestand auf der anderen Seite gerade durch Samenabfall selbst verjüngt. Wir brauchen die alten Bäume für diese natürliche Verjüngung. Deshalb sollten in alten Beständen Verjüngung und Ernte immer Hand in Hand gehen“, sagte Revierförster Otmar Koch, Leiter des Gemeinschaftsreviers Bitburg-Fließem-Steinborn im Gespräch mit Dagmar Schommer. Die Redakteurin des „Trierischen Volksfreundes“ berichtet in der Bitburger Ausgabe vom 11. Januar ausführlich über das Geschäft mit dem Holzfassproduzenten aus dem französischen Bordeaux.

„1812: Die Erstauflage von Grimms Märchen erscheint, Beethoven vollendet seine siebte Sinfonie, Napoleon greift Russland an und erlebt drei Jahre später sein „Waterloo“, während im englischen Middleton die erste Zahnradbahn ihren Betrieb zum Kohletransport aufnimmt. Bitburg wird von den Franzosen verwaltet und geht 1815 zurück an die preußische Rheinprovinz. In dieser Zeit sprießen in der Eifel die Eichen aus dem Boden, die diese Woche Stamm an Stamm zum Verkauf im Bitburger Stadtwald Bedhard liegen“, beginnt sie ihre Schilderung.

25 bis 30 Meter hoch waren die rund 200 Jahre alten Bäume, bevor sie geerntet wurden. Bei der Vermarktung bedienen sich die kommunalen Reviere wie auch die Privatwaldbesitzer der Hilfe des Forstamts und der Eifel Wald und Holz Management GmbH. „Das Eifeler Eichenholz hat einen sehr guten Ruf“, zitiert der „Volksfreund“ Detlef Rating von der Zentralstelle der Forstverwaltung in Neustadt. Er hat den Kontakt zum Kunden aus dem französischen Bordeaux hergestellt.

Fassholz muss höchsten Ansprüchen genügen und ist seinen Preis von 450 bis 550 Euro pro Festmeter wert und damit deutlich teurer als Brenn- oder Industrieholz.

„Der Küfer aus dem Bordeaux begutachtet Stamm für Stamm, misst, welche Abschnitte er als Fassholz gebrauchen kann, und gibt die Maße an die Mitarbeiter von Landesforsten durch. Rund 250 Festmeter liegen zur Prüfung im Bedhard bereit – davon etwa ein Zehntel aus dem Bitburger Stadtwald“, schreibt Schommer.

Ließ das Überangebot nach dem Sturm Kyrill die Holzpreise stark sinken und machte sich auch die Finanzkrise durch eine rückläufige Nachfrage auf dem Holzmarkt bemerkbar, so stiegen die Preise für Industrie- und Sägeholz im vergangenen Jahr sogar um zehn bis 15 Prozent.

„Von Wirtschaftskrise spüren wir im Moment nichts“, zitiert die Journalistin den Förster. Auch wenn das Fassholz nur einen geringen Teil des gesamten Holzverkaufs ausmache, freue es Koch dennoch, dass auch diesmal die Qualität der Eichen aus seinem Revier den Ansprüchen des Küfers genügten: „Ich mag den Barrique-Geschmack auch selbst. Aber ob der Rotwein in Fässern aus Eifeler Eiche gereift ist, würde ich natürlich nicht herausschmecken.“

pp/Agentur ProfiPress