Fiese Banden, Schneegestöber und Werwölfe in der Eifel
Elf Preisträger beim ersten Lit.Eifel-Jugendliteraturwettbewerb ausgezeichnet – Nachwuchsautoren schrieben Krimis, Fantasy-Geschichten und emotionale Dramen unter dem Titel „Nichts los in der Eifel?“ – Zwei Sonderpreise für besonders illustrierte Beiträge
Eifel/ Nettersheim – „Das lohnt sich“, kündigte Nettersheims Bürgermeister Wilfried Pracht die preisgekrönten Kurzgeschichten im Rahmen des ersten Lit.Eifel-Jugendliteraturpreises an. 37 Teilnehmer in drei Altersgruppen zwischen sechs und neunzehn Jahren hatten ihre Beiträge zum Thema „Nichts los in der Eifel?/Nichts los in Ostbelgien?“ eingereicht. Dabei haben sie die fünfköpfige Jury „beeindruckt, bewegt und berührt“, so Autor und Jurymitglied Andreas Züll. Zur Preisverleihung kamen jetzt mehr als 80 Gäste ins Nettersheimer Literaturhaus, die zum Teil sogar nur noch draußen Platz fanden. Pro Alterklasse wurden drei Auszeichnungen vergeben, außerdem zwei Sonderpreise für besonders kreativ illustrierte Geschichten.
Zum ersten Mal wurde der Jugendliteraturpreis von der Lit.Eifel und vom Literaturhaus Nettersheim ausgerichtet. Aufgrund des Riesenerfolgs ist schon klar: Es wird im nächsten Jahr eine Fortsetzung geben. „Es konnten leider nicht alle gewinnen, aber wir hoffen, dass alle im nächsten Jahr wieder mit dabei sind“, so Andreas Züll. Die Jurymitglieder hatten in einem ersten Schritt ihre jeweiligen Favoriten aus den eingesandten Geschichten gewählt, um dann in gemeinsamer Runde die Gewinner zu bestimmen. Bewertungskriterien waren neben Inhalt, Aufbau, Logik und sprachlicher Gestaltung natürlich auch der Bezug zur Eifel, beziehungsweise zu Ostbelgien.
Um diesen Bezug herzustellen, muss man nicht zwingend in der Region leben – so bewies es zumindest die Gewinnerin in der Altersklasse der Sechs- bis Zehnjährigen. Die achtjährige Sude Cakar kommt aus München und begeisterte die Jury mit ihrer „Mutmachgeschichte von einem Kind für Kinder“. In „Julia und die fiese Bande“ geht es um ein junges Mädchen, das wegen eines sternförmigen Leberflecks im Gesicht von der „fiesen Bande“ in der Schule gemobbt wird. Zu Hilfe kommt ihr die neue Mitschülerin Elma, die in Wirklichkeit eine Hexe ist. Als bei einer Mutprobe eines der Bandenmitglieder in Gefahr gerät, liegt es an Julia, schnell zu handeln. Auf dem zweiten Platz wurde Anton Schanz (11) aus Biederitz für seinen Beitrag „(K)eine ganz normale Freundschaft“ ausgezeichnet, den dritten Preis erhielt die neunjährige Maria Falkenberg für ihre spannende Kriminalgeschichte um das City-Outlet in Bad Münstereifel.
In der Altersgruppe der Elf- bis Fünfzehnjährigen machte Vanessa Haag aus Bad Münstereifel das Rennen. „Nichts los in der Eifel?“ hatte sie ihre Fantasygeschichte mit Gruselfaktor genannt. „Wölfe sind meine Lieblingstiere und ich wollte schon immer mal etwas über Mythen schreiben“, erzählt die 14-Jährige. Eine gelbes Augenpaar und eine große Schnauze gehören zu der Kreatur, die ein junges Mädchen beim Spaziergang durch den Eifeler Wald in Angst und Schrecken versetzen. Gibt es einen Zusammenhang mit dem zurückgezogenen Mitschüler, der neben wirren Haaren und schwarz geränderten Augen plötzlich auch seine spitzen Eckzähne aufblitzen lässt? Auf dem zweiten Platz folgte Ulrike Schuppener (13) aus Roetgen mit ihrer musikalischen Kurzgeschichte „Die zwei magischen Geigen“. Den dritten Platz belegte Chiara Fabiano (14) aus Zülpich-Hoven mit „Nebel über den Feldern“, einer stillen Geschichte voller intensiver Gefühle über das Leben in der Eifel.
Maike van der Hoek aus Nettersheim punktete schließlich in der Altersklasse der 16- bis 19-Jährigen mit einem gefühlsstarken Beitrag über den plötzlichen Einbruch des Todes. Eine Schneelandschaft bildet die Kulisse, in der die Gedanken eines jungen Menschen sich um einen schrecklichen Autounfall und den Verlust des Vaters drehen. „Ich kann nicht so gut fröhliche Sachen schreiben“, lächelt die 16-Jährige, deren Vater in Wirklichkeit wohlauf ist. „Ich habe mir überlegt, womit ich diese Situation verbinden würde und mir diese Gefühle dann vorgestellt“, erklärt die junge Autorin. Seit zwei Jahren besucht sie in Nettersheim die Schreibwerkstatt – offensichtlich mit großem Erfolg. „Maike van der Hoek hat die Leere des Ich-Erzählers mit stimmigen Bildern gefüllt“, lobte Jurymitglied Andreas Züll. Die Autorin liest aus ihrer Geschichte: „Dein Lachen hat die ganze Eifel erfüllt. Jetzt ist wirklich nichts mehr los in der Eifel.“
Mit dem zweiten und dritten Preis ausgezeichnet wurden zwei junge Frauen aus Belgien. Eine unter die Haut gehende Geschichte vom Tod einer nahestehenden Person lieferte die 18-jährige Emilie Erkens aus Eupen unter dem Titel „Meine Schwester“. Die 16-jährige Jenny Toussaint aus Bütgenbach beeindruckte die Jury mit einer bittersüßen und treffsicher pointierten Liebesgeschichte.
Für die eindrucksvollen Beiträge, die nicht so richtig ins Bewertungsschema passen wollten, lobte die Jury zwei Sonderpreise aus. Lukas Schieffer (11) aus Nideggen hatte seine Klassenfahrt in die Eifel mit Lagerfeuer, Schiffsfahrt und allem was dazu gehört selbst illustriert. Auch Eva Strauch aus Marmagen hatte ihre Geschichte „Es war einmal ein Hase…“ mit selbst gemalten Bildern bestückt. Die Siebenjährige war die jüngste Teilnehmerin für den Jugendliteraturpreis und konnte mit einer fantastischen Kurzgeschichte zum Schmunzeln punkten. Sie erzählt von einem Hasen, der gerne nach Afrika reisen möchte, mit seiner Rakete aber versehentlich auf dem Mond landet – und diesen natürlich für Afrika hält…
Für das Team der Lit.Eifel belegt der Erfolg des ersten Jugendliteraturwettbewerbs einmal mehr, dass eines ihrer erklärten Anliegen – auch speziell junge Leser anzusprechen und für Literatur zu begeistern – aufgeht. Alle weiteren Termine und Vorverkaufsstellen gibt’s unter www.lit-eifel.de.
pp/Agentur ProfiPress