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Fernschreiber laufen wieder

Ehemalige Bunkeranlage der Landeszentralbank in Mechernich-Satzvey öffnet am Samstag, 19., und Sonntag, 20. Mai, erstmals Türen für die Öffentlichkeit – Vorbereitungen zur Dokumentationsstätte laufen auf HochtourenInfos und Anmeldung bei der Touristik-Agentur Mechernich

 

Das Arbeitszimmer des Präsidenten der Landeszentralbank, für den eines von drei Einzelschlafzimmern reserviert war. Foto: Bunker Satzvey/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich- Satzvey –  Der Herd ist geputzt, Geldscheine einer geheimen D-Mark-Serie kehren zurück, die Fernschreiber laufen wieder: Die vergessene Bunker-Welt unter dem Mechernicher Dorf Satzvey im Kreis Euskirchen bereitet sich auf ihren ersten öffentlichen Auftritt am Samstag, 19., und Sonntag, 20. Mai vor. Gleichzeitig wird intensiv daran gearbeitet, in dem nuklearwaffensicheren Bauwerk eine Dokumentationsstätte mit dem Themenschwerpunkt „Kalter Krieg“ zu installieren.  

Fast ein halbes Jahrhundert lang waren die zahlreichen Flure und an die 100 Zimmer der verbunkerte „Ausweichsitz der Landeszentralbank Nordrhein-Westfalen“ – und ein großes Geheimnis, von dem die Öffentlichkeit nichts wissen durfte. Im Kalten Krieg von 1966 bis 1969 unter absoluter Geheimhaltung gebaut, sollte die 2000 qm große Unterwelt unter einer Satzveyer Grundschule den leitenden Köpfen des Geldinstitutes im Ernstfall Schutz bieten und so das Zahlungs- und Kreditwesen auch im Krisenfall sicherstellen. Exakt 103 Menschen wären dafür im Bunker eingerückt und hätten sich hinter den Atomschutztüren unter anderem weiter mit den Themen „Devisen“, „Besoldung“ oder „Kreditwesen“ beschäftigt.

„Kleines Kaffeekännchen“ für den Atomkrieg

Mindestens 14 Tage hätten die Düsseldorfer Banker von der Außenwelt abgeschirmt in ihrem Satzveyer Bunker verbringen können und hätten dabei alles an Bord gehabt, was man zum Leben und Arbeiten benötigt. Ein 90 Meter tiefer Brunnen hätte die Wasserversorgung sichergestellt, Nahrungsmittel waren rund um die Uhr eingelagert und die Kraftstofftanks für die unterirdische Notstromerzeugung immer gefüllt. Stumme Zeitzeugen dokumentieren diese Jahre noch heute, so etwa die Packlisten für die Geschirrkisten: „120 Untertassen mit rotem Rand“ und „11 kl. Kaffeekännchen“ wären mit in den Atomkrieg gezogen, alles sorgsam verpackt in „Kiste Nr. 3“.

Zufälle hatten keinen Platz in dieser Form staatlicher Organisation. Im Rahmen der Notstandsplanung galten die so genannten Wirtschaftssicherstellungsgesetze als Voraussetzung für die Funktionstüchtigkeit der Bundesrepublik im Krisen- und Kriegsfall. Somit kam der Geldversorgung und geschützten Einlagerung von „Sonderwerten“ eine zentrale Rolle zu. In diesem Zuge entwarf Bundesbank auch eine geheime D-Mark-Serie – streng abgeschirmt von der Öffentlichkeit, versteht sich. Die Bundeskassenscheine sollten im Ernstfall das Münzgeld ersetzen.

Jahrzehnte ohne jeden Besuch

All das ist heute Geschichte. Die Bunkeranlagen, aus denen im Kalten Krieg die Geldausgabe organisiert werden sollte, wurden nach Ende des Ost-West-Konfliktes geschlossen. Seit über 20 Jahren schlummerte so ein Stück deutscher Geschichte unter der Erde – häufig ohne Kenntnis selbst der nächsten Nachbarn und seit Jahren von niemandem betreten.

Auch der Bunker in Mechernich-Satzvey hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Aktuell entwickelt er sich vom Staatsgeheimnis zur Dokumentationsstätte. Initiatoren sind die Stadt Mechernich und die Bunker-Dokumentationsstätten in Marienthal, Schirmherr ist Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick.

Mit großem technischem und organisatorischem Aufwand im Bunker selbst, aber auch durch jahrelange Recherchen in Archiven, aus zahlreichen Gesprächen mit Zeitzeugen und Unterstützung durch Unternehmen und Einrichtungen wurden ideale Rahmenbedingungen für die neue Aufgabe der Anlage geschaffen. Bereits jetzt dokumentieren sowohl die zahlreichen Anmeldungen für die Besichtigungstouren am 19. und 20. Mai, als auch die von Schulen über den Premierentermin hinaus das starke Interesse an diesem Teil deutscher Geschichte, die in knapp eineinhalbstündigen Führungen „vor Ort“ vermittelt wird.

 Anmeldung und Infos

Weitere Infos gibt es unter www.bunker-doku.de. Anmeldungen zu Führungen nimmt die  Touristik-Agentur Mechernich entgegen unter Telefon 024 43/ 49 43 21.

Adresse: Bunkeranlage der Landeszentralbank Nordrhein-Westfalen unter der Schule am Veybach (Förderschule der Stadt Mechernich), Am Kirchturm in 53894 Mechernich.

Öffnungszeiten:
19. und 20. Mai 2012, 10 bis 18 Uhr

Eintrittspreise:
Einzelbesucher: 8 €uro/Person; ermäßigt (für Behinderte ab 50 %, Schüler, Studenten, Azubi, Wehrdienstleistende, Zivildienstleistende; gegen Ausweisvorlage): 5 €uro/Person; Kinder unter 12 Jahren frei (in Begleitung eines Erwachsenen); Familienkarte (2 Erwachsene und bis zu 5 Kinder bis 18 Jahre): 15 €uro; Fotografenrunde am 19. Mai zwischen 18 und 20 Uhr (ohne Führung; freies Bewegen in der Anlage): 15 €uro. Fotoerlaubnis: 2 €uro/Person (für private Zwecke, ohne Stativ; Videoaufnahmen sind nicht erlaubt).

Bitte beachten: In der Bunkeranlage müssen Treppen zurückgelegt werden. Tiere sind nicht erlaubt.

Übrigens: Mit dem „Kinderritterfest“ auf der Burg bietet das Örtchen Satzvey am Wochenende 19./ 20. Mai ein weiteres Event und die Möglichkeit, auf Zeitreise zu gehen – vom Mittelalter hinein ins Atomzeitalter. Beide Orte liegen weniger als 200 Meter voneinander entfernt – Geschichte, die sich bequem zu Fuß erleben lässt. Infos zum Ritterfest auf der Burg Satzvey gibt es im Internet: www.burg-satzvey.de